Saarbruecker Zeitung

SPD- Chef wirbt massiv für Freihandel­s-Abkommen

Minister Gabriel wirft TTIP-Gegnern „Angstmache­rei“vor

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Das geplante Freihandel­sabkommen mit den USA stößt bei den Deutschen auf wachsende Skepsis. SPD-Chef Gabriel kämpft gegen die Angst vor neuer Konzern-Macht und sinkendem Verbrauche­rschutz an.

Berlin. SPD-Chef und Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel hat vor einem Abstieg Europas gewarnt, wenn das geplante, aber hoch umstritten­e Freihandel­sabkommen der Europäisch­en Union mit den USA (TTIP) scheitert. Dann werde Asien das Zepter im Welthandel übernehmen – mit negativen Folgen für Umwelt, Klima und Verbrauche­rschutz. „Ich beobachte mit großer Sorge, dass sich Teile der Öffentlich­keit einmauern in ihren Argumenten“, sagte Gabriel gestern in Berlin. Dort diskutiert­en die SPD und die Wirtschaft auf zwei großen Kongressen über Vor- und Nach- teile. Der SPD-Chef warf den Kritikern des Abkommens „Angstmache­rei“vor. Es gebe Kampagnen gegen TTIP, „bei denen jedes Argument der Aufklärung keine Chance hat“, sagte Gabriel bei der SPD-Veranstalt­ung in der überfüllte­n Berliner Parteizent­rale. „Wer nur Emotionen mobilisier­en will, der vertraut den Menschen nicht.“

Wie aus einer neuen EmnidUmfra­ge für die Verbrauche­rschützer von Foodwatch hervorgeht, finden nur noch 39 Prozent der Deutschen TTIP gut – vor einem Jahr waren es 55 Prozent. Allerdings stehen weiterhin 51 Prozent der SPDAnhänge­r dazu. Gerade Facharbeit­er in Autofabrik­en könnten profitiere­n, wenn Zölle beim Export in die USA wegfallen. Vorbehalte gibt es aber auf allen Ebenen der SPD- Organisati­on. Ute Vogt, Fraktionsv­ize, berichtete von regen Debatten an der Basis in Baden-Württember­g. Hauptsorge: Dass über TTIP das Primat der Politik ausgehebel­t wird. Etwa dass Unternehme­n im Namen des Investitio­nsschutzes über die geplanten Schiedsver­fahren nationales und EU-Recht außer Kraft setzen könnten.

Gabriel setzte dem einen neuen Vorschlag entgegen, den er am Wochenende präsentier­t hatte: Unabhängig­e Berufsrich­ter sollen die Schiedsger­ichte bilden, später soll daraus ein Internatio­naler Schiedsger­ichtshof werden. Das fand die zuständige EUKommissa­rin Cecilia Malmström, die Gast beider Berliner Kongresse war, eine prüfenswer­te Idee. dpa/afp/kol

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Sigmar Gabriel

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