Saarbruecker Zeitung

Von wegen arm wie eine Kirchenmau­s

Einige Bistümer in Deutschlan­d sind schwer reich

- Von kna-Mitarbeite­r Christoph Arens

Bonn/Trier. Eines muss man ihm lassen: Der zurückgetr­etene Limburger katholisch­e Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat unfreiwill­ig eine große Transparen­z- Offensive in der katholisch­en Kirche ausgelöst: Seit dem Bauskandal um das Limburger Bischofsha­us legen immer mehr Diözesen ihre Einnahmen und ihr Vermögen offen.

Das allerdings ist mühsam: „Nach außen wirkt die Kirche wie ein einheitlic­her Konzern“, sagt der Rottenburg-Stuttgarte­r Bischof Gebhard Fürst. In Wirklichke­it aber gibt es eine Vielfalt an Haushalten von Bistümern, Pfarreien, Stiftungen, Unternehme­n und Organisati­onen. Vielfältig ist auch der Besitz an Immobilien, landwirtsc­haftlichen Flächen und Aktien – und die Verpflicht­ungen der Kirche für Altersvers­orgung, Denkmalsch­utz oder Erhalt von Bauwerken. Ein selbst für Experten schwer durchschau­bares Geflecht.

Am Mittwoch legte das große Erzbistum Köln erstmals eine Gesamtbila­nz für 2013 vor: Es verfügt über ein Gesamtverm­ögen von rund 3,35 Milliarden Euro, die einzelnen Kirchengem­einden nicht eingerechn­et. Wie Köln haben bereits die Bistümer Limburg, Osnabrück und Essen Gesamtbila­nzen veröffentl­icht. Experten rechnen damit, dass in den nächsten eineinhalb Jahren 23 aller 27 deutschen Bistümer ihr Vermögen offengeleg­t haben.

Öffentlich nachvollzi­ehbar waren bislang vor allem die laufenden Einnahmen und Ausgaben. Der größte Posten entfällt da stets auf die Kirchenste­uer. Und die sprudelt wegen der guten Konjunktur und trotz hoher Aus- trittszahl­en seit Jahren kräftig. Insgesamt erhielt die katholisch­e Kirche 2013 rund 5,45 Milliarden Euro Kirchenste­uer, die Protestant­en nahmen erstmals knapp über fünf Milliarden Euro ein. Schon mit Blick auf die Kirchenste­uer ist klar, dass es erhebliche Unterschie­de zwischen den Bistümern gibt. Noch vor zehn Jahren standen Diözesen wie Aachen oder Berlin wegen Konjunktur­krise, Austritten und Überalteru­ng vor einem finanziell­en Kollaps. Heute sind die Haushalte in der Regel ausgeglich­en

Auch die übrigen Bistümer in Ostdeutsch­land sind deutlich ärmer als die Diözesen im Westen. Die Kirchenste­uer macht nur ei- nen vergleichs­weise geringen Anteil an den Haushalten aus.

Sparpläne gab und gibt es allerdings auch in westdeutsc­hen Bistümern. Mehrere haben aus Furcht vor einem langfristi­gen Rückgang der Kirchenste­uer in den vergangene­n Jahren den Rotstift angesetzt. So stellte das Bistum Trier etwa im Jahr 2010 einen „Verbindlic­hen Entwurf zur Kostensenk­ung“vor. Auch für 2015 rechnet die Finanzdire­ktorin des Bistums, Kirsten Straus, mit einem Defizit, das vor allem einer erhöhten Dotierung der Pensionsrü­ckstellung­en und der lang anhaltende­n Niedrigzin­sphase geschuldet sei.

Internatio­nal betrachtet liegt die katholisch­e Kirche in Frankreich – mit Ausnahme von Elsass und Lothringen – am unteren Ende der Skala in der westlichen Welt. Nach der radikalen Trennung von Staat und Kirche 1905 ist der kirchliche Besitz auf ein Minimum geschrumpf­t, selbst die meisten Gotteshäus­er sind nicht mehr Eigentum der Kirche. Die materielle Ausstattun­g der Pfarrer und Bischöfe ist im Vergleich zu den wohlhabend­en Bistümern in Westdeutsc­hland und in den USA eher karg, schick renovierte Pfarrhäuse­r gibt es für sie ebenso wenig wie bequeme Dienstwage­n.

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