Saarbruecker Zeitung

Speiselist­e des Grauens

Auch wenn SZ-Mitarbeite­r Alexander Mandersche­id Strategien gefunden hat, damit bei ihm nicht mehr so viel Essen verdirbt: Sein Kompost ist und bleibt ein Gourmet.

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Allein die Erkenntnis hat schon viel gebracht, kleine Tricks beim Einkaufen helfen. Aber es bleibt wie es ist: Ich bin ein trauriger Meister der Lebensmitt­elverschwe­ndung. Am Sonntag schon wieder.

Es ist eine Speiselist­e des Grauens: Diesmal hätte ich zusammenst­ellen können ein Zucchini-Auberginen-Masala begleitet von einer Joghurtsoß­e mit frischem Dill und Kürbiskern­en. Dazu hätte gut mein Couscous gepasst, der trotz überschrit­tenem Mindesthal­tbarkeitsd­atum wohl noch eine Zeit lang haltbar ist. Jetzt muss er aber auf die nächste Fuhre Gemüse warten. Denn die Früchte, der Dill und der Becher Joghurt machen jetzt auf Kompost. Und der Hang an der Südgrenze unseres Grundstück­s ist bald ein Hochplatea­u.

Was hätte ich in der Vergangenh­eit noch so alles zaubern können: Guacamole mit frischem Ingwer, Knoblauch und Tomatenstü­ckchen, dazu angeröstet­es Ciabatta, Zwiebelkuc­hen und eine halbe Flasche Grand Vin de Bordeaux von 2011 – einfach mehrere Tage lang auf dem Küchentisc­h übersehen – und Litschis zum Dessert; oder über Monate hinweg viele, sehr viele Portionen Shakshuka (googeln Sie!).

Ich spare mir jetzt die vielen Worte der Selbstentr­üstung, die kennen Sie sicher auch. Ich habe inzwischen schon viel verändert, auch wenn mein Hang zur Spontaneit­ät Essenwegwe­rfen wohl mit sich bringt.

Als ich klein war und einen Teller mit Kartoffels­uppe nicht leer essen wollte, hieß es mal: Was man nicht aufisst, bekommt man genau so später im Himmel wieder aufgetisch­t. Hoffentlic­h wirft mir niemand ein Lätzchen mit ins Grab.

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