Jazzer lernen seit 25 Jahren gern in Sulzbach dazu
Workshop-Reihe bringt Amateure aus ganz Deutschland mit Top-Vertretern der improvisierten Musik zusammen
Verdreifacht hat sich seit den Anfängen die Zahl der Teilnehmer am Jazzworkshop der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal. Kein Wunder: Sie hauchen musikalischen Unikaten gemeinsam Leben ein, um noch besser zu werden.
Sulzbach. Seine 25. Ausgabe feiert in diesen Tagen der jährliche Sulzbacher Jazzworkshop. Zum Jubiläum hat die Musikschule Sulzbach-Fischbachtal dieses Treffen um einen Tag verlängert. So wurde von Donnerstag bis Sonntag unterrichtet, dazu gab es allabendlich Konzerte.
Zur ersten Soiree begrüßte Musikschulrektor Uwe Brandt am Donnerstag die Dozenten, Teilnehmer und Besucher im voll besetzten Salzbrunnenhaus mit Zahlen und Fakten zur Geschichte der Veranstaltung. 91 Amateurjazzer fast aller Altersstufen sind diesmal zu den Kursen angereist. Beim ersten Workshop anno 1990 waren es gerade mal rund dreißig. Insgesamt ließen sich über die Jahre deutlich mehr als 2000 Blue-note-Begeisterte in Sulzbach fortbilden. Viele waren inzwischen schon häufiger da. Der Workshop sei inzwischen regelmäßig innerhalb weniger Tage ausgebucht, erzählte Brandt. Die Werbung funktioniere vorwiegend über Mundpropaganda. Besonders erfreulich: Die Anzahl der auswärtigen Teilnehmer aus vielen Gegenden Deutschlands und dem Ausland ist stetig gewachsen. So waren die Angereisten in den vergangenen Jahren in einem Verhältnis von etwa 60 zu 40 Prozent in der Überzahl.
In einer sich rasch wandelnden Kulturlandschaft ist Sulzbach zweifellos eine Ausnahme. Am Rande des Konzerts nach dem Erfolgsrezept befragt, sagte der Workshop-Leiter Christoph Mudrich, „dass wir ganz konstant ein sehr fundiertes und gut vorbereitetes Konzept beibehalten. Wir experimentieren nicht herum; wir lernen aus dem, was gut funktioniert“.
Wichtig sei die sorgfältige Vorbereitung: Noten würden verschickt, früh die Ensembles ein- geteilt. „Die Ensemblearbeit ist hier außergewöhnlich“, sagt der Chef der „JazzScool“, der Jazzabteilung der Musikschule. Alle neun Dozenten schrieben Noten eigens für ihre Workshop-Ensembles: „So entstehen pro Jahr 18 bis 24 Unikate“.
Den Lehrern, einer seit vielen Jahren eingespielten Riege, ge- hörte nun auch das abendliche Podium. Unter der Überschrift „The Art of Duo“formierten sich freilich Ad-hoc-Zweierkonstellationen. Mudrich betätigte sich als schlagfertiger Moderator – „Hier stehen jahrzehntelange Freundschaften auf dem Spiel“– und ließ Zuhörer Karten mit den Dozenten-Namen ziehen. Gleich zum Auftakt wurde so ein Duo aus Anette von Eichel (Dozentin für Jazzgesang) und dem Newjazzer Christof Thewes (Posaune) ausgelost. Deren recht freie Improvisation lenkte den Abend in eine relativ experimentierfreudige Richtung. So griff auch Mudrich (Piano), von Hause aus Traditionalist, bei seinem Tête-à-tête mit dem Schlagzeugdozenten Dirik Schilgen ausgiebig in den Saitenkasten des Flügels.
Das Bläserduo Kristina Brodersen (Saxofon) und Ralph „Mosch“Himmler (Flügelhorn) steuerte swingende Linien bei; Gitarrist Roland Gebhard teilte das Podium mit dem Kontrabassisten Florian Döling. Er hatte seinerzeit den Sulzbacher Jazzworkshop ins Leben gerufen und wirkt heute von Freiburg aus.
Aufgrund der ungeraden Dozentenzahl musste einer zweimal ran: Die Wahl fiel auf Christof Thewes, diesmal mit dem von Zweibrücken aus operierenden Saxofonisten Thomas Girard. Bei der anschließenden Jam-Session durften auch die Workshop-Teilnehmer mitjazzen.