„Realistisch ist das frühestens 2018.“
In 100 Tagen im Amt hat Klaus Bouillon schon einige Themen bearbeitet: Asylpolitik, Polizeireform, den Landesentwicklungsplan Siedlung – kommunale Probleme, die das Saarland jetzt und in Zukunft vor große Herausforderungen stellen. Sein zweites Ressort neben der Innenpolitik hatte der Neu-Minister und frühere St. Wendeler Bürgermeister wegen der Dringlichkeit oben genannter Themen zunächst zurückgestellt. Das soll sich ändern.
„Wir werden den Sport im Saarland jetzt anpacken“, sagt Bouillon und meint damit nicht nur die persönliche Fitness, die zuletzt wegen des schlechten Wetters und mangels Zeit gelitten habe. So gesehen ist Bouillon froh, den ehemaligen Top-Leichtathleten Raphael Schäfer als Büroleiter im Team zu haben – als einen, „der mich an der Saar entlang scheuchen kann“, und einen, der aus eigener Erfahrung weiß, wo Spitzenathleten der Schuh drückt.
Anderthalb Jahre vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro wird dies einer der ersten relevanten Punkte sein. Bouillon will die komplette Infrastruktur rund um die Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule kennen lernen – und er will genau wissen, welche Athleten Chancen für Rio haben. „Wir werden unsere Aushängeschilder stärken“, verspricht Bouillon.
Einen besonderen Blick wird er auf den saarländischen Rudersport werfen – nicht weil er eine spezielle Beziehung zum Rudern hätte, sondern weil dieser Tage die Einladung zur Einweihung des neuen Ruderleistungszentrums Saarbrücken am 25. April auf seinem Tisch landete. 1,8 Millionen Euro nahmen die Investitionen am Standort Undine in Anspruch, und Bouillon stellt klar: „Sie müssen sich lohnen, die Ruderer sind gefordert.“Gefordert, ein Konzept für die Zukunft aufzuzeigen.
Für die Entwicklung des Sports im Saarland hat Bouillon ein Konzept im Kopf. Eines, das auf zwei Säulen basiert – der Stärkung und Ausrichtung von Einzel-Veranstaltungen auf der einen Seite sowie der Förderung von Sportarten, Sportlern und überregional präsenten Vereinen mit einem überzeugenden Konzept auf der anderen Seite. Als Bürgermeister von St. Wendel hatte er immer wieder hochklas-
Klaus Bouillon über eine Etappe der Tour de France
im Saarland Als Bürgermeister der Stadt St. Wendel hat Klaus Bouillon (links) zahlreiche Radsport-Veranstaltungen ins Saarland geholt. Auch als Sportminister will er dabei behilflich sein.
sige Sportveranstaltungen im Saarland ausgerichtet. Gerade im Radsport. „Einzelevents“, sagt er, „nehmen dem Ligasport im Saarland nichts weg.“Vielmehr seien sie unter den Gesichtspunkten Unterhaltung und Frequenzbringer für Hotels und Gastronomie für das Land unverzichtbar.
Seine Liebe zum Radsport könnte schon in diesem Jahr einen Höhepunkt bringen – der Bund Deutscher Radfahrer sucht einen Ausrichter für die deutsche Straßen-Meisterschaft, die eine Woche vor dem Start der Tour de France ausgerichtet wird. Nach den Erfolgen von Marcel Kittel und Co. bei der Tour, dem Wiedereinstieg der ARD in die TourBerichterstattung und der deutlichen Image-Verbesserung des Sports in Deutschland überlegt Bouillon, die deutsche Meisterschaft ins Saarland holen. Nach St. Wendel. „Das Team steht, da müssen wir nur aufs Knöpfchen drücken“, sagt der Ex-Bürger- meister schmunzelnd.
Ganz so einfach wird das bei der Ausrichtung einer Etappe der Tour de France nicht, aber auch das ist ein erklärtes Ziel von Bouillon. „Realistisch ist es frühestens 2018“, sagt er – auf Grund des benötigten Vorlaufs bei der Planung und dem Problem, dass die ARD zunächst nur eine Garantie zur Übertragung für zwei Jahre gegeben habe, für eine Etappe in Deutschland aber Grundvoraussetzung ist. „Finan- zierung und Organisation bekämen wir hin. Start und Ziel müssen im Saarland sein, und dann würde das Land wie 2002 enorm profitieren“, sagt Bouillon.
Sehr viel schwieriger wird ein weiteres Thema, das der Sportminister anpacken will. Schwieriger, weil weder er noch die Kommunen das Geld dafür haben: Die Sanierung von Sportstätten, insbesondere in die Jahre gekommener Kunstrasenplätze, bereitet schon jetzt vielen Vereinen große Sorgen, „weil sie nicht mal die Schulden für den Bau der aktuellen Plätze abbezahlt haben“, sagt Bouillon: „Ein weiterer Eigenanteil zur Sanierung ist da nicht zu stemmen.“Die Vereine müssten sich klar werden, dass sie sich zusammentun müssen: „Andernfalls gehen sie vor die Hunde.“Er werde mit seinem Ministerium Vorschläge unterbreiten, die Hoheit liege hier aber bei den Kommunen.
Die Zusammenarbeit mit den Kommunen wird Innen- und Sportminister Bouillon sowieso in allen Bereichen begleiten – auch in den Zukunfts-Fragen des Saarsports. Und nach weiteren 100 Tagen im Amt will Bouillon erste Ergebnisse aus dem Ressort vorlegen. „Ich bin überzeugt“, versichert er, „dass wir im Saarsport einiges bewegen können.“