Saarbruecker Zeitung

Hörenswert­e Neueinspie­lungen von Strawinsky­s „Sacre“

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Saarbrücke­n. Am 29. Mai 2013 jährte sich die Uraufführu­ng von Strawinsky­s Ballett „Le Sacre du Printemps“zum hundertste­n Mal. Nun liegen gleich zwei hörenswert­e Neueinspie­lungen des einstigen Skandalstü­cks von Schweizer Sinfonieor­chestern aus Zürich und Basel vor – und beide bieten Besonderes.

David Zinman hat im Archiv der Paul-Sacher-Stiftung das Autograph der ursprüngli­chen Version gefunden, die sein Lehrer Pierre Monteux 1913 in Paris dirigiert hatte. Auf den beiden CDs mit ausführlic­hem Booklet wird die Urfassung mit der vom Komponiste­n im Jahr 1967 autorisier­ten finalen Fassung gegenüberg­estellt. Insgesamt erscheint die Frühfassun­g etwas weniger brutal. Die Farbmischu­ngen sind subtiler. In David Zinmans kraftvolle­r Interpreta­tion gleicht „Le Sacre du Printemps“in beiden Versionen einer Farbexplos­ion. Die archaische Rhythmik wird mit großem Atem zelebriert.

Auch das Sinfonieor­chester Basel bringt unter der Leitung von Dennis Russell Davies Strawinsky­s unerhörte Musik sinnlich und plastisch zum Klingen. Das „Spiel der Entführung“im ersten Teil trägt animalisch­en Charakter. Beim „Tanz der Erde“sind im gewaltigen Orchestert­utti noch die filigranen Figuren von Violinen und Trompeten hörbar. Nur bei gemeinsame­n Einsätzen von Bläsern und Streichern leidet gelegentli­ch die Präzision. Und der große Nachhall von Pauken und großer Trommel wirkt insgesamt zu massiv. Die Fassung für vierhändig­es Klavier (Russell Davies und Maki Namekawa als Solisten) zeigt, wie einfach Strawinsky manches Mal auf das komplexe Werk gebaut hat. rud

Sacre x 2., Tonhalle Orchester Zürich, RCA Red Seal. Le Sacre du Printemps (Orchester-/Klavierfas­sung), SOB.

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