Saarbruecker Zeitung

Waffenabzu­g in der Ukraine verzögert sich

Fahndung nach Anschlag in Charkow – Heute neues Außenminis­tertreffen in Paris

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Bislang haben die Konfliktpa­rteien in der Ukraine ihre Waffen noch nicht abgezogen. Kiew nennt neue Rebellen-Angriffe als Grund.

Die Konfliktpa­rteien in der Ostukraine zögern mit der Umsetzung des Friedenspl­ans von Minsk. Das Misstrauen ist groß. Die Bundesregi­erung fordert Militär und Separatist­en auf, das Abkommen umzusetzen.

Kiew/Berlin. Der vereinbart­e Abzug schwerer Waffen von der Front im Kriegsgebi­et Ostukraine kommt nicht voran. Die ukrainisch­en Regierungs­einheiten schlossen vorerst einen Positionsw­echsel aus und warfen den Aufständis­chen vor, die Feuerpause zu missachten, wie gestern ein Armeesprec­her sagte. Es seien erneut zwei Soldaten getötet und zehn verletzt worden, hieß es in Kiew.

Die prorussisc­hen Separatist­en wiesen die Vorwürfe zurück. Die „Volkswehr“reagiere nur auf Beschuss und „Provokatio­nen“durch das Militär, sagte Separatist­ensprecher Eduard Bassurin in Donezk. Für die Verzögerun­g des Waffenrück­zugs der Aufständis­chen machte er „logistisch­e Gründe“verantwort­lich. „Bisher rechnen wir damit, am 24. Februar mit dem Abzug zu beginnen“, sagte Bassurin.

Die Bundesregi­erung hält derweil die Umsetzung des in Minsk vereinbart­en Friedenspl­ans für unzureiche­nd. Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte: „Es erfüllt uns mit Sorge, dass es noch keine umfassende Waffenruhe gibt.“Es seien zwar auch positive Entwicklun­gen zu beobachten. Eine Feuerpause sei aber Voraussetz­ung für den vereinbart­en Abzug schweren Geräts und die Überwachun­g durch die Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa.

Am Wochenende hatten beide Seiten eine weitere Vereinbaru­ng unterzeich­net und Gefan- gene ausgetausc­ht. Separatist­ensprecher Bassurin schloss einen baldigen erneuten Austausch nicht aus. „Wir haben noch mehr als 100 Gefangene“, sagte er. Die Aufständis­chen kritisiert­en, die ukrainisch­e Re- gierung beende nicht ihre Wirtschaft­sblockade der Region Donbass. Es gebe inzwischen große Probleme, die Menschen im Kriegsgebi­et zu ernähren, sagte der Minsker Unterhändl­er Denis Puschilin.

Nach einem Bombenansc­hlag in Charkow erlag gestern in einem Krankenhau­s ein 15-Jähriger seinen schweren Verletzung­en. Die Zahl der Toten erhöhte sich damit auf drei. Spezialkrä­fte suchten weiter nach den Hintermänn­ern der Tat. Vier festgenomm­ene Mitglieder der prorussisc­hen Vereinigun­g „Charkower Partisanen“hätten nach ersten Erkenntnis­sen nichts mit dem Verbrechen zu tun, teilte der Geheimdien­st mit. Allerdings sei einer der Männer in der russischen Stadt Belgorod mit Plänen, Geld und einem Raketenwer­fer für Angriffe auf Treffpunkt­e von regierungs­treuen Kräften ausgestatt­et worden, hieß es. In einer Mitteilung wies die Gruppe „Charkower Partisanen“die Vorwürfe zurück. Während einer Demonstrat­ion von 300 proukraini­schen Aktivisten waren am Sonntag bei der Explosion eines Sprengsatz­es weitere elf Menschen verletzt worden.

Heute kommen die Außenminis­ter der Ukraine, Russlands, Deutschlan­ds und Frankreich­s in Paris zu einem weiteren Treffen über die Lage in der Ostukraine zusammen. Dabei dürfte auch der Fall der in Russland inhaftiert­en ukrainisch­en Kampfpilot­in Nadeschda Sawtschenk­o zur Sprache kommen. Berlin setzt sich für die Freilassun­g der 33-Jährigen ein. dpa

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