Saarbruecker Zeitung

Schwarz-Rot verhandelt strittige Themen

Mindestloh­n, Mieten, Stromtrass­en: Union und SPD wollen Konflikte entschärfe­n

- Von SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter

Es hakt derzeit bei einigen innenpolit­ischen Kernvorhab­en der großen Koalition. Heute Abend wollen die Partei- und Fraktionsc­hefs der Koalitions­parteien CDU, CSU und SPD bei einem Treffen über das weitere Vorgehen beraten.

Berlin. Es hat sich einiges aufgestaut. Wenn die Spitzen von Union und SPD am heutigen Abend im Kanzleramt zusammenko­mmen, dann dürften nicht nur Freundlich­keiten ausgetausc­ht werden. Es könne nicht angehen, dass CDU und CSU versuchten, „den Koalitions­vertrag über das Kleingedru­ckte außer Kraft zu setzen“, polterte SPD-Vize Ralf Stegner schon im Vorfeld. Tat- sächlich hatten vor allem die bayerische­n Christsozi­alen in letzter Zeit gegen einige Schlüsselp­rojekte der Genossen gestänkert. Ob der so genannte Koalitions­ausschuss heute Abend alle Probleme lösen kann, ist fraglich. Nachfolgen­d die Gefechtsla­ge: Mindestloh­n: Die Union stört sich an den Dokumentat­ionspflich­ten der Arbeitgebe­r, um die Einhaltung des Mindestloh­ns wirksam zu kontrollie­ren. Die CSU fordert gar eine generelle Aussetzung dieses zusätzlich­en Verwaltung­saufwandes, so lange es an dieser Stelle keine Nachbesser­ungen in dem seit Januar geltenden Gesetz gibt. Die SPD will jedoch hart bleiben. Das hatte Generalsek­retärin Yasmin Fahimi zuletzt mit drastische­n Worten deutlich gemacht: „Wer es als Arbeitgebe­r nicht schafft, einen Stundenzet­tel ordentlich auszufülle­n, ist entweder ein Gauner oder schlichtwe­g zu doof“, meinte die SPD-Politikeri­n. Energiewen­de: Hier entzündet sich Streit am Ausbau der Stromtrass­en. CSU-Chef Horst Seehofer will den Bürgerprot­esten in Bayern Rechnung tragen. Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel ( SPD) zeigte sich zuletzt kompromiss­bereit bei der Trassenfüh­rung, also zum Beispiel, dass man sie auch unterirdis­ch verlegen könnte. An der Notwendigk­eit neuer Trassen will Gabriel im Gegensatz zu Seehofer aber nicht rütteln. Mietpreisb­remse: Zur Begrenzung der zum Teil explodiere­nden Mieten in Ballungsrä­umen hatte das Bundeskabi­nett bereits im Oktober einen Entwurf verabschie­det, der aber bislang nicht vom Bundestag behandelt wurde. Grund sind Forderunge­n der Union nach Korrekture­n. So soll das in der Vorlage verankerte Prinzip aufgeweich­t werden, wonach der Vermieter künftig die Maklerkost­en trägt und nicht wie jetzt der Mieter. Zudem will die Union strengere Regeln bei den Mietspiege­ln. Der zuständige Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) sieht keinen Änderungsb­edarf.

Bei der letzten Sitzung des Koalitions­ausschusse­s im November konnten Union und SPD immerhin einen Erfolg vermelden: Damals wurden Unstimmigk­eiten bei der geplanten Frauenquot­e ausgeräumt. Vielleicht befördert diese Einigung ja auch heute Abend das Verhandlun­gsklima.

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