Von wegen arm wie eine Kirchenmaus
Einige Bistümer in Deutschland sind schwer reich
Bonn/Trier. Eines muss man ihm lassen: Der zurückgetretene Limburger katholische Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat unfreiwillig eine große Transparenz- Offensive in der katholischen Kirche ausgelöst: Seit dem Bauskandal um das Limburger Bischofshaus legen immer mehr Diözesen ihre Einnahmen und ihr Vermögen offen.
Das allerdings ist mühsam: „Nach außen wirkt die Kirche wie ein einheitlicher Konzern“, sagt der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst. In Wirklichkeit aber gibt es eine Vielfalt an Haushalten von Bistümern, Pfarreien, Stiftungen, Unternehmen und Organisationen. Vielfältig ist auch der Besitz an Immobilien, landwirtschaftlichen Flächen und Aktien – und die Verpflichtungen der Kirche für Altersversorgung, Denkmalschutz oder Erhalt von Bauwerken. Ein selbst für Experten schwer durchschaubares Geflecht.
Am Mittwoch legte das große Erzbistum Köln erstmals eine Gesamtbilanz für 2013 vor: Es verfügt über ein Gesamtvermögen von rund 3,35 Milliarden Euro, die einzelnen Kirchengemeinden nicht eingerechnet. Wie Köln haben bereits die Bistümer Limburg, Osnabrück und Essen Gesamtbilanzen veröffentlicht. Experten rechnen damit, dass in den nächsten eineinhalb Jahren 23 aller 27 deutschen Bistümer ihr Vermögen offengelegt haben.
Öffentlich nachvollziehbar waren bislang vor allem die laufenden Einnahmen und Ausgaben. Der größte Posten entfällt da stets auf die Kirchensteuer. Und die sprudelt wegen der guten Konjunktur und trotz hoher Aus- trittszahlen seit Jahren kräftig. Insgesamt erhielt die katholische Kirche 2013 rund 5,45 Milliarden Euro Kirchensteuer, die Protestanten nahmen erstmals knapp über fünf Milliarden Euro ein. Schon mit Blick auf die Kirchensteuer ist klar, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den Bistümern gibt. Noch vor zehn Jahren standen Diözesen wie Aachen oder Berlin wegen Konjunkturkrise, Austritten und Überalterung vor einem finanziellen Kollaps. Heute sind die Haushalte in der Regel ausgeglichen
Auch die übrigen Bistümer in Ostdeutschland sind deutlich ärmer als die Diözesen im Westen. Die Kirchensteuer macht nur ei- nen vergleichsweise geringen Anteil an den Haushalten aus.
Sparpläne gab und gibt es allerdings auch in westdeutschen Bistümern. Mehrere haben aus Furcht vor einem langfristigen Rückgang der Kirchensteuer in den vergangenen Jahren den Rotstift angesetzt. So stellte das Bistum Trier etwa im Jahr 2010 einen „Verbindlichen Entwurf zur Kostensenkung“vor. Auch für 2015 rechnet die Finanzdirektorin des Bistums, Kirsten Straus, mit einem Defizit, das vor allem einer erhöhten Dotierung der Pensionsrückstellungen und der lang anhaltenden Niedrigzinsphase geschuldet sei.
International betrachtet liegt die katholische Kirche in Frankreich – mit Ausnahme von Elsass und Lothringen – am unteren Ende der Skala in der westlichen Welt. Nach der radikalen Trennung von Staat und Kirche 1905 ist der kirchliche Besitz auf ein Minimum geschrumpft, selbst die meisten Gotteshäuser sind nicht mehr Eigentum der Kirche. Die materielle Ausstattung der Pfarrer und Bischöfe ist im Vergleich zu den wohlhabenden Bistümern in Westdeutschland und in den USA eher karg, schick renovierte Pfarrhäuser gibt es für sie ebenso wenig wie bequeme Dienstwagen.