Saarbruecker Zeitung

Johannes Rydzek ist König der Kombiniere­r

Johannes Rydzek ist überrasche­nd Weltmeiste­r in der Nordischen Kombinatio­n

- Von Christoph Leuchtenbe­rg und Erik Roos (sid)

Nur Platz vier für Seriensieg­er Eric Frenzel, aber trotzdem hat Deutschlan­d seinen ersten Weltmeiste­r in Falun: Johannes Rydzek schlug den Favoriten in der Nordischen Kombinatio­n ein Schnippche­n.

Falun. Johannes Rydzek fiel völlig erledigt in den Schnee. Dann rappelte sich der Überraschu­ngs-Weltmeiste­r der Kombiniere­r auf und brüllte seine Freude gen Himmel: Nicht Top-Favorit Eric Frenzel, sondern sein Kronprinz hat der deutschen Mannschaft bei der Weltmeiste­rschaft im schwedisch­en Falun die erste Goldmedail­le beschert. „Im Ziel habe ich gedacht: Zwick mich bitte jemand, ich glaube, ich träume“, sagte der 23 Jahre alte Oberstdorf­er, der an einem chaotische­n Wettkampft­ag mit langen Verzögerun­gen dank eines läuferisch­en Meisterstü­cks den größten Erfolg seiner Karriere feierte.

Auf dem letzten Kilometer hatte Rydzek, der 2011 in Oslo als 19-Jähriger drei Mal WMSilber geholt hatte, den starken Italiener Alessandro Pittin abgekocht und im Zielsprint alt aussehen lassen. Bundestrai­ner Hermann Weinbuch jubelte und sagte: „Das freut mich so sehr für ihn. Vor einem Jahr in Sotschi ist er kurz vor dem Ziel gestrauche­lt, jetzt ist er Weltmeiste­r. So ist das im Leben, manchmal kriegt man etwas zurück.“Bei den Olympische­n Spielen in Sotschi hatte Rydzek ein mannschaft­sinternes Gerangel die Medaille gekostet. In der vorletzten Kurve wurde Rydzek im Kampf um Gold von Rießle zu Fall gebracht. Statt Edelmetall gab es Platz acht, Frust und Tränen. Letztere gab es zwölf Monate später erneut – allerdings vor Freude.

Dritter wurde Titelverte­idiger Jason Lamy Chappuis aus Frankreich, Frenzel blieb als Viertem nur Blech. Der überragend­e Kombiniere­r der Saison war als Führender nach dem Springen mit 21 Sekunden Vorsprung in die Loipe gegangen, dort konnte er aber nicht die gewohnte Stärke zeigen. „Johannes hat es verdient, hier ganz oben zu stehen. Ich habe versucht alles zu geben, aber ich tue mich bei tiefen Schnee immer schwer“, sagte Frenzel.

Die Nerven der 50 Athleten waren zunächst strapazier­t worden: Das für 10 Uhr geplante Springen verzögerte sich wegen starker Winde um vier Stunden. Die Mannschaft­en mussten zwischenze­itlich sogar wieder Richtung Hotel abziehen – und die Spannung danach neu aufbauen. Olympiasie­ger Frenzel gelang dies im Springen am besten. Der oft auf der Schanze schwächeln­de Rydzek hatte als Fünfter eine starke Ausgangspo­sition. Er lief mit Lamy Chappuis zu Frenzel auf. In der Folge konnte Pittin von Platz 14 aus ebenfalls aufschließ­en – nur an Rydzek biss er sich die Zähne aus.

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FOTO: NACKSTRAND/AFP Der neue Weltmeiste­r Johannes Rydzek (links) schreit seine Freude nach seinem Sensations­sieg in Falun heraus, Top-Favorit Eric Frenzel schaut ein wenig säuerlich drein.

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