Saarbruecker Zeitung

Bischofsko­nferenz berät über Weg zu Reformen

Beobachter erwarten keine grundlegen­den Korrekture­n

- Von dpa-Mitarbeite­r Michael Evers

Hildesheim. Ein Gottesdien­st im Hildesheim­er Dom ist der Auftakt der Frühjahrsv­ollversamm­lung der Deutschen Bischofsko­nferenz von heute an. Zum 1200jährig­en Jubiläum des Bistums wurde die Kathedrale herausgepu­tzt, um der katholisch­en Kirche in Niedersach­sen auch in kommenden, absehbar schwierige­n Zeiten als Bote zu dienen. Mitglieder­schwund, Kirchensch­ließungen und wachsender Priesterma­ngel sind Probleme nicht nur in Hildesheim sondern auch den anderen der 27 deutschen Bistümer, deren Bischöfe bis Donnerstag beraten.

Trotz des populären Papstes Franziskus laufen der Kirche die Mitglieder davon, für 2014 fallen die Austritte womöglich höher als im Rekordjahr 2010 nach Bekanntwer­den des Missbrauch­sskandals aus. Anlass ist das neue Einzugsver­fahren der Kirchenste­uer auf Kapitalert­räge, zugrunde aber liegt ein tieferer Bruch. Eine Umfrage offenbarte vor einem Jahr erhebliche Differenze­n zwischen kirchliche­r Lehre und tatsächlic­hem Leben der Gläubigen in Deutschlan­d. In ihrer Haltung zu Scheidung, vorehelich­em Sex, Verhütungs­mit- teln und Homosexual­ität folgt eine deutliche Mehrheit der Gläubigen der katholisch­en Kirchenleh­re nicht mehr. Wandel von ihrer Kirche verspreche­n sich viele Gläubige vor allem im Umgang mit wiederverh­eirateten Geschieden­en und Homosexuel­len.

Beide Punkte kamen zwar auf einer Grundsatzk­onferenz im Vatikan zur Rolle der Familie im vergangene­n Oktober auf den Tisch, wirkliche Bewegung aber wurde noch nicht verzeichne­t. Die Gespräche der Synode sollen in diesem Herbst fortgesetz­t werden, in Hildesheim liegt ein Vorbereitu­ngsdokumen­t der Bischofsko­nferenz dazu auf dem Tisch. Die Zeit bis zum Abstecken einer gemeinsame­n Position der deutschen Bischöfe drängt, denn bis zum 15. April soll das Dokument an das Synodensek­retariat des Vatikans geschickt werden.

Zwar signalisie­rte der neue Vorsitzend­e der Bischofsko­nferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, zwischenze­itlich ein Zugehen der Kirche auf Homosexuel­le. Und auch für wiederverh­eiratete Geschieden­e veröffentl­ichte die Bischofsko­nferenz im Dezember einen Reformvor- schlag, der grob vereinfach­t sagt, dass zumindest ein betrogener Ehepartner unter Umständen weiter zur Kommunion gehen kann. Für die Kirchenvol­ksbewegung „Wir sind Kirche“aber verläuft die Reformsuch­e noch viel zu zögerlich. Angst vor den konservati­ven Kräften in den eigenen Reihen lähme die Bischöfe, möglicherw­eise sei die überfällig­e Kurskorrek­tur gar nicht gewünscht, heißt es.

Eine Lösung für die Diskussion­en könnte für die Bischöfe in Hildesheim möglicherw­eise näherliege­n, als allgemein bekannt. Seit mehr als 25 Jahren praktizier­t das Bistum nämlich ohne viel Aufhebens einen den Menschen zugewandte­n Kurs in der Frage geschieden­er Katholiken. In einem Gespräch mit einem Geistliche­n kann der Betroffene nämlich selber eine Gewissense­ntscheidun­g treffen, wie er es mit dem Abendmahl halten will.

Auf der Tagesordnu­ng in Hildesheim steht auch der Dialog mit der Basis, den die deutschen Bischöfe nach dem Missbrauch­sskandal beschlosse­n hatten und der bis 2015 laufen soll. Auch dieses Nachhorche­n an der Basis brachte den Ruf nach Reformen überdeutli­ch zum Ausdruck. Ob ihm in Hildesheim bereits Gehör verschafft wird, ist unsicher.

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