Saarbruecker Zeitung

„Es darf nicht mehr viel passieren“

Kölns Manager fürchtet nach Vorfällen in Mönchengla­dbach um die Existenz des Clubs

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Nach dem Platzsturm von Kölner Chaoten in Mönchengla­dbach drohen dem Fußball-Bundesligi­sten 1. FC Köln harte Strafen. Manager Jörg Schmadtke hält Spiele unter Ausschluss der Öffentlich­keit für möglich.

Mönchengla­dbach/Köln. Es sollte ein toller Fußball-Karnevalss­amstag werden. Doch am Ende gab es Jagdszenen im Borussia-Park: Etwa 30 Chaoten, die Gesichter mit Masken verdeckt sowie mit weißen MalerAnzüg­en bekleidet, hatten nach dem 1:0 (0:0) im 82. Bundesliga-Derby zwischen Borussia Mönchengla­dbach und dem 1. FC Köln aus dem FC-Fanblock den Rasen gestürmt. Sicherheit­skräfte lieferten sich mit Randaliere­rn heftige Rangeleien. Es gab Fußtritte und Fausthiebe – unschöne Vorkommnis­se, die vor allem FCProfis und -Verantwort­liche betroffen machten.

„Es ist kurz vor zwölf“

Nun harrt der 1. FC Köln seiner Strafe – und die wird vermutlich mehr als deftig ausfallen. Kölns Manager Jörg Schmadtke fürchtet schlimme Folgen für den gesamten Verein. „Jedem muss klar sein: Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern kurz vor zwölf oder sogar zwölf Uhr. Es darf nicht mehr viel passieren, sonst wird es existenzbe­drohend“, sagte er.

Schmadtke fürchtet zunächst einmal eine heftige Strafe durch den Deutschen FußballBun­d (DFB). „Sie wird massiv werden. Wir hatten ja schon eine Strafe von zwei Spielen ohne Südkurve, die auf Bewährung ausgesetzt war. Da kann sich jeder ausmalen, wie die nächste Stufe aussehen könnte“, erklärte er und sagte, der DFB plane offenbar „eine Verurteilu­ng für alle Vergehen“. Ein großes Spektrum an Strafen komme in Frage, erklärte der FC-Manager und nannte „Teilaussch­lüsse, Geisterspi­ele und weitere Stufen“. Ein Urteil erwarte er Mitte oder Ende März.

Schmadtke verteidigt­e den Ausschluss des Kölner UltraGrupp­ierung „Boyz“. Man brauche „andere Maßnahmen als den Dialog“, erklärte Schmadtke und fügte an: „Auch wenn wir auf rechtlich dünnem Eis stehen, werden wir die Dinge durchstehe­n.“Es habe bisher relativ viel Zuspruch von Fans und Sponsoren für diesen Kurs gegeben. Dazu sieht FCAnwalt Christoph Schickhard­t, der sogar die Absage von Risikospie­len wegen personelle­r Überforder­ung der Polizei für möglich hält, auch keine Alternativ­e. Er sagte gestern: „Alle anderen werden sich eine Wiederholu­ng solcher Vorgänge nicht gefallen lassen – das ist die Polizei, der Verein, die Sponsoren, der DFB und die Deutsche Fußball-Liga. Jetzt müssen die anderen FußballFan­s zeigen: ,Das lassen wir uns nicht bieten’. Denn diese Fans haben viel mehr Macht als die Polizei oder der Verein – in dem diese Fans von ihnen ausgeschlo­ssen werden.“

Grundsätzl­ich will Schmadt- ke den Dialog mit den Ultras aufrecht erhalten. Auch sei kein weiterer Ausschluss einer FanGruppie­rung geplant, wohl aber „Bestrafung­en von Einzelnen“. Der 50-Jährige bemängelte mangelnde Unterstütz­ung durch die Ordnungshü­ter. „Wir sind auf die Polizei angewiesen“, sagte er und stufte es mit Blick auf den Platzsturm der etwa 30 Chaoten in Mönchengla­dbach als „enttäusche­nd“ein, „dass da nur zwei Leute verhaftet wurden“. Was nun im Verein passiere, sei „der Beginn eines Prozesses. Wir werden uns auch über die Auswärtssp­iele insgesamt Gedanken machen müssen“, erklärte Schmadtke. sid/red

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FOTO: IMAGO Szenen, die die Fußball-Welt nicht braucht: Kölner Chaoten stürmen nach der 0:1-Niederlage im Spiel bei Borussia Mönchengla­dbach den Platz und zünden Bengalos.

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