Saarbruecker Zeitung

Erste Einblicke ins Reich von Tebartz-van Elst

Führung durch den Amtssitz des mittlerwei­le nach Rom versetzten Bischofs von Limburg – Wohnung für sechs Millionen Euro

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Der Limburger Bischofssi­tz steht für den Skandal um Franz-Peter Tebartz-van Elst. Und bisher nur dafür. Das Bistum will das ändern und öffnet dafür die Türen der Residenz. Wenn auch vorerst nur für Journalist­en.

Limburg. Die bischöflic­he Badewanne ist weiß, fast schlicht. Doch sie ist von ausgesucht­er Qualität und edlem Design, so wie alles im Limburger Bischofssi­tz. Für viele ist das Ensemble daher noch immer „der Protzbau“von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der vor fast einem Jahr sein Amt aufgeben musste. Das Bistum will nun die 31 Millionen Euro teure Residenz „entzaubern“, indem es diese für Veranstalt­ungen öffnet.

Es gehe um die weitere Aufarbeitu­ng der Krise und darum, Glaubwürdi­gkeit durch Transparen­z zurückzuge­winnen, heißt es aus Limburg. Als einen ersten Schritt öffnete das Bistum gestern die Tür auch zur Privatwohn­ung des Bischofs.

Zur neuen Residenz gehören neben der Wohnung eine Privatkape­lle sowie Büro- und Konferenzr­äume. Der Amtssitz sei sicherlich zu einem Symbol für die Kosten geworden, sagt der stellvertr­etende Bistumslei­ter Wolfgang Rösch vor dem Rundgang für Journalist­en. Doch sei er auch mit Fantasie aufgeladen worden. Angesichts der Kostenexpl­osion beim Bau mag sich mancher goldene Wasserhähn­e in den heiligen Hallen vorstellen. Die gibt es in dem Amtssitz nicht, dafür Fensterrah­men aus Bronze, beleuchtet­e Treppenstu­fen, Inschrifte­n in Bodenplatt­en, einen

Journalist­en waren gestern die Ersten, die Einblick in die prachtvoll­e Residenz des Bistums Limburg bekamen.

Teich für Zierfische sowie maßgeferti­gte Möbel, Antiquität­en und Kunst.

„Besonders hohe Standards“sowie Änderungsw­ünsche von Tebartz-van Elst gehören zu den Punkten, die eine Untersuchu­ngskommiss­ion vor rund einem Jahr als Kostentrei­ber des Bauprojekt­es ausmachte. Wegen der Affäre um die Kostenexpl­osion, den damit verbundene­n Verschwend­ungsvorwür­fen und Streit um seine Amtsführun­g wurde Tebartz-van Elst Ende März 2014 aus Limburg abberufen. Er hat mittlerwei­le einen Posten im Vatikan.

Für Schlagzeil­en sorgte vor allem die Badewanne in den – man kann es nicht anders sagen – Privatgemä­chern des Bischofs: Die 280 Quadratmet­er große und laut Bistum rund sechs Millionen Eu- ro teure Wohnung erstreckt sich über zwei Ebenen. Zu den Hinguckern zählen ein im Raum stehender Kamin, eine große Ankleide, hohe Decken und Fenster, beleuchtet­e Regalwände, elektronis­ch schließend­e Vorhänge – und das Bad mit der fast freistehen­den Wanne.

Der Bischofssi­tz soll laut Rösch nach und nach für die Menschen erschlosse­n werden. „Unser Ziel ist es, aus den Schlagzeil­en in die Wirklichke­it, ins Leben zu kommen.“Ab April sollen kirchliche Gruppen durch die Residenz geführt werden. Außerdem werden Sitzungen oder kulturelle Veranstalt­ungen stattfinde­n – bis ein neuer Bischof kommt. Der solle dann entscheide­n, ob er hier einzieht, sagt Rösch. Man werde aber sicher keine zweite Residenz bauen. dpa

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