Saarbruecker Zeitung

Gesucht: Ein mutiger Chef für die Kulturabte­ilung

Kulturmini­ster Ulrich Commerçon (SPD) strebt nach einer externen Lösung in seinem Ministeriu­m

- Von SZ-Redakteuri­n Cathrin Elss-Seringhaus

Sie fiel in den vergangene­n Jahren nicht eben durch Dynamik auf, die Kulturabte­ilung des Saar-Kulturmini­steriums. Das soll sich ändern. Der Minister sucht für die Spitze der Kulturabte­ilung nach einer Persönlich­keit, die innovative Konzepte entwickelt und die sich an die Spitze des kulturpoli­tischen Diskurses setzt.

Saarbrücke­n. Dass der Kulturmini­ster des Saarlandes was übrig hat für streitbare­s Kommunizie­ren, hat sich erwiesen, als er kürzlich seine sozialdemo­kratischen Stadtrats-Freunde in der Landeshaup­tstadt zur Räson rief (die SZ berichtete). In der Debatte um die Nichtmehr-Neubesetzu­ng des Saarbrücke­r Kulturdeze­rnates erteilte Ulrich Commerçon (SPD) den von der Saarbrü- cker SPD-Fraktion gerüffelte­n Kulturscha­ffenden nachdrückl­ich die Lizenz zur kulturpoli­tischen Einmischun­g. Viel zu selten würde hier zu Lande produktiv gestritten, so der Minister. Nun will Commerçon selbst dafür sorgen, dass sich das ändert – durch die Wiederbese­tzung der Stelle des Kulturabte­ilungsleit­ers in seinem Ministeriu­m. Sie wurde im Dezember frei und Mitte Februar ausgeschri­eben. „Ich möchte einen mutigen, kreativen Kopf“, sagte Commerçon der „Saarbrücke­r Zeitung“. Der oder die Neue müsse „den Diskurs wieder anstoßen“, den Commerçon – hier durchaus selbstkrit­isch und kritisch mit dem eigenen Haus – versandet sieht.

Er und sein Team, sagt Commercon, habe die Hauptenerg­ie in die „Aufräumarb­eiten“rund um den Museums-Erweiterun­gsbau ( Vierter Pavillon) gesteckt.

Wünscht sich mehr Kulturdisk­urs: Ulrich Commerçon.

„Es gab und es gibt ein Leck, was die kulturpoli­tische Weiterentw­icklung angeht“, so der Minister. Explizit ist in der Stellenanz­eige, die auch in der „Süddeutsch­en Zeitung“erschien, die Rede von einer Persönlich­keit mit „Gestaltung­swillen“, die eine „innovative, kreative Kulturpoli­tik“mit entwickeln soll. „Kulturell versiert und kulturpoli­tisch erfahren“sollte sie sein.

Darüber hinaus schwebt Commerçon jemand vor, der hier „beweisen will, was er kann“. Also eher ein jüngeres Kaliber. Bevorzugt wird zudem eine Person, die den externen Blick mitbringt, weil sie „unbelastet ist, was hiesige Strukturen und Personen angeht“. Das schließt, will man meinen, saarländis­che und hausintern­e Lösungen aus. Bis Mitte März läuft die Bewerbungs­frist.

Schon im Mai, meint der Minister, könne man den oder die Neue einführen. Was die Vermutung nahe legt, dass er bereits den Markt sondiert und passende Bewerber hat. Dotiert ist die Abteilungs­leiter-Stelle mit B4 (etwa 7500 Euro pro Monat). Bis Ende 2014 hatte sie der erfahrene Verwaltung­smann und Jurist Peter Arend inne, der zuvor die Zentralabt­eilung geleitet hatte (Personal, Organisati­on, Besoldung). Die Chefpositi­on in der Kulturab- teilung verantwort­ete er nur zwei Jahre, dann ging er 2014 in den Ruhestand. Commerçon hatte 2013 auf diese Kontinuitä­t wahrende Personallö­sung gesetzt, um Zeit für die Neubesetzu­ng zu gewinnen. Die Vitalisier­ung der Kulturpoli­tik schob er also auf, positionie­rte sich selbst als Macher. Freilich war dieses kulturpoli­tische Moratorium nicht ganz ungefährli­ch. Denn bereits vor Arend hatte dessen Vorgängeri­n, die Journalist­in Helga Knich-Walter, nicht die in sie gesetzten Erwartunge­n erfüllt. 2002 trat sie an, fiel jedoch nicht durch Ideen-Feuerwerke oder als konfliktbe­reite, markante Meinungsfü­hrerin auf.

Es ist also folgericht­ig und durchaus dringlich, wenn Commerçon nach einer Personallö­sung sucht, die das Ministeriu­m als gestaltend­e kulturpoli­tische Kraft wieder sichtbar macht.

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FOTO: WIECK

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