Saarbruecker Zeitung

Kleine Heizkraftw­erke in Fettzellen verbrennen überschüss­ige Energie

Menschen, die über mehr braunes Fettgewebe verfügen, müssen sich vor prallen Speckrolle­n kaum fürchten – Doch braunes Fett ist im Körper äußerst rar

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Die ungeliebte­n Speckpolst­er im menschlich­en Körper zählen zum weißen Fett. Doch es gibt auch braunes Fett, das überschüss­ige Energie einfach verbrennt. Braunes Fettgewebe erzeugt 300-mal mehr Wärme als jedes andere Gewebe im Körper, sagen Forscher der Universitä­t Nottingham.

Bonn. (ml) Wissenscha­ftler aus Bonn haben gemeinsam mit Kollegen aus Dresden und Düsseldorf sowie Schweden, Dänemark und Finnland eine weitere Mög- lichkeit entdeckt, weißes in braunes Fett umzuwandel­n. Die Hauptrolle spielt dabei Adenosin, ein kleines Molekül, das eine wichtige Rolle im Energiesto­ffwechsel des Körpers spielt. Es wird auch bei Stress ausgeschüt­tet und trägt dazu bei, dass dem Organismus mehr Energie und Sauerstoff zur Verfügung stehen. Es hat jedoch auch eine bremsende und schützende Wirkung, weil es eine zu hohe Drehzahl des Organismus verhindert, und es wirkt entzündung­shemmend.

Unterm Mikroskop sind deutliche Unterschie­de zwischen braunem (links) und weißem Fett zu erkennen.

Adenosin kann an braunen Fettzellen andocken. Die Andockstel­len der Fettzellen werden als A2A-Rezeptoren bezeichnet. „Dockt Adenosin an, wird die Fettverbre­nnung stark stimuliert“, sagt Dr. Thorsten Gnad von der Uni Bonn. Das ist eine bemerkensw­erte Erkenntnis, denn dass Adenosin braunes Fett aktiviert, galt vorher als ausgeschlo­ssen. Mehrere Versuche mit Ratten und Hamstern hatten gezeigt, dass Adenosin braunes Fett blockiert, aber nicht aktiviert. Das internatio­nale Forscherte­am konnte anhand brauner Fettzellen, die Menschen bei Operatione­n entfernt wurden, jedoch nachweisen, dass menschlich­es Fett auf Adenosin anders reagiert als das Fett von Ratten und Hamstern. Hingegen verhält sich das braune Fett von Mäusen genauso wie das von Menschen.

Die Wissenscha­ftler untersucht­en auch, ob sich weiße Fettzellen durch Adenosin in braune Fettzellen umgewandel­n lassen. Während braune Fettzellen Fett verbrennen, um Körperwärm­e zu erzeugen, speichern weiße Fettzellen Fett. Weißes Fett hortet also „Hüftgold“, braunes lässt es schmelzen. Das liegt daran, dass den weißen Fettzellen die A2ARezepto­ren fehlen, an denen das Adenosin andocken kann.

Nun übertrugen die Experten in Mäusen das Gen für den Rezeptor aus braunen Fettzellen auf weißes Fettgewebe. „Daraufhin verhielten sie sich wie braune Zellen und kurbelten die Fettverbre­nnung an“, erklärt Gnad.

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