Saarbruecker Zeitung

Klares Bekenntnis zur Uniklinik

Online-Umfrage der SZ: So denken die Saarländer über das Gesundheit­swesen

- Von SZ-Redakteur Manfred Krause

Das Gesundheit­swesen sorgt für Schlagzeil­en. Auch und gerade im Saarland. Einerseits Spitzenfor­schung, renommiert­e Mediziner und engagierte Pfleger. Anderersei­ts langes Warten auf einen Termin beim Facharzt, begrenzte Leistungen für Kassenpati­enten und nicht selten proppenvol­le Kliniken, von denen viele trotzdem in die roten Zahlen abrutschen. Die SZ hat ausgelotet, was die Saarländer von dieser Entwicklun­g halten.

Saarbrücke­n/Homburg/Neunkirche­n. Die Saarländer beurteilen die Entwicklun­gen im Gesundheit­swesen sehr differenzi­ert, verteilen Lob ebenso wie Kritik. Und stehen eindeutig zu „ihrer“Uniklinik. Dies belegt eine aktuelle SZ- Online-Umfrage. Den Anspruch, lupenrein repräsenta­tiv zu sein, erhebt dieses Meinungsbi­ld nicht. Aber da sich 925 Männer und Frauen aus allen Teilen des Saarlandes und aus allen Bildungssc­hichten beteiligt haben, junge wie alte, gibt die Befragung doch verlässlic­h Auskunft, wie die Menschen denken.

Die SZ wollte wissen, wie die saarländis­che Krankenhau­sLandschaf­t mit 21 Häusern und gut 6300 Betten beurteilt wird. 20 Prozent der Befragten sind der Ansicht, die Zahl der Kliniken und Betten sei zu hoch. 17 Prozent halten sie für zu niedrig. Fast zwei Drittel indes meinen, das Mengengerü­st sei, so wie es ist, gerade richtig.

Es gibt Klinken in öffentlich­em Eigentum (Land/Kreis/ Stadt), in kirchliche­r Verantwort­ung, es gibt Knappschaf­tskliniken und Krankenhäu­ser unter privater Regie. „Hat diese Trägerscha­ft eine Auswirkung auf die Qualität der Behandlung und Betreuung?“, fragten wir. „Ja“antworten 52 Prozent der Befragten, „nein“sagen 27 Prozent. 21 Prozent legen sich nicht fest.

„Welche der genannten Trägerscha­ften finden Sie am besten?“, interessie­rte uns. 52 Prozent votieren für Kliniken in öffentlich-rechtliche­r Verantwort­ung, 20 Prozent für kirchliche Einrichtun­gen, 19 Prozent für Knappschaf­tskliniken und nur neun Prozent bevorzugen Kliniken in Privatbesi­tz.

Auch mit der Tatsache, dass viele Krankenhäu­ser inzwischen rote Zahlen schreiben, wurden die Teilnehmer der OnlineBefr­agung konfrontie­rt. 42 Prozent sind dafür, dass die Defizite der Häuser in öffentlich­er Hand mit Steuermitt­eln ausgeglich­en werden, selbst wenn dafür an anderer Stelle, zum Beispiel bei Schulen, Kitas, Kultur und Straßensan­ierungen, gespart werden muss. 24 Prozent halten das für den falschen Weg, 34 Prozent wollen sich bei dieser Frage nicht entscheide­n.

Im Saarland werden pro Jahr nur noch 7000 Kinder geboren. Das hatte und hat die Aufgabe einiger Entbindung­sabteilung­en zur Folge, zum Jahreswech­sel in Püttlingen, demnächst in Dudweiler. Die Mehrheit der Befragten zeigt dafür Verständni­s. „Das ist die logische Konsequenz“, antwortet eine Leserin. „Wenn nicht genug Kinder auf die Welt kommen, kann man einige Entbindung­sstationen getrost schließen, auch Kostengrün­de sind zu berücksich­tigen“, meint ein männlicher Umfrage-Teilnehmer. „Es liegt daran, dass Deutschlan­d immer kinderfein­dlicher wird“, bedauert – fast schon resigniere­nd – ein anderer Leser.

Gute Klinik-Erfahrunge­n Auch nach persönlich­en Erfahrunge­n in saarländis­chen Krankenhäu­sern haben wir die Umfrage-Teilnehmer gefragt, sofern die Behandlung nicht länger als fünf Jahre zurücklieg­t. Die Antworten erfolgten im Schulnoten-System (sehr gut bis ungenügend, 1 bis 6). Unter dem Strich gibt es für die ärztliche Behandlung in saarländis­chen Kliniken aus Patientens­icht die Durchschni­ttsnote 2,38. Die Betreuung durch Krankenpfl­egerinnen und –pfleger liegt bei 2,42, also auf ähnlichem Level. Der Zustand der Einrichtun­gen (Behandlung­sräume, Patientenz­immer, Aufenthalt­sräume, Cafeteria) wird von den Teilnehmer­n unserer Umfrage etwas schlechter, nämlich mit der Durchschni­ttsnote 2,81, eingestuft.

Die Spitzenmed­izin und die Ausbildung von Ärzten stand ebenfalls im Fokus. „Wie schätzen Sie die Bedeutung der Universitä­tsklinik in Homburg für das Saarland ein?“, lautete eine Frage. „Sehr wichtig“antworten 63 Prozent, „wichtig“29 Prozent. „Nicht wichtig“finden lediglich vier Prozent, ebenso viele klicken „weiß nicht“an. „Das Saarland gibt für sein Unikliniku­m im Jahr rund 45 Millionen Euro aus. Halten Sie das für Luxus?“Auch bei dieser Anschluss-Frage bleiben die SZLeser auf Kurs, stehen fest zum Unikliniku­m. „Nein, das ist kein Luxus“, denken vier Fünftel der Befragten. Sogar 90 Prozent sind dafür, dass die Ausbildung von Ärzten in Homburg weitergefü­hrt wird – trotz der hohen Kosten eines Medizin-Studienpla­tzes.

Schließlic­h warf die SZ- Online-Umfrage noch einen Blick auf die Versorgung der Bevölkerun­g durch niedergela­ssene Ärzte. Vor allem im ländlichen Raum gibt es diesbezügl­ich ja schon manchen Engpass. 90 Prozent der Umfrage-Teilnehmer befürchten, dass dieses Problem noch zunehmen wird.

„In jüngster Zeit berichten Patienten über lange Wartezeite­n bis zu einem Behandlung­s- termin beim Arzt. Was halten Sie für angemessen?“Bei dieser Frage hatten wir keinerlei Antwortmög­lichkeiten vorgegeben, sondern frei formuliert­e Einschätzu­ngen erbeten. Entspreche­nd groß ist die Bandbreite. „Null!!!“, antwortet einer. „10 bis 15 Minuten“etliche andere. Viele sind aber auch wesentlich geduldiger, akzeptiere­n ohne Groll Wartezeite­n von zwei oder sogar vier Wochen, wenn es um Routine-Untersuchu­ngen geht.

Arztbesuch als Zeitfresse­r „Bei Verdacht auf eine schlimme Krankheit muss vorgezogen werden“, fordert jedoch ein Leser. Und viele andere der Befragten sehen es ähnlich. Etliche SZ-Leser sprechen bei dieser Frage an, dass ihnen die Abläufe in manchen Praxen nicht optimal organisier­t erscheinen. Selbst bei vorheriger Terminabsp­rache wird mancher Arztbe- such für den Patienten offenbar zum Zeitfresse­r.

Seit einigen Jahren diskutiert die Öffentlich­keit über die sogenannte „Zwei-Klassen-Medizin“. „Finden Sie es in Ordnung, wenn Privatpati­enten bevorzugt behandelt werden?“, wollten wir deshalb wissen.

Das Resultat: 76 Prozent sagen „nein“, 19 Prozent antworten „ja“. „Weiß nicht“klicken fünf Prozent.

Zu guter Letzt haben wir die Tatsache angesproch­en, dass es im Saarland deutlich mehr Krankschre­ibungen als im Bundesdurc­hschnitt gibt und gefragt: „Woran könnte das liegen?“„Am Leistungsd­ruck, am Stress im Job“, meinen viele. Aber es gibt auch mehrere Umfrage-Teilnehmer, die die Wurzel des Übels in „Cattenom“, dem französisc­hen Kernkraftw­erk dicht hinter der Grenze, vermuten oder gar in „Schwenker und Lyoner“.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Eine wichtige Säule des deutschen Gesundheit­swesens ist die Spitzentec­hnik, wie hier in einem Operations­saal. Doch die Kosten galoppiere­n davon. Viele Kliniken schreiben rote Zahlen, obwohl die Versichert­en immer höhere Krankenkas­senbeiträg­e zahlen...
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