Ein echter Oldtimer auf zwei Rädern
Dieter Jakobs aus Losheim, Ortsteil Scheiden, hat ein altes Motorrad. Es ist eine DKW KM 200 Luxus Baujahr 1934 mit 200 ccm und 6 PS, ein Zweitakter mit Magnetzündung. Die Magnetzündung möchte ich nicht missen, der Motor springt immer an, braucht keine aufgeladene Batterie. Luxus, weil eine Batterie für die Beleuchtung eingebaut war, die zumindest zeitlich begrenzt unabhängig von der Drehzahl des Motors für ausreichende Beleuchtung der Fahrbahn sorgte. Die Maschine bringt es auf etwa 85 km/h. Sie gehörte damals einem Josef Schommer aus LosheimScheiden. Das Originalkennzeichen 8138OE2 ist noch vorhanden.
Er war Vertreter einer Seifenfabrik aus Schlüchtern und musste damals schon mobil sein. Heute fährt sie sein Enkel Dieter Jakobs, ebenfalls aus Scheiden. Die Maschine wurde offiziell am 24.04.1961, meinem 9. Geburtstag, verschrottet, dann am 20.05.1998 nach einer aufwendigen Res- taurierung wieder ins Leben erweckt und hat heute fast 25.000 Kilometer auf dem Buckel. Das ist gerade mal kurz nach Neuseeland, vom Nordzum Südpol oder einhalbmal um den Äquator. In Erinnerung sind noch etliche Ausflüge in den 50er Jahren, der Vater am Lenker, die Mutter auf dem Sozius und der Sohn, also ich selbst, auf dem Tank.
Das waren noch Zeiten und das Ganze ohne Schutzanzug, Helm und Protektoren, ja im Sonntagsanzug, mein Vater mit Schlips. Heute sind bis zu 250 Kilometer an einem Tag realistisch gut zu schaffen, aber dann ist man selber fertig, das Motorrad aber noch lange nicht. In 5 Tagen Urlaub im Ahrtal und der Eifel waren es mal runde 1.000 km. Momentan organisieren sich die Roadrunner in Scheiden, und ich mit der DKW mittendrinn. Bei deren Jahresausfahrt kommen wir immer auf eine Strecke von ca. 750 Kilometer in vier Tagen. Der Highlight war 2014, als wir auf der Rückfahrt unserer Jahresausfahrt aus der Gegend um Bad Kreuznach gezwungener maßen (wir waren ja auf der Heimfahrt und konn- ten nicht mehr zurück), dermaßen in einem Gewitter durchnässt wurden, dass bei mir nur noch die Glatze und das Gehirn (dank dem altgedientem weißen Halbschalenhelm) und auch noch die Fersen (im Windschatten) trocken blieben. Ich und meine Kameraden waren völlig durchnässt einschl. der Unterhosen, und dann kamen noch Fahrzeugpannen hinzu, aber meine DKW hielt durch, Gott sei’s gedankt. Aber es war schon hart.
Von meinem Oldtimer kamen keine Klagen. Husten oder Fieber hat er schon mal, aber wir sind ein Team und wissen uns immer zu helfen und gehen durch dick und dünn. Wir haben mittlerweile in unserer Truppe auch einen alten Bundeswehr-Munga und einen Citroen Mehari mit kleiner Ladefläche, wie ihn Louis de Funnes in seinen besten Filmen als Gefährt hatte, bei den Roadrunner dabei.
Was mit den beiden auf dieser Rückfahrt und auch den anderen Touren passiert ist, kann ich gar nicht alles erzählen. Aber nach Hause gekommen sind wir immer noch alle und jeder konnte montags seiner gewohnten Arbeit nachgehen. Und in diesem Sommer bin ich mit meiner DKW mit den Scheidener Roadrunner mit anderen Oldtimern in der Südpfalz an einem verlängerten Wochenende wieder auf 750 Kilometer locker unterwegs und wir alle werden hoffentlich nur tanken und ohne Pannen wieder zu Hause ankommen und am Montag wie gewohnt der Arbeit nachgehen, was bei unseren Fahrzeugen nicht so ohne weiteres selbstverständlich ist, aber wir halten durch und versuchen es immer wieder. Wir lassen uns nicht entmutigen. Ansonsten fahre ich, wenn es mir gefällt und die Zeit dazu da ist, einfach gemütlich mit Tempo 50 km/h übers Land und genieße den Fahrtwind, auch im Winter.
Ja und dann noch ein Geck: Laut Kfz-Brief oder wie man das jetzt nennt und Zulassung hat sein Motorrad 3 Räder, vorne, in der Mitte und hinten, ist doch komisch oder. So sind die zulässigen Reifengrößen eingetragen, wurde wohl mal mit einem LKW verwechselt. DieterJakobs
Losheim