Rieser Nachrichten

Zum 13-Jährigen eine Premiere

In der Nördlinger Spitalkirc­he feiert das H2F-Trio sein Jubiläum mit einem Konzert auf höchstem Niveau. Nur eines finden manche Zuhörerinn­en und Zuhörer ärgerlich.

- Von Peter Urban

Ganz in Blau war der Altar ausgeleuch­tet und fast in Stress versetzt waren die Mitorganis­atoren der Kantorei St. Georg um Wolfgang Holik, weil sie vom großen Interesse des Publikums und vom regelrecht­en Ansturm auf die allerletzt­en noch verfügbare­n Stühle im überfüllte­n Gotteshaus sichtlich überrollt wurden. Was auf der einen Seite ein gutes Zeichen ist (der Ansturm), auf der anderen Seite den Veranstalt­ern zu denken geben sollte: Freien Eintritt für ein Konzert dieser Klasse, auf diesem Niveau sollte man sich in Zukunft überlegen.

Vielleicht würde sich dadurch der durchaus ärgerliche vorzeitige Aufbruch von Zuhörern schon kurz vor Schluss des offizielle­n Teils wohl vermeiden lassen. Frei nach Schwabenar­t: „Was nix koscht, isch nix wert“. Denn das haben die drei Musiker des H2f-Trios alles andere als verdient. Sie lieferten ein sensatione­lles Konzert auf allerhöchs­tem Niveau ab: Christoph Heinrich (Orgel, Piano), Thomas Höpfner (Schlagzeug) und Bernd Fischer (alle Saxofone) haben ein emotionale­s

Feuerwerk zu ihrem 13-Jährigen abgebrannt.

Sie begannen auf der Empore mit Orgelbegle­itung und den „Brother Wind March“von Jan Garbarek, den sie inzwischen auf dem Niveau des Meisters selbst interpreti­eren. Das Adagio aus der Triosonate von Johann Sebastian Bach präsentier­en die Drei unglaublic­h gefühlvoll, um dann bei Barbara Dennerlein­s „Spiritual Movement“druckvoll Gas zu geben. Mitten unter Hans Zimmer „Interstell­ar Suite“wechseln sie dann von der Empore hinunter vor

das Publikum unter das blaue Licht des Altars. Und während Tom Höpfner oben den Rhythmus hält, übernehmen Klavier und Sax so lange, bis dann auch der Schlagzeug­er den Weg hinunter zu seinem zweiten Drumset gefunden hat.

Ein originelle­r optischer Höhepunkt, in den sich die weiteren Stücke von „Alices Of My Life“von Cecile Strange über Interpreta­tionen von Troisense („A Far-off-Place“– Christoph Heinrich toll am Klavier) oder Tord Gustavsen („On Every Corner“) nahtlos einfügen. Dazwischen

dann tatsächlic­h eine Welturauff­ührung im Ries: das erste selbst geschriebe­ne Stück des H2F-Trios, das – laut Christoph Heinrich – noch ohne Namen ist und in der Setlist vorerst nur mit „Inception/Initation“umschriebe­n ist. Die Zuhörer, die auch dieses völlig neue Hörerlebni­s größtentei­ls sehr wohlwollen­d aufnahmen, wurden sogar aufgeforde­rt, auf ihr Gefühl dabei zu hören und unter Umständen der Gruppe zu helfen, dafür einen Titel zu finden.

Den Schluss des offizielle­n Teils bildete „Joni“des Mathias Eick Quintet und hier begann – nach übereinsti­mmender Ansicht mehrerer Besucher nach dem Konzert – die ärgerliche Unruhe, als Zuhörer das Konzert verließen, bevor die Künstler mit zwei Zugaben weiterhin glänzten: Brad Mehldaus „Waltz for J.B.“und dem wunderbar weichen „Liberetto“von Lars Danielsson. Großer Applaus, größtentei­ls stehend, würdigte die überragend­e Leistung und den Hörgenuss, welchen das Trio an diesem Abend „für lau“in die Nördlinger Spitalkirc­he zauberte. Ein Erlebnis, das Interessie­rte Ende April im Oettinger Orgelmuseu­m bestimmt noch einmal so klangvoll genießen können.

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Das H2F-Trio spielte in der Spitalkirc­he in blauem Licht. Foto: Peter Urban

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