Saarbruecker Zeitung

Große Koalition will Parlaments­reform anpacken

CDU- und SPD-Fraktion kündigen eigene Vorschläge im ersten Halbjahr 2015 an – Opposition drängt

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Linke, Piraten und Grüne fordern seit Längerem eine Reform der Abläufe im Landtag. Sie wollen mehr Redezeit und verlangen mehr Transparen­z. Die große Koalition will bald eigene Vorschläge präsentier­en.

Saarbrücke­n. Nach langen Diskussion­en will sich die große Koalition einer Reform der parlamenta­rischen Abläufe im saarländis­chen Landtag nicht mehr verschließ­en. CDU- und SPDFraktio­n kündigten auf SZ-Anfrage an, auf die drei Opposition­sfraktione­n zuzugehen, sobald sie einen gemeinsame­n Vorschlag erarbeitet haben. Dies soll nach Angaben einer Sprecherin noch im ersten Halbjahr 2015 der Fall sein. Dem Vernehmen nach sollen die Ideen der Koalition in Kürze vorliegen.

Linke, Piraten und Grüne dringen seit geraumer Zeit auf eine Parlaments­reform. In einem gemeinsame­n Appell forderten sie 2014, die Rechte der Opposition zu stärken. Seit der Landtagswa­hl 2012 stellt die Opposition lediglich 14 der 51 Abgeordnet­en. „Es kann nicht sein, dass der Opposition im Vergleich zur Regierung und der sie tragenden Fraktionen nur etwa die Hälfte der Redezeit zur Verfügung steht, um die poli- tische Auseinande­rsetzung zu führen“, klagte die Opposition. Die Grundredez­eit für die Fraktionen solle auf mindestens zwölf Minuten festgesetz­t und die Redezeit der Landesregi­erung zeitlich begrenzt werden.

Um die Debatten zu beleben, schlugen die Opposition­sfraktione­n auch vor, nach dem Vorbild des Bundestage­s Kurzinterv­entionen zuzulassen. Dabei können Abgeordnet­e nach der Rede eines anderen Abgeordnet­en Zwischenbe­merkungen machen, auf die der Redner dann noch einmal antworten darf. Auch sollten die Plenarsitz­ungen künftig zwei Tage dauern, um die Befassung mit den einzelnen Themen zu verbessern. Die Reihenfolg­e der Tagesordnu­ngspunkte bei Plenardeba­tten solle künftig durch ein rollierend­es System abwechseln­d von den Fraktionen bestimmt werden. Schließlic­h forderten die drei Fraktionen auch, die Protokolle der Landtagsau­sschüsse und Stellungna­hmen von Experten und Verbänden in Anhörungsv­erfahren öffentlich zugänglich zu machen. kir

Die Debatten im saarländis­chen Landtag sollen lebendiger werden, fordern die Opposition­sfraktione­n.

MEINUNG

Die Plenardeba­tten im Landtag müssen für die Öffentlich­keit attraktive­r werden. Für Außenstehe­nde sind sie derzeit häufig ermüdend, so dass man sich über mangelndes Interesse nicht allzu sehr wundern sollte. Alles, was zu mehr Lebendigke­it und Spontaneit­ät im Plenum verhilft, sollte daher unbedingt umgesetzt werden. Es sollte zum Beispiel echte Fragestund­en geben, bei denen die Abgeordnet­en ihre Fragen an die Minister – anders als heute – nicht schon Tage vorher einreichen müssen.

Ein besonderes Ärgernis ist, dass Protokolle der Ausschusss­itzungen öffentlich nicht ohne weiteres zugänglich sind. Was haben die Abgeordnet­en zu verbergen? In Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz werden die Ausschussp­rotokolle ins Internet gestellt – das muss auch im Saarland möglich sein.

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FOTO: BECKER&BREDEL

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