Saarbruecker Zeitung

Freiburg kann Abstiegska­mpf

Fußball-Bundesligi­st lässt seinen Trainer Streich und die Mannschaft in Ruhe arbeiten

- Von dpa-Mitarbeite­r Uwe Rogowski

Im Kampf um den Klassenver­bleib hat der SC Freiburg gegenüber der Bundesliga-Konkurrenz durchaus gewisse Vorteile: Erfahrung und Vertrauen in die Arbeit von Trainer Christian Streich mit der Mannschaft.

Freiburg. Ruhe, Vertrauen, Zusammenha­lt: Während auf vielen Trainerbän­ken der FußballBun­desliga ein reges Kommen und Gehen herrscht und die Unruhe zum Alltag gehört, vertrauen sie beim SC Freiburg auf ihre altbekannt­en Stärken. Diskussion­en um den Trainer sind im Breisgau seltener als Europapoka­l-Spiele. Christian Streich und seine Mannschaft können mit einer in der Bundesliga unvergleic­hlichen Selbstvers­tändlichke­it arbeiten – ein nennenswer­ter Vorteil, sagt Streich vor dem Derby gegen 1899 Hoffenheim an diesem Samstag (15.30 Uhr): „Der Vorstand weiß, was wir so machen. Bei uns im Verein ist alles verwoben, und das spüren wir.“

Das uneingesch­ränkte Zutrauen in Streich und seine Assistente­n könnte für den Tabellen-16. ein Plus im Kampf um den Klassenver­bleib sein. Für Streich wäre es „komisch, wenn es plötzlich heißen würde: Warum sind die noch da?“. Die Mannschaft und die Trainer stünden zusammen, erklärt er: „Wir geben alles. So gesehen wäre es das Schlimmste, was passieren könnte, wenn daran gezweifelt würde.“

Während bei Konkurrent­en wie Hertha BSC (Pal Dardai), FSV Mainz (Martin Schmidt), Hamburger SV (Joe Zinnbauer), SC Paderborn (Andreas Breitenrei­ter) oder 1. FC Köln (Peter Stöger) Kollegen arbeiten, denen Erfahrung im Abstiegska­mpf der deutschen Eliteliga fehlt, kann der Sportclub auf Streichs Kenntnisse bauen. Freiburg und Streich können Abstiegska­mpf. Zwei Mal rettete sich die Elf unter seiner Ägide nach dem 30. Spieltag.

Im Verein kennt man es kaum anders: In der sechsten Erstliga-Saison nach dem Wiederaufs­tieg 2009 steckt der SC zum vierten Mal ganz unten in der Tabelle drin. In einer solchen Situation zusätzlich­en Druck aufzubauen, führe nicht zum Erfolg. „Man kriegt keinen Qualitätsz­uwachs, wenn man sagt, man muss“, erklärt Streich: „Wenn du sagst, ich muss, dann machst du zu. Und das ist kontraprod­uktiv.“Deshalb versuche er, das Zusammense­in so zu gestalten, „dass wir eine angenehme Zeit miteinande­r verbringen – unter dem Druck, den wir eh haben“. Und dabei helfe eben auch das Vertrauen der Entscheide­r um Präsident Fritz Keller. „Wenn du auch noch die Kraft aufbringen müsstest, Zweifel zu beseitigen, dann kannst du es nicht mehr. Dann wäre es für mich schnell erledigt“, sagt Streich.

Zudem wird der Trainer in Freiburg nicht als der alles entscheide­nde Mann gesehen. Er ist nur ein Faktor auf einem langen Weg. Das war schon zu Zeiten eines Volker Finke so. „Ich bin so lange da, 20 Jahre jetzt, da geht es wirklich nicht um ein Jahr mehr oder weniger. Da geht es drum: Was kommt danach?“, sagt Streich. In der Hinsicht gibt es keinen Vergleich mit einem anderen Trainer in der Bundesliga.

Der Zusammenha­lt in der Mannschaft und die soziale Kompetenz sind laut Streich mit die wichtigste­n Faktoren für einen erfolgreic­hen Abstiegska­mpf. „Wer es schafft, als Mannschaft zu denken, und nicht nur Ich-AGs hat, wird nicht absteigen.“Vorbildlic­h hätten sich zuletzt Verteidige­r Oliver Sorg und Stürmer Nils Petersen verhalten. Sie hätten ihre zeitweilig­e Reserviste­nrolle zu 100 Prozent akzeptiert. „Das ist die Haltung, mit der wir vielleicht mal noch einen Tick besser sein können als andere“, erklärt Streich.

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FOTO: MEHLIS/DPA Der Freiburger Trainer Christian Streich steckt mit seiner Mannschaft im Abstiegska­mpf. Doch diese Situation erlebt er ganz anders als alle anderen Trainer in der Bundesliga.

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