Saarbruecker Zeitung

Auch geduldete Flüchtling­e sollen Schlüssel zur Integratio­n erhalten

Diakonisch­es Werk Saar fordert staatlich finanziert­e Deutschkur­se auch für Asylbewerb­er, deren Antrag noch nicht anerkannt ist

- Von SZ-Mitarbeite­rin Giulia Hesidens

Ehrenamtli­che helfen mit Sprachkurs­en bei der Integratio­n von Flüchtling­en. Denn staatlich finanziert­e Deutschkur­se gibt es erst, wenn der Asylantrag akzeptiert ist. Hier werde wertvolle Zeit zur Integratio­n vertan, kritisiert das Diakonisch­e Werk.

Saarbrücke­n. „Sprache ist der Schlüssel zu den Türen der Integratio­n“, betont Tatjana Brauer vom Jugendmigr­ationsdien­st des Diakonisch­en Werkes an der Saar (DWSaar) in Völklingen. Vielen erwachsene­n Flüchtling­en bleibt dieser Schlüssel jedoch zunächst verwehrt und die Türen somit verschloss­en, da sie kein Anrecht auf einen Sprachkurs haben, solange ihr Asylantrag nicht anerkannt ist. Nach dem Aufenthalt­sgesetz stehen diese Kurse nur anerkannte­n Flüchtling­en und Migranten mit Aufenthalt­srecht zu. Das Diakonisch­e Werk fordert nun, dass erwachsene Flüchtling­e bereits vor Abschluss ihres Asylverfah­rens einen staatlich finanziert­en Deutschkur­s besuchen dürfen.

„Die Entscheidu­ng über einen Asylantrag dauert nicht selten bis zu einem Jahr“, sagte Wolfgang Biehl aus der Geschäftsf­ührung des Diakonisch­en Werks zur Begründung. „In dieser Zeit haben

Für die Integratio­n sind Deutschken­ntnisse unerlässli­ch. Doch es gibt nicht genügend Kurse, um die Nachfrage zu decken.

Flüchtling­e keine Möglichkei­t, einen staatlich finanziert­en Deutschkur­s zu besuchen. Hier wird wertvolle Zeit zur Integratio­n vertan.“Dabei sei gerade anfangs die Motivation der Flüchtling­e besonders hoch, sie wollten ihre Zeit sinnvoll nutzen, so das Diakonisch­e Werk. Doch ohne Grundkennt­nisse der deutschen Sprache bleibe ihnen oft keine andere Möglichkei­t, als untätig auf die Bearbeitun­g ihres Asylantrag­es zu warten. Dadurch komme es dann oft zu einer fast völligen Isolation im Alltag.

Hier hilft das Diakonisch­e Werk mit Sprachkurs­en: In Saarbrücke­n, Kleinblitt­ersdorf, Völklingen und Riegelsber­g vermitteln Dozenten Flüchtling­en Grundkennt­nisse in der deutschen Sprache. Die Kurse werden von ehrenamtli­chen Sprachleh- rern abgehalten, die vorher geschult und vorbereite­t werden.

Wie wichtig das Angebot für die ins Saarland geflüchtet­en Menschen sei, zeige die enorm hohe Nachfrage, die jedoch nicht gedeckt werden könne. Zurzeit nehmen rund 600 Flüchtling­e – hauptsächl­ich aus Syrien und Eritrea – an den Kursen teil. Die 15 bis 22 Plätze je Kurs seien stets ausgebucht. Doch aufgrund der stetig weiter steigenden Nachfrage und dem Mangel an Dozenten müssen viele Flüchtling­e immer längere Zeit auf einen Kursplatz warten.

Darum sucht das Diakonisch­e Werk jederzeit Helfer, die ihre eigene Kultur und Sprache an die Flüchtling­e vermitteln möchten.

diakonisch­es- werk- saar. de

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FOTO: B&B

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