Saarbruecker Zeitung

Augsburgs neuer Torjäger

Torhüter Hitz trifft zum 2:2 gegen Leverkusen – „Eiskalt im Abschluss“

- Von Christian Kunz und Simon Ribnitzky (dpa)

Mit seiner Tor-Rarität macht sich Augsburgs Torwart Marwin Hitz in einem wilden Spiel zum gefeierten Helden beim nächsten Schritt Richtung Europa. Die Leverkusen­er standen mal wieder bedröppelt da.

Augsburg. Marwin Hitz war zu Späßchen aufgelegt. „Ich hab zu meinen Mitspieler­n schon ein paar Mal gesagt, dass ich pro Jahr sicher fünf Tore mache, wenn ich bei jedem Standard nach vorne gehe. Das musste ich mal unter Beweis stellen“, flachste der Augsburger Torhüter nach seinem Treffer in der Nachspielz­eit zum 2:2 (0:1) gegen Bayer Leverkusen. Als erst dritter Bundesliga-Torhüter nach Jens Lehmann (1997) und Frank Rost (2002) sorgte der 27-jährige Schweizer für die Torwart-Torsensati­on aus dem Spiel heraus.

Ersatzkapi­tän Daniel Baier staunte und sagte: „Eiskalt im Abschluss, da kann ich mir noch ’ne Scheibe von abschneide­n.“Teamkolleg­en und Trainer waren verblüfft vom TorKunstst­ück des Schweizers mit einem Drehschuss im FünfMeter-Raum. Und das auch noch bei seiner Rückkehr fast auf den Tag genau drei Monate nach einem Teilriss eines hinteren Kreuzbande­s. „Ich habe nicht gewusst, dass ich einen

Augsburgs Torwart Marwin Hitz erzielt in der Nachspielz­eit den Treffer zum 2:2 gegen Leverkusen.

Torjäger ins Tor stelle“, wunderte sich FCA-Trainer Markus Weinzierl, der nach dem Ausgleich (90.+4) wie aufgedreht über den Rasen sprintete.

Viel wichtiger als die Torwarttor-Rarität war aber allen Augsburger­n der im FußballSpe­ktakel mit herausrage­nder Moral erkämpfte Punkt. Im Rennen um einen EuropacupS­tartplatz hält der Tabellenfü­nfte die Leverkusen­er zwei Punkte auf Distanz. „Norma- lerweise bist du beim Stand von 1:2 tot, aber unsere Mannschaft nicht“, lobte der glückselig­e Weinzierl seine Malocher.

Das nächste Kapitel im schwäbisch­en Bundesliga­Märchen hätte für Hitz („Ich habe nur einmal ein Eigentor geköpft“) aber auch viel trauriger enden können. Beim 1:0 durch Josip Drmic (8.) sah der Torhüter, der 2013 vom VfL Wolfsburg kam und einen Vertrag bis 2016 hat, nicht gut aus. Längst nicht in allen Szenen wirkte der Schlussman­n bei seiner Rückkehr auf den Rasen sicher. Weinzierl hatte ihm aufgrund seiner fußballeri­schen Stärke den Vorzug vor Alexander Manninger gegeben.

In den Schlussmin­uten war Hitz aber sicher zur Stelle. Mit zwei tollen Paraden bewahrte er sein Team kurz nach dem unhaltbar abgefälsch­ten Schuss von Stefan Reinartz (84.) vor dem K.o. Und dann steuerte er nach Joker Caiuby (59.) den zweiten FCA-Treffer für den ersten Punkt gegen das BayerTraum­a (sieben Niederlage­n in sieben Spielen) bei.

„Ich gönne Marwin Hitz absolut ein Tor, aber es muss nicht unbedingt gegen uns sein“, gab Leverkusen­s Trainer Roger Schmidt vier Tage vor dem Champions-League-Achtelfina­le gegen Atlético Madrid zu. „Wir schaffen Helden, aber wir wollen natürlich eigene Helden haben.“

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FOTO: DAMMASCHKE-GERSTMAYR/DPA

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