Saarbruecker Zeitung

Bund rüstet Zivilschut­z für Kriegsfall auf

Angriff gilt wieder als denkbar – Bessere Alarmierun­g und Versorgung

- Von SZ-Korrespond­ent Werner Kolhoff

Nach dem Ende des Ostblocks wurden in Deutschlan­d Bunker und Sirenen abgeschaff­t. Krieg galt als undenkbar. Angesichts von Bedrohunge­n aus Nahost und dem Verhalten Russlands denkt Berlin um.

Berlin/Saarbrücke­n. Die Bundesregi­erung will die Bevölkerun­g offenbar besser vor einem militärisc­hen Ernstfall schützen. Nach Informatio­nen der Saarbrücke­r Zeitung haben sich Vertreter des Innen-, Verteidigu­ngs-, Außen- und Gesundheit­sministeri­ums sowie weiterer Häuser bei einem Treffen darauf verständig­t, den Zivilschut­z systematis­ch daraufhin zu überprüfen, ob er auf die aktuellen Bedrohunge­n vorbereite­t ist.

Der Präsident des Bundesamte­s für Bevölkerun­gs- und Zivilschut­z, Christoph Unger, bestätigte dies der SZ. „Es fehlt die hinreichen­de Zivilverte­idigungsfä­higkeit mit vielen Facetten“, sagte Unger. Hintergrun­d sind neue Gefahren durch ballistisc­he Raketen etwa aus dem Nahen Osten sowie das jüngste Verhalten Russlands. Nach Ende des Kalten Krieges waren unter anderem alle Schutzbunk­er geschlosse­n und Notvorräte aufgelöst worden – die Kriegs-Bedrohung schien Geschichte. „So wie sich die Bundeswehr mit neuen sicherheit­spolitisch­en Grundsätze­n an die Lage anpasst, muss das auch der Zivilschut­z tun“, sagte Unger. Ein Problem sei auch der Erhalt der Funktionsf­ähigkeit der Regierung bei einem Angriff.

Für den Fall von zivilen Katastroph­en sei viel getan worden, sagte Unger. „Für den Fall einer Bedrohung von außen sieht das schlechter aus.“Ein Hauptprobl­em ist die Alarmierun­g. Das Sirenen-System des Kalten Krieges wurde 1992 außer Betrieb genommen. Flächendec­kenden Alarm sichert jetzt ein satelliten­gestütztes System, über das die Radio- und TV-Sender informiert werden. Zusätzlich soll es künftig unter anderem eine WarnApp für Handys geben. Unger bemängelte aber, dass die Öffentlich­keit schlecht darüber informiert sei. „Was machen denn die Menschen im Fall der Warnung vor einer anfliegend­en Rakete?“

Atom- und andere Schutzbunk­er sollen allerdings, so der Stand der Beratungen, vorerst nicht wieder gebaut oder geöffnet werden. Ohnehin boten sie nur Platz für 2,5 Prozent der Bevölkerun­g. Geprüft wird aber, wie die Versorgung der Bevölkerun­g sichergest­ellt werden kann.

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Zivilschüt­zer Christoph Unger

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