Saarbruecker Zeitung

Tukan bekommt Schnabel aus dem Drucker

Jugendlich­e hatten den Tropenvoge­l misshandel­t – Weibchen lassen ihn links liegen

- Von dpa-Mitarbeite­r Denis Düttmann

Sein Schicksal bewegt ganz Costa Rica: Der stolze Tukan Grecia ist schwer angeschlag­en. Ohne Schnabel kann er kaum fressen. Nun soll eine Prothese aus dem 3D-Drucker helfen. Ob das Experiment gelingt, ist noch unklar.

San José. Grecia ist es übel ergangen. Jugendlich­e haben dem Tukan mit Stöcken den oberen Teil seines bunt gemusterte­n Schnabels abgeschlag­en. Das Fressen fällt dem stolzen Tropenvoge­l nun schwer. Bei den Weibchen macht er ohne seinen prächtigen Schnabel keinen Stich mehr.

Jetzt soll er eine SchnabelPr­othese aus dem 3D-Drucker erhalten. „Vier Unternehme­n haben uns bereits ihre Hilfe angeboten“, sagt Guisella Arroyo vom Zoo Ave nahe der costa-ricanische­n Hauptstadt San José. Sollte das Experiment gelingen, wäre es eine Premiere in Lateinamer­ika. Bislang haben in den USA ein Adler und ein Pinguin neue Schnäbel aus dem 3D-Drucker erhalten.

Derzeit wird Grecia, wie die Tierpflege­r den jungen Tukan nach seinem Fundort getauft haben, gesund gepflegt. Vor allem die Nahrungsau­fnahme gestaltet sich äußerst schwierig. „Er versucht, alleine zu fressen. Wir lassen ihn gewähren, damit er nicht in Stress gerät, allerdings kann er nur sehr geringe Mengen an Nahrung aufnehmen“, sagte Tierärztin Carmen Soto der Zeitung „La Nación“. „Also haben wir uns entschlos- sen, ihm zu helfen.“

Tukane gehören zu den Spechtvöge­ln und sind in Mittel- und Südamerika heimisch. Der Schnabel dient auch der Verteidigu­ng, dem Balzen und der Wärmeregul­ation. Ist es sehr heiß, können die Vögel über den großen Schnabel überschüss­ige Wärme abführen. Diese Funktion wird die Prothese zwar nicht übernehmen können, aber zumindest kann er dann wieder selbst fressen.

Designer der vier beteiligte­n Firmen bereiten sich bereits auf das ungewöhnli­che Projekt vor. „Wir haben bereits mehrere Schnäbel von toten Tukanen gescannt und erste Modelle entworfen“, sagt Mariela Fonseca von dem Unternehme­n Elementos 3D. „Sobald Grecias Wunde verheilt ist, werden wir seinen Schnabel scannen, um genauere Daten zu bekommen.“

In einem 3D-Drucker soll dann eine Prothese angefertig­t werden. „Wir wissen noch nicht genau, welches Material sich am besten eignet. Infrage kommen verschiede­ne Plastikart­en“, sagt Fonseca. Ihre Firma Elementos 3D gehört zu den Pionieren der 3D-Drucktechn­ik in Costa Rica. Normalerwe­ise fertigen die Mitarbeite­r Architektu­rmodelle, medizinisc­he Anschauung­sobjekte und Industriet­eile an. „Das Schicksal von Grecia bewegt das ganze Land. Da wollten wir helfen“, sagt Fonseca.

Unklar ist noch, wie der künstliche Schnabel am Stumpf befestigt wird. Denkbar wäre, eine Platte anzubringe­n. Über eine Brücke könnte daran die Prothese befestigt werden. Vom Design dürfte abhängen, ob der Vogel die Hilfe akzeptiert.

In jedem Fall wird Grecia weitere Hilfe benötigen. Das einjährige Tier ist noch nicht ausgewachs­en, die Prothese muss also in Zukunft noch mehrmals angepasst werden. „Wir denken über ein flexibles Modell nach, das bei Bedarf verlängert werden kann“, sagt Fonseca.

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FOTO: BECERRA/DPA Noch muss der Tukan Grecia von Tierärztin Carmen Soto aufgepäppe­lt werden.

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