Zum 13-Jährigen eine Premiere
In der Nördlinger Spitalkirche feiert das H2F-Trio sein Jubiläum mit einem Konzert auf höchstem Niveau. Nur eines finden manche Zuhörerinnen und Zuhörer ärgerlich.
Ganz in Blau war der Altar ausgeleuchtet und fast in Stress versetzt waren die Mitorganisatoren der Kantorei St. Georg um Wolfgang Holik, weil sie vom großen Interesse des Publikums und vom regelrechten Ansturm auf die allerletzten noch verfügbaren Stühle im überfüllten Gotteshaus sichtlich überrollt wurden. Was auf der einen Seite ein gutes Zeichen ist (der Ansturm), auf der anderen Seite den Veranstaltern zu denken geben sollte: Freien Eintritt für ein Konzert dieser Klasse, auf diesem Niveau sollte man sich in Zukunft überlegen.
Vielleicht würde sich dadurch der durchaus ärgerliche vorzeitige Aufbruch von Zuhörern schon kurz vor Schluss des offiziellen Teils wohl vermeiden lassen. Frei nach Schwabenart: „Was nix koscht, isch nix wert“. Denn das haben die drei Musiker des H2f-Trios alles andere als verdient. Sie lieferten ein sensationelles Konzert auf allerhöchstem Niveau ab: Christoph Heinrich (Orgel, Piano), Thomas Höpfner (Schlagzeug) und Bernd Fischer (alle Saxofone) haben ein emotionales
Feuerwerk zu ihrem 13-Jährigen abgebrannt.
Sie begannen auf der Empore mit Orgelbegleitung und den „Brother Wind March“von Jan Garbarek, den sie inzwischen auf dem Niveau des Meisters selbst interpretieren. Das Adagio aus der Triosonate von Johann Sebastian Bach präsentieren die Drei unglaublich gefühlvoll, um dann bei Barbara Dennerleins „Spiritual Movement“druckvoll Gas zu geben. Mitten unter Hans Zimmer „Interstellar Suite“wechseln sie dann von der Empore hinunter vor
das Publikum unter das blaue Licht des Altars. Und während Tom Höpfner oben den Rhythmus hält, übernehmen Klavier und Sax so lange, bis dann auch der Schlagzeuger den Weg hinunter zu seinem zweiten Drumset gefunden hat.
Ein origineller optischer Höhepunkt, in den sich die weiteren Stücke von „Alices Of My Life“von Cecile Strange über Interpretationen von Troisense („A Far-off-Place“– Christoph Heinrich toll am Klavier) oder Tord Gustavsen („On Every Corner“) nahtlos einfügen. Dazwischen
dann tatsächlich eine Welturaufführung im Ries: das erste selbst geschriebene Stück des H2F-Trios, das – laut Christoph Heinrich – noch ohne Namen ist und in der Setlist vorerst nur mit „Inception/Initation“umschrieben ist. Die Zuhörer, die auch dieses völlig neue Hörerlebnis größtenteils sehr wohlwollend aufnahmen, wurden sogar aufgefordert, auf ihr Gefühl dabei zu hören und unter Umständen der Gruppe zu helfen, dafür einen Titel zu finden.
Den Schluss des offiziellen Teils bildete „Joni“des Mathias Eick Quintet und hier begann – nach übereinstimmender Ansicht mehrerer Besucher nach dem Konzert – die ärgerliche Unruhe, als Zuhörer das Konzert verließen, bevor die Künstler mit zwei Zugaben weiterhin glänzten: Brad Mehldaus „Waltz for J.B.“und dem wunderbar weichen „Liberetto“von Lars Danielsson. Großer Applaus, größtenteils stehend, würdigte die überragende Leistung und den Hörgenuss, welchen das Trio an diesem Abend „für lau“in die Nördlinger Spitalkirche zauberte. Ein Erlebnis, das Interessierte Ende April im Oettinger Orgelmuseum bestimmt noch einmal so klangvoll genießen können.