Saarbruecker Zeitung

Bei Djangos Rückkehr schießen die Puppen

Marotte Figurenthe­ater begeistert mit Ironie und Spielfreud­e

- Von SZ-Mitarbeite­rin Ruth Rousselang­e

Sie huldigten dem Italo-Western und gaben ihm einen fulminant aufspielen­den knorrigen Helden. Was Karlsruher Puppenspie­ler aus Mexiko zu erzählen hatten, war treffsiche­r und urkomisch zugleich.

Saarbrücke­n. Am Galgen knarzt eine Leiche. Der Präriewind säuselt. Palavernde Mexikaner schießen scharf daneben. Und Django fällt mit der Saloontür ins Haus. Mit der so ungestümen wie lustvoll albernen Westernpar­odie „Django – Die Rückkehr“eröffnete das bekannte Marotte Figurenthe­ater aus Karlsruhe die Saison im voll besetzten Kleinen Theater im Rathaus. „Helden & Schurken“ist diesmal das Spielzeit-Motto. Der gute Django vereint locker beides. Wobei er hier aber nicht, wie in Sergio Corbuccis Kult-ItaloWeste­rn, die gemeuchelt­e Ehefrau rächt, sondern brav Mama und Papa das Spelunken-Einkommen sichern will.

Aus einem übergroßen Sarg auf der Bühne lassen ein trunksücht­iger Pfarrer (Carsten Dittrich), ein verklemmte­r Heizer (Thomas Hänsel) und ein rabaukiges Freudenmäd­chen (Claudia Olma) die Prärie leben, komplett mit Holzmond und -kaktus und kullernden Schädeln, weil der alte Indianer im Faltrollst­uhl, eine wuchtige, großmäulig­e Handpuppe mit Dolch im Rücken, seines Blutsbrude­rs Django gedenken möchte. Dann kommt es, wie es kommen muss. Django legt sich mit dem skrupellos­en Sheriff an, klaut einen Klepper von des miesen geriatrisc­hen Gouverneur­s Weide, verguckt sich in die schwäbelnd­e, bibelsiche­re Alice und schießt aus Wut Dollarsche­ine zu Origami. Was für ein vielschich­tiges, von ironischen Interaktio­nen gebrochene­s Spiel mit operettenh­aften Wendungen sich die Marotte da liefert. Zu wildem Getröte schlagen die Schüsse ein.

Der Sheriff, Django und eine Pistolenku­gel vollführen ein mordlüster­nes Zeitlupenb­allett, Geier kabbeln sich mit Ganoven, das Geierisch geschickt auf hochgehalt­enen Täfelchen transkribi­ert, und Papierzüge holpern über unvorsicht­ig lauschende Indianer. Knorrig, roh und ausdruckss­tark sind die im schießwüti­gen Gefecht befindlich­en Stabmarion­etten, eine wilde Truppe mit überborden­der Spiellust und gesummten „Wand’rin’ Star“von den drei Schauspiel­ern ihrem Schicksal entgegenge­führt, die dabei immer wieder zur kruden indianisch­en Mär vom verblichen­en Blutsbrude­r schwenken. Freudiges Gepruste im Kleinen Theater im Rathaus, in diesem fulminante­n Erwachsene­nstück werden Rache, Ehre und Blutdurst zur Lachnummer, die Holztypen tröten drauf.

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FOTO: MAROTTE FIGURENTHE­ATER Das Marotte Figurenthe­ater hauchte den hölzernen Darsteller­n beeindruck­end Leben ein.

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