Wie wird man eine Clownin, Bettina Heinicke?
Die gebürtige Nördlingerin und Finanzbuchhalterin hilft Menschen in Pflegeheimen und Kindern in Krankenhäusern. Bis zu den Clownvisiten verfolgte sie jedoch andere Wege.
Offenheit, Beharrlichkeit und unbedingte Neugierde sind die hervorstechenden Eigenschaften, über die ein Clown verfügen muss, um seiner Berufung nachgehen zu können. Und eine Berufung ist das, was die gebürtige Nördlingerin Bettina Heinicke umtreibt. „Ein Clown ist ständig verliebt in alles, was er sieht und tut“, sagt sie und redet dabei mit Händen und Füßen, sodass man sich bestens vorstellen kann, dass ihre Performance vor Publikum so oder so ähnlich ausfallen könnte. Sie sprüht vor Energie und erzählt von der Begeisterung, mit der sie ihre Clownrolle heute ausfüllt. Ihr Leben ist, wie man sich das bei einem Clown wie selbstverständlich vorstellt, nicht immer geradlinig verlaufen.
In der Nördlinger Eisengasse aufgewachsen, hat Bettina Heinicke zunächst in Stuttgart Konditorin gelernt. Gleich danach ist sie, „blauäugig wie ich war“, mit ihren neu erworbenen Kenntnissen in die Schweiz gegangen, nach Crans Montana, ohne auch nur ein Wort Französisch zu sprechen. „Ich habe es überlebt“, lacht sie, diese neun Wochen haben ihr in der Nachbetrachtung eine Menge positive Erfahrungen mitgegeben. Nämlich die, dass sie in Zukunft kein Abenteuer scheuen wird.
Als Kunsthandwerkerin „für Zucker und Marzipan“ist sie nach Japan gegangen, dann ins Donau-Ries zurückgekehrt und hat sich mit Torten auf Bestellung selbstständig gemacht. Zuvor ist sie mit ihrem Mann nach Trochtelfingen gezogen, geheiratet haben sie aber in Hawaii („Das war mein größter Wunsch“) und sich zu Hause eine Backstube eingerichtet („Das war mein zweitgrößter Wunsch“). Nebenher „und zwischendrin“hat sie drei Kinder großgezogen und als mit dem Internet auch das „Torteninfluenzer“-Angebot zugenommen hat, ist
Bettina Heinicke ausgestiegen und buk fortan nur mehr für das Samocca in Aalen.
Acht Jahre lang, bis ihr auch das zu langweilig wurde und sie nach der Ausbildung zur Betriebswirtin des Handwerks in einem Ingenieurbüro als Assistentin der Geschäftsleitung anheuerte. Dass sie ihre Torten auch über 20 Jahre lang auf dem Nördlinger Markt verkauft hat, erwähnt sie zwischendrin einmal, man kann ihre vielen Jobs und Lebenswendungen in der Geschwindigkeit, wie sie sie erzählt, kaum folgen. Bei einem Partnerseminar kam sie mit der Clownerie in Berührung und sei sofort infiziert gewesen, wie sie sagt. Aber wie wird man Clown? Über eine Clownschule am Bodensee kam sie zu Christel Ruckgaber und deren Clownschule in Tübingen,
wo sie eine Weiterbildung zur professionellen Clownin für Kinderkliniken und Pflegeeinrichtungen anschloss. Diese Fortbildung befähigt die Teilnehmerinnen, Clownvisiten bei kranken und schwer kranken Kindern in Kliniken oder Clownbesuche bei alten, bettlägerigen oder demenziell erkrankten Menschen in Pflegeheimen durchzuführen. „Seitdem bin ich hybrid-selbstständig“, lacht sie, „ich arbeite sowohl als Finanzbuchhalterin als auch als Clown. Ein durchaus spannender Wechsel zwischen Ernsthaftigkeit und Clownerie.“Cocobella heißt ihre Figur, mit der sie sowohl als Begegnungsclownin in Pflegeheimen unterwegs ist, aber auch bei Festen, Firmenjubiläen und Hausbesuchen mit ihrem Programm „Clown & Poesie“. Ihr jüngstes Abenteuer ist erst ein paar Monate her. Für „World Unite“war sie Ende 2023 in Kapstadt/Südafrika, wo sie in einer Einrichtung für benachteiligte Kinder in einem Township volontierte. Als sie feststellte, dass es dort nicht einmal für jedes Kind einen Löffel gab, hat sie die Aktion „Löffel für alle“ins Leben gerufen. „Meine größte Freude ist die Zufriedenheit“, sagt Bettina Heinicke. Sogar wenn sie nur (!) darin besteht, dass die Kinder dort jetzt alle einen eigenen Löffel haben.
„Meine größte Freude ist die Zufriedenheit.“
Bettina Heinicke