Saarbruecker Zeitung

Bouillon: Gemeindefu­sion im Bliesgau gescheiter­t

In der Kommunalpo­litik und im Landtag keine Unterstütz­ung für möglichen Zusammensc­hluss von Blieskaste­l, Mandelbach­tal und Gersheim

- Von Nora Ernst, Ute Klockner und Daniel Kirch (SZ)

Es gab erste Vorgespräc­he, doch es fanden sich keine Unterstütz­er für eine Fusion – weder in den drei Gemeinden noch im Landtag. Innenminis­ter Klaus Bouillon muss eingestehe­n: „Ich halte die Sache für gescheiter­t.“

Saarbrücke­n. Eine Zusammenle­gung der Stadt Blieskaste­l und der Gemeinden Mandelbach­tal und Gersheim ist vom Tisch. „Ich halte die Sache für gescheiter­t“, sagte Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) gestern Abend in einem Vortrag beim CDU-Wirtschaft­srat in Völklingen. Bouillon verwies auf den Widerstand in der Kommunalpo­litik der drei Kommunen. CDU und SPD hatten sich vehement gegen eine Fusion ausgesproc­hen.

Bouillon deutete erstmals an, dass in „Vorgespräc­hen“mit den drei Bürgermeis­tern Annelie Faber-Wegener (Blieskaste­l), Ale- xander Rubeck (Gersheim) und Gerd Tussing (Mandelbach­tal, alle CDU) auch die Möglichkei­ten einer freiwillig­en Fusion erörtert wurden. Der Innenminis­ter sagte, man habe über das gesprochen, was im Koalitions­vertrag von CDU und SPD aus dem Jahr 2012 stehe. Dort hatten die Parteien vereinbart, die interkommu­nale Zusammenar­beit finanziell zu fördern – und eine „Förderung von Gemeindefu­sionen auf freiwillig­er Basis“zu prüfen. Nachdem die Gespräche öffentlich geworden seien, habe er im Landtag jedoch niemanden mehr gefunden, der von einer Fusion etwas wissen wollte, sagte Bouillon.

Dies zeigte sich gestern bei der Landespres­sekonferen­z. „Es ist nie über eine Fusion oder eine Gebietsref­orm gesprochen wor- den, sondern über eine enge Zusammenar­beit, die ist dort auch sehr sinnvoll“, sagte der CDUFraktio­nsvorsitze­nde Klaus Meiser. Das Konzept der CDU sehe eine Phase der Freiwillig­keit für mehr Kooperatio­n und Synergieef­fekte vor. „Gebietsref­ormen wären nur die Ultima ratio, wenn nichts anderes hilft“, sagte Meiser.

„Man kann so etwas nicht von oben verordnen. Einen solchen Fusionspro­zess kann es nur nach einer eingehende­n Debatte der Basis, hier der Parteibasi­s, geben“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn. Sollten die drei CDU-Bürgermeis­ter eine Fusionsabs­icht bekundet haben, sei das „eine sehr leichtfert­ige Schlussfol­gerung und eine sehr dümmliche“. Am 14. März will die SPD bei ihrer „Saarland-Klausur“ über eine Kommunalre­form diskutiere­n.

Die Grünen attestiert­en den Großkoalit­ionären eine schlechte Kommunikat­ion. Die große Koalition sei sich in dieser Frage uneinig, sagte Klaus Kessler. Die Grünen fordern eine Fusion von sechs auf drei Kreise.

„Wir sind sehr verwundert über die Art des Verfahrens. Das kann nicht über die Köpfe der Betroffene­n hinweg angedacht werden“, sagte die Linken-Abgeordnet­e Barbara Spaniol. Fusionen aus Gründen des „Spardiktat­s“lehne ihre Fraktion ab. Eine Fusion bedeute auch ein Weniger an Strukturen vor Ort, in einer ohnehin schon sehr ausgedünnt­en Region. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bürger das wollen“, meinte Spaniol.

Die Piraten glauben, durch eine Fusion ließe sich nur wenig einsparen. „Wir halten Kooperatio­nen für sinnvoller als erzwungene Fusionen“, sagte der Abgeordnet­e Andreas Augustin.

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Klaus Bouillon
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Stefan Pauluhn

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