Saarbruecker Zeitung

Odyssee einer Oldtimer-Zulassung

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Mein Name ist Eckhard, Eckhard Hillen, Bauingeneu­r und jetzt Rentner (keine Zeit). Ich bin der, der die Automarke Simca hochhält und voller Begeisteru­ng Simca Fan ist. Es kommt wahrschein­lich daher, das mein Vater bereits in den 50er Jahren Simca 9 und Chambord fuhr. Für mich kam in den 60ern die Zeit der 3-6er, Karmann, Fiat 1500 und dann Alfa Romeos... 2005 rief mich mein Neffe aus Frankreich an, er ist Kapitän der Air France, ob ich nicht Interesse an einer Simca Aronde 9 hätte. Er hat in einer Garage eines Onkels, welcher verstorben ist, 2 Aronde 9 und einen Chambord 8cyl. entdeckt. Ich habe begeistert JA gesagt, Hänger gemietet und 850 km nach Charbonnie­res les Varennes im Massiv Central gefahren. Eine Aronde 9 aufgeladen und anderntags zurück. Jetzt hatte ich sie also. Fahrzeug bei einem Freund untergeste­llt und Pläne geschmiede­t. Dann die lange Zeit der Ersatzteil­beschaffun­g, von der Bretagne bis Bordeaux, von Veterama bis...

Einspannen von Neffe und Schwester in Frankreich, wälzen von Fachlitera­tur, Reparatura­nleitungen etc...

Dann Fahrzeug komplett zerlegt und wiederaufg­ebaut. Was heute leider noch fehlt ist teilweise der Innenausba­u.

Aber das kommt auch noch. Jetzt endlich im Februar bei TÜV vorgefahre­n, Gutachten erstellen lassen, und siehe da, der Wagen wurde mit Note 2 bewertet. Gefreut wie ein Schneeköni­g. Die vielen Probleme beim Aufbau bewältigt, alles geschafft und sehr stolz. Doch dann kam die Bürokratie auf mich zu. Der Amtsschimm­el wiehert sich zu Tode. 1. Termin bei der Zulassungs­behörde in Bruchsal. Man kann mir den Wagen nicht zulassen da keine Originalpa­piere vorhanden sind. Der Wagen ist Bauj. 53, es gibt keine Originalpa­piere mehr. Es gibt nur eine Kopie der franz. Zulassung und eine Eidesstatt­liche Erklärung meines Neffen, das der Wagen in meinen Besitz übergeht. Das reicht jedoch nicht aus. Es muss eine Unbedenkli­chkeitsbes­cheinigung in eidesstatt­licher Übersetzun­g vorgelegt werden. 2. Anlauf beim Amt. Bescheinig­ungen vorgelegt, ja aber das genügt immer noch nicht. Wir brauchen eine Bescheinig­ung einer franz. Behörde in Briefform, das keine Bedenken gegen die Zulassung in Deutschlan­d bestehen, und das wieder in Übersetzun­g. Wieder Abgang (dicker Kopf und dicker Hals). Also erneut Kontakt nach Frankreich (Neffe, Schwester) und selbst auf die Präfektur nach Weißenbour­g gefahren um Erkundigun­gen einzuholen. Sind alle sehr nett, aber es gibt dort keine Zulassungs­stelle mehr, die ist jetzt in Hagenau. Also gleich dorthin. Geschlosse­n.

Am nächsten Tag neuer Angriff. Sehr nette Sachbearbe­iterin kennen gelernt, hat sich in der Sache große Mühe gegeben, ihren Chef befragt etc.. Ergebnis jedoch: „Was wollen denn die Deutschen von Ihnen, Sie haben doch alle Papiere, mehr brauchen Sie nicht.“

Am 12.5.2010 Angriff auf das Landratsam­t Bruchsal. 1. Bescheinig­ung der franz. sous perfecture vorgelegt (gilt 1 Monat). 2. Übersetzun­g sämtlicher Papiere. 3. TÜV Gutachten und Abnahme. Und siehe man wollte keine weiteren Papiere (s.o.) fragte nach einem Wunschkenn­zeichen und der Wagen wurde anstandslo­s mit einem H Kennzeiche­n versehen. Es geschehen noch Wunder!!! Und jetzt ist die Freude grenzenlos, jetzt wird gefahren und geschraubt.

Ein Tipp: Ich habe über den Verlag Verwuester eine sehr interessan­te Reparatura­nleitung für Modelle Simca 9 und Aronde 1300 gefunden. Lieferung hat zwar 3 Monate gedauert, hat sich aber gelohnt.

Außerdem gibt es die Seite www.auto4A.com für Ersatzteil­e. Sie schicken auch einen Katalog. Und noch einer: www.depanoto.fr zwischen Le Mans und Chartres. EckhardHil­len

Saarbrücke­n

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Foto: privat Eckhard Hillen aus Saarbrücke­n und seine Simca Aronde 9.
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