Kulturgenuss dank Unterstützung
Projekt Kulturschlüssel Saar startete vor einem Jahr – Verantwortliche freuen sich über große Resonanz
Menschen mit Behinderungen, Senioren, die sich abends nicht allein aus dem Haus trauen oder Migranten, die sprachliche oder sonstige Hemmschwellen zu überwinden haben – an die alle richtet sich das Projekt Kulturschlüssel Saar. Es vermittelt ihnen Begleiter für Besuche von Kulturveranstaltungen.
Saarbrücken. Vor einem Jahr ging der Kulturschlüssel Saar, ein Projekt des Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen im Saarland, an den Start. Sein Anliegen: Der Kulturschlüssel vermittelt Menschen, die Kulturveranstaltungen besuchen möchten und es allein nicht schaffen, ehrenamtliche Begleiter.
Auf welch große Resonanz man damit stieß, hat nicht nur Projektleiterin Susanne Burger erstaunt, auch ihre Kollegen vom Hamburger Kulturschlüssel, nach dessen Modell das Saar-Projekt entstand. „Im April konnten wir die ersten Personen vermitteln, dann ging es Monat für Monat stetig bergauf“, sagt Burger. Über 500 Saarländern habe der Kulturschlüssel inzwischen durch die Vermittlung von Begleitern den Zugang zur Kultur ermöglicht. Gemeinsam besuchten die sogenannten „Kulturgenießer“und die „Kulturbegleiter“Theater, Museen, Freiluftkonzerte wie das Halberg Open Air und sogar Weihnachtsmärkte. In Hamburg habe man, wie die Kollegen eingestanden, viel länger gebraucht, um so eine hohe Nutzerzahl zu erreichen, sagt Burger.
Das Projekt richtet sich nicht nur an Menschen mit Behinderungen, also Menschen, die beispielsweise wegen ihres Rollstuhls Schwierigkeiten haben, allein ein Theater, Konzert oder Museum zu besuchen. Auch Senioren, die sich abends nicht allein aus dem Haus trauen, oder Migranten, die sprachliche oder sonstige Hemmschwellen haben, können sich an den Kulturschlüssel wenden.
Ebenso gefragt sind Freiwillige, die Lust haben, diese Menschen zu begleiten, wozu auch gehört, sie eventuell zu Hause
Bei der Fahrzeugübergabe an den Kulturschlüssel (v.l.): Rainer Blum und Marie Therese Strauß ( beide vom Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen im Saarland), Kismet Vurgun (Kulturschlüssel), Uwe Johmann (Sparkasse), Stefanie Stein (Sparverein) und Susanne Burger (Kulturschlüssel).
abzuholen und wieder zurückzubringen. Ihnen kann der Kulturschlüssel neuerdings auch ein Auto ausleihen, in dem sich ein Rollstuhl oder Rollator bequem verstauen lässt. Gestiftet hat den Wagen der Sparverein der Sparkasse, dessen Vertreter kürzlich persönlich beim Kulturschlüssel im Haus der Saarbrücker Reha vorbeischauten. Dritte Zielgruppe des Kulturschlüssels sind die „Kulturspender“: Veranstalter, die Freikarten zur Verfügung stellen. „Wir haben bisher über 40 Veranstalter, die uns unterstützen“, erzählt Burger.
Nachdem der Kulturschlüssel bisher vor allem in Saarbrücken geworben habe, wolle man sich jetzt auch verstärkt um Veran- stalter und Begleiter in den Landkreisen bemühen.
An Freiwilligen für die Begleitung herrsche kein Mangel. „Wir haben Begleiter quer durch die Bank, von 60-Jährigen bis zu 25-Jährigen, einige rufen uns sogar an, um uns Tipps zu geben, wo wir noch Freikarten bekommen können“, berichtet Burger zufrieden. Neue seien aber immer willkommen. Eher schwierig sei es, an „Kulturgenießer“heranzukommen. „Viele scheuen sich, uns in Anspruch zu nehmen“, hat sie festgestellt. Oft brauche es dann den Anstoß von Freunden, die den Kulturschlüssel bereits kennen und nutzen, um die Scheu zu überwinden.
„Wer einmal dabei war, macht es immer wieder“, sagt Burger. Da es gar nicht so einfach sei, das Prinzip Kulturschlüssel zu erklären, biete man jetzt auf der Homepage ein Video, das es an Beispielen anschaulich mache, erklärt sie. Was die Projektleiterin freut: Auch dieses Video sei eine Spende.
kulturschluessel- saar. de