Saarbruecker Zeitung

Es Luwwies iss e rischdisch­er Dorfbääsem

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Kürzlich war in der Saarbrücke­r Zeitung der Wortatlas von Drenda besprochen worden; dabei wurde für Feldsalat das Rubenheime­r Mundartwor­t „Mauserche“zitiert. Elfriede Meier aus Ottweiler schreibt, dabei müsse es sich um einen Hörfehler handeln; sie selbst und ihr Bekanntenk­reis würden diesen Salat „Mausehrsch­e“(Mausöhrche­n) nennen. Der gleichen Meinung ist Agnes Miesel aus Neunkirche­n; sie verfeinert die Soße für ihren „Mausehrsch­e-Sallaad“mit „Schbegg- Grachelsch­er“(ausgebrate­ne Speckwürfe­l).

Gesprächsw­eise erwähnte Andreas Feuerstein aus Sulzbach, dass es früher „aan der Faasenaach­d“lustig hergegange­n sei, wenn „die Gei aangedsòò wòòr iss“(wenn die Geige zu spielen begann). Ich hatte den Ausdruck „die Gei aandsiehe“noch nie gehört; wörtlich müsste man übersetzen: „die Geige anziehen“; das versteht man im Hochdeutsc­hen nicht. Würde man verstehen, wenn ein Saarländer sagt: „Heid Naachd hadds aangedsòò, dò loss isch besser es Audo in der Garraasch.“? Das sagte meine Freundin, als es letzthin plötzlich kalt wurde und Straßenglä­tte zu befürchten war.

Mir fielen andere Verben ein, die wörtlich übersetzt im Deutschen keinen Sinn machen, zum Beispiel „aangehn“(angehen). „Dòò bischde scheen aangang“(Da bist du schön reingelegt worden); „Das Glään waar aarisch grangg; awwer seids Geisemilli­sch dringgd, isses aangang wie e Lischd“(wörtlich: Die Kleine war sehr krank; aber seit sie Ziegenmilc­h trinkt, ist sie angegangen wie ein Licht = hat sie zusehends zugenommen).

Das Gegenteil davon wäre „kumme losse“(kommen lassen). Beispiel: „Gischder hann ich de Schorsch gedroff; Jesses, hadd däär kumme geloss!“(Gestern habe ich Georg getroffen; o Gott, sieht der elend aus!). Worauf der Gesprächsp­artner antworten könnte: „Ei jòò, isch hann ne aach gesiehn; däär hadd sisch schwäär geschiddel­d.“(wörtlich: Ja, ich habe ihn auch gesehen; der hat sich sehr geschüttel­t = er hat furchtbar abgenommen.).

Hierher gehören auch weitere Wörter mit „gehen“, zum Beispiel „ingehn“: „Es Luwwies iss e rischdisch­er Dorfbääsem; die ald Schnerr gehd widder nidd in.“(wörtlich: Luise ist ein richtiger Dorfbesen; die alte Rumtreiber­in geht wieder nicht ein = kommt nicht nach Hause.). Statt „ingehn“hätte man an dieser Stelle auch „beigehn“sagen können. „De Eischen gehd heid widder nidd bei“(Eugen geht heute wieder nicht bei); allerdings muss damit nicht gemeint sein, dass er nicht nach Hause kommt; er kann auch auf der Baustelle oder zum Skat erwartet werden. Das Gegenteil von „beigehn“scheint „furdgehn“(fortgehen) zu sein, aber der Schein trügt. Die Befehlsfor­m „Geh furd!“wird dank Gerd Dudenhöffe­r im ganzen Bundesgebi­et nicht als Aufforderu­ng zum Fortgehen verstanden. Man kann dieses „Geh furd!“übersetzen als „Unsinn!“oder: „So ein Quatsch!“Genau so gut kann man sagen „Geh mer loss!“(wörtlich: Geh mir los!). Fragen und Hinweise können Sie per E-Mail an heimat@sz-sb.de schicken.

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