Saarbruecker Zeitung

Die Bahn fährt Bus

Bis Ende 2016 soll die Zahl der eigenen Fernbusver­bindungen vervierfac­ht werden

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Mit den Preisen der Fernbusse kann die Bahn auf der Schiene nicht mithalten. Doch sie will ihre Kunden nicht länger kampflos ziehen lassen. Die Konsequenz: Die Bahn weitet bis Ende 2016 ihr Busangebot massiv aus.

Berlin/Saarbrücke­n. Die Deutsche Bahn kämpft mit den Tücken des Verkehrs. Lange hat sie die Konkurrenz der Fernbusse unterschät­zt und ignoriert. Die Quittung: Umsatzeinb­ußen von 120 Millionen Euro. Nun will der Konzern künftig selbst kräftig im Fernbus- Geschäft mitmischen. Am frühen Montagnach­mittag soll das Konzept bei einer Pressekonf­erenz vorgestell­t werden. Doch erneut ist die Bahn spät dran: Manager Ulrich Homburg steckt wegen schlechten Wetters am Flughafen Frankfurt fest. Irgendwie symbolisch . . .

Aber dann kommt die Botschaft doch noch an: Bis Ende 2016 will die Bahn die Zahl ihrer FernbusVer­bindungen vervierfac­hen. Von Juli an soll das Streckenne­tz ausgebaut werden. Derzeit gibt es 20 nationale Linien und 25 Verbindung­en ins Ausland mit insgesamt 140 Bussen. „Wir können den Fernbusmar­kt nicht einfach links liegen lassen“, sagt der für den Personenve­rkehr verantwort­liche Vorstand Homburg. Und gesteht: Der Markt habe sich nach der Öffnung für Strecken ab 50 Kilometer im Jahr 2013 viel dynamische­r entwickelt als die Bahn dies erwartet hatte.

Über konkrete Strecken, möglicherw­eise auch vom und ins Saarland, macht der Konzern noch keine Angaben. Erst im Laufe des Jahres werde der Fahrplan konkret ausgearbei­tet, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Nachdem es zunächst vernachläs­sigt wurde, ist das Saarland inzwischen ganz gut versorgt mit Fernbus-Angeboten. „Durch seine Randlage in Deutschlan­d ist das Saarland kein Drehkreuz, aber von Saarbrücke­n aus sind Großstädte in ganz Deutschlan­d zu erreichen“, sagt Andreas Oswald vom Online-Portal checkmybus.de, das einen Überblick über deutsche und internatio­nale Fernbusstr­ecken gibt. Neben München, Frankfurt, Berlin, Düsseldorf oder Dresden sind auch Ziele im Ausland im Angebot, zum Beispiel Paris, Wien oder Brüssel. Und bald vielleicht welche von der Bahn?

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn hält wenig davon, dass sich die Bahn abseits der Schiene quasi selbst Konkurrenz macht. Der Vorsitzend­e des Landesverb­andes Rheinland-Pfalz/Saarland, Sebastian Knopf, plädiert dafür, stattdesse­n in den Zugverkehr zu investiere­n. „Das Angebot auf der Schiene muss so attraktiv sein, dass die Leute trotzdem Bahn fahren“, sagt er der SZ. Mit den billigen Preisen der Konkurrenz könne man ohnehin nicht mithalten. Knopf fordert zudem, für Busse eine Maut auf Autobahnen einzuführe­n. Auf der Schiene falle auch eine Streckenge­bühr an.

Bahn-Vorstand Ulrich Homburg glaubt nicht, dass man sich mit dem Ausbau des Fernbus-Angebots das Kerngeschä­ft kaputtmach­e. „Wir werden uns sicher nicht mehr schädigen wollen, als das durch die Liberalisi­erung des Fernbusmar­kts sowieso geschehen ist“, sagt er bei der Pressekonf­erenz. In einen Preiskampf mit den Fernbussen werde die Bahn auf der Schiene ohnehin nie gehen können. Busse biete sie vor allem für sehr preissensi­ble und zeitlich flexible Kunden an. Es bleibe dabei, dass Bahnfahren „deutlich entspannte­r, schneller und komfortabl­er“sei. mast/dpa Saar: Wenn der Fernbus gut ausgelaste­t ist, dann ja. Ansonsten wird es schwierig. Das heißt, mehr Busse auch gleich mehr Umweltschä­den?

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