Saarbruecker Zeitung

Lea und die große Partynacht

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Morgen ist Partynacht in der Grundschul­e. Mit Übernachte­n. Am Abend wird es eine lustige Feier geben mit Spielen und Tänzen, und vor dem Schlafenge­hen wird ihnen die Lehrerin, Frau Schäfer, Geschichte­n vorlesen. Gruselgesc­hichten haben sich alle gewünscht.

Toll wird das sein! Die Kinder freuen sich schon riesig. Einige von ihnen haben sich ausgedacht, nachts als Gruselgeis­ter so schaurig zu spuken, dass Frau Schäfer laut „Zu Hilfe! Ein Geist!“rufen wird. Wenn es doch nur bald soweit wäre!

Nur in Leas Bauch kribbelt es, wenn sie daran denkt. Es ist ein Kribbeln, das Lea immer spürt, wenn sie sich fürchtet. Noch nie hat das kleine Mädchen eine Nacht ohne seine Eltern oder Großeltern verbracht. Lea kann es sich gar nicht vorstellen, ohne Mama und Papa in der Schule zu übernachte­n. Was, wenn ein böser Traum käme oder, noch schlimmer, wenn sie vor Heimweh weinen müsste? Auslachen würde man sie.

Je mehr Lea daran denkt, desto größer wird ihre Angst. Nein, sie mag nicht zur Schul-Partynacht gehen. Lea denkt sich Ausreden aus, dann hat sie eine Idee. Sie wird einfach beim Frühstück zu ihren Eltern sagen: „Ich hab Bauchweh. Und Kopfweh. Und Halsweh. Und …”

Da läutet das Telefon. „Hallo, Frau Braun!”, hört Lea Mama sagen.

Lea erschrickt. Frau Braun ist Tanjas Mutter. Und Tanja ist Leas beste Freundin. Warum sie wohl anruft?

Lea schleicht zur Tür und lauscht heimlich. „Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Braun!”, hört sie Mama sagen. „Ich verstehe, dass Tanja Angst hat, in der Schule zu übernachte­n. Beim ersten Mal hat jeder Angst.”

Was? Tanja fürchtet sich auch? Lea spürt, wie das Kribbeln in ihrem Bauch kleiner wird. „Ich muss Tanja helfen und in der Schulnacht bei ihr sein”, murmelt sie, „und wenn sie weint, halte ich ihre Hand.”

Lea nickt. Es wäre doch gelacht, wenn die dumme Angst nicht verschwind­en würde. Bei Tanja – und auch bei ihr.

elb

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