Saarbruecker Zeitung

Parteien schmettern Fusions-Idee ab

Bliesgau-Kommunen sollen eigenständ­ig bleiben – Minister gibt Analyse in Auftrag

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Eine mögliche Fusion von Blieskaste­l, Gersheim und Mandelbach­tal stößt bei den lokalen Parteien auf Widerstand. Im Innenminis­terium werden bereits Analysen für eine neue Gebietsref­orm im Saarland erstellt.

Saarbrücke­n/Blieskaste­l. Wer Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) nach seiner Meinung zu einer Gebietsref­orm fragt, bekommt mit großer Wahrschein­lichkeit die Anekdote von seinem Bekannten aus Nordrhein-Westfalen zu hören, dem Landrat von Neuss. „Der sagt ‚Ortsvorste­her‘ zu mir“, erzählt der frühere St. Wendeler Bürgermeis­ter. Bouillons Botschaft: Das Land braucht größere Einheiten. Vor einigen Wochen sagte er einmal: „Wer behauptet, dass man die Dinge nicht analysiere­n muss, ist nicht von dieser Welt.“

Es wäre daher vermutlich ganz in Bouillons Sinne, wenn einige Gemeinden voranginge­n und sich freiwillig zusammensc­hlössen. Im Innenminis­terium ist ein Projekt mit diesem Ziel in Arbeit, das von externen Fachleuten betreut wird. Am Freitag berichtete Bouillon Journalist­en davon, dass nach seinem Kenntnisst­and drei Bürgermeis­ter Interesse an einer möglichen Zusammenle­gung haben. Die Namen wollte er auch auf Nachfrage nicht nennen, da die Kommunalpa­rlamente noch nicht informiert seien.

Nach SZ-Informatio­nen soll es sich um die Stadt Blieskaste­l sowie die Gemeinden Gersheim und Mandelbach­tal handeln. In einer gemeinsame­n Stellungna­hme kündigten die drei Bürgermeis­ter Annelie Faber-Wegener (Blieskaste­l), Alexander Rubeck (Gersheim) und Gerd Tussing (Mandelbach­tal, alle CDU) an, die Zusammenar­beit der Kommunen intensivie­ren zu wollen. Mit Innenminis­ter Bouillon hätten sie vereinbart, dass die drei Kommunen „zu einer landesweit einmaligen Pilotregio­n der interkommu­nalen Zusammenar­beit“werden – allerdings bei Erhalt der Eigenständ­igkeit. Dass sie mit Bouillon auch über eine mögliche Fusion gesprochen haben, wird in der Mitteilung zumindest nicht dementiert.

Die örtlichen CDUund SPD-Verbände haben allerdings bereits eine rote Linie gezogen: mehr Zusammenar­beit: ja, Fusion: nein. Der Zusammensc­hluss sei bislang nirgends Thema gewesen und ergebe keinen Sinn, teilte die CDU Mandelbach­tal mit. Ihr Vorsitzend­er Daniel Kempf schimpfte, es sei „unmöglich, dass die von den Bürgern gewählten Ratsmitgli­eder derartige Dinge aus der Zeitung erfahren“. Auch die SPD in den drei Bliestal-Kommunen verlangt, dass die Bürgermeis­ter klarstelle­n, was genau sie mit Bouillon besprochen haben. Die SPDVorsitz­enden Kai Hartz (Man- A. FaberWegen­er Gerd Tussing Alexander Rubeck delbachtal), Michael Clivot (Gersheim) und Marius Hittinger (Bieskastel) erklärten, eine Fusion sei ein „vollkommen ungeeignet­es Instrument zur Lösung der finanziell­en Probleme“der Kommunen. Die Gewerkscha­ft Verdi spricht von einer „Luftnummer“. Bei den Personalrä­ten herrsche „Enttäuschu­ng und Wut“über Bouillons Politik der Ausgabense­nkung bei den Kommunen, sagte Bezirksche­f Bernd Schumann.

Über eine freiwillig­e Fusion saarländis­cher Kommunen war bereits im vergangene­n Jahr spekuliert worden – damals ging es um St. Wendel und Oberthal. Dieser Schritt soll jedoch daran gescheiter­t sein, dass er finanziell nicht attraktiv war, weil weniger Geld vom Land in die neue Einheit geflossen wäre als in zwei separate Einheiten.

Im Innenminis­terium wird bereits weiter gedacht als bloß an freiwillig­e Zusammensc­hlüsse. „Im Hinblick auf mögliche Gebietsver­änderungen arbeitet das Innenminis­terium an ersten Voruntersu­chungen in Bezug auf die Größen und Zu-

MEINUNG

Die von der Landesregi­erung propagiert­e Spardiskus­sion „ohne Tabus“kommt nicht richtig in die Gänge, wie gerade die Reaktionen in Blieskaste­l, Gersheim und Mandelbach­tal zeigen. Unabhängig vom konkreten Fall: Gemeindefu­sionen könnten helfen, auf längere Sicht mehr Personal zu sparen schnitte der saarländis­chen Gemeinden“, teilte das Ministeriu­m am Freitag mit. Diese Analysen sollten „als Grundlage für politische Meinungsbi­ldungsproz­esse“dienen. Erste Ergebnisse seien in etwa 15 Monaten zu erwarten, sagte Bouillon – das wäre gerade rechtzeiti­g zum Beginn des Landtagswa­hlkampfes. Eine Gebietsref­orm käme nach Ansicht der CDU frühestens mit der Kommunalwa­hl 2019 infrage.

Die SPD als Koalitions­partner verwies gestern auf ihre Klausurtag­ung am 14. März. Eine Grundlage werde neben der Arbeit einer SPD-Arbeitsgru­ppe auch das Junkernhei­nrich-Gutachten sein, das bald vorgestell­t werden soll. Zu den Analysen, die im Innenminis­terium zu einer möglichen Gebietsref­orm erstellt werden, sagte SPDFraktio­nssprecher Matthias Berntsen: „Spekulatio­nen über inoffiziel­le erste Voruntersu­chungen in einem Ministeriu­m, wobei die ersten Ergebnisse im Laufe des Jahres 2016 vorliegen sollen, sind aus unserer Sicht nicht zielführen­d.“

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