Johannes Rydzek ist König der Kombinierer
Johannes Rydzek ist überraschend Weltmeister in der Nordischen Kombination
Nur Platz vier für Seriensieger Eric Frenzel, aber trotzdem hat Deutschland seinen ersten Weltmeister in Falun: Johannes Rydzek schlug den Favoriten in der Nordischen Kombination ein Schnippchen.
Falun. Johannes Rydzek fiel völlig erledigt in den Schnee. Dann rappelte sich der Überraschungs-Weltmeister der Kombinierer auf und brüllte seine Freude gen Himmel: Nicht Top-Favorit Eric Frenzel, sondern sein Kronprinz hat der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft im schwedischen Falun die erste Goldmedaille beschert. „Im Ziel habe ich gedacht: Zwick mich bitte jemand, ich glaube, ich träume“, sagte der 23 Jahre alte Oberstdorfer, der an einem chaotischen Wettkampftag mit langen Verzögerungen dank eines läuferischen Meisterstücks den größten Erfolg seiner Karriere feierte.
Auf dem letzten Kilometer hatte Rydzek, der 2011 in Oslo als 19-Jähriger drei Mal WMSilber geholt hatte, den starken Italiener Alessandro Pittin abgekocht und im Zielsprint alt aussehen lassen. Bundestrainer Hermann Weinbuch jubelte und sagte: „Das freut mich so sehr für ihn. Vor einem Jahr in Sotschi ist er kurz vor dem Ziel gestrauchelt, jetzt ist er Weltmeister. So ist das im Leben, manchmal kriegt man etwas zurück.“Bei den Olympischen Spielen in Sotschi hatte Rydzek ein mannschaftsinternes Gerangel die Medaille gekostet. In der vorletzten Kurve wurde Rydzek im Kampf um Gold von Rießle zu Fall gebracht. Statt Edelmetall gab es Platz acht, Frust und Tränen. Letztere gab es zwölf Monate später erneut – allerdings vor Freude.
Dritter wurde Titelverteidiger Jason Lamy Chappuis aus Frankreich, Frenzel blieb als Viertem nur Blech. Der überragende Kombinierer der Saison war als Führender nach dem Springen mit 21 Sekunden Vorsprung in die Loipe gegangen, dort konnte er aber nicht die gewohnte Stärke zeigen. „Johannes hat es verdient, hier ganz oben zu stehen. Ich habe versucht alles zu geben, aber ich tue mich bei tiefen Schnee immer schwer“, sagte Frenzel.
Die Nerven der 50 Athleten waren zunächst strapaziert worden: Das für 10 Uhr geplante Springen verzögerte sich wegen starker Winde um vier Stunden. Die Mannschaften mussten zwischenzeitlich sogar wieder Richtung Hotel abziehen – und die Spannung danach neu aufbauen. Olympiasieger Frenzel gelang dies im Springen am besten. Der oft auf der Schanze schwächelnde Rydzek hatte als Fünfter eine starke Ausgangsposition. Er lief mit Lamy Chappuis zu Frenzel auf. In der Folge konnte Pittin von Platz 14 aus ebenfalls aufschließen – nur an Rydzek biss er sich die Zähne aus.