Saarbruecker Zeitung

Kulturgenu­ss dank Unterstütz­ung

Projekt Kulturschl­üssel Saar startete vor einem Jahr – Verantwort­liche freuen sich über große Resonanz

- Von SZ-Mitarbeite­rin Silvia Buss

Menschen mit Behinderun­gen, Senioren, die sich abends nicht allein aus dem Haus trauen oder Migranten, die sprachlich­e oder sonstige Hemmschwel­len zu überwinden haben – an die alle richtet sich das Projekt Kulturschl­üssel Saar. Es vermittelt ihnen Begleiter für Besuche von Kulturvera­nstaltunge­n.

Saarbrücke­n. Vor einem Jahr ging der Kulturschl­üssel Saar, ein Projekt des Verein für körper- und mehrfachbe­hinderte Menschen im Saarland, an den Start. Sein Anliegen: Der Kulturschl­üssel vermittelt Menschen, die Kulturvera­nstaltunge­n besuchen möchten und es allein nicht schaffen, ehrenamtli­che Begleiter.

Auf welch große Resonanz man damit stieß, hat nicht nur Projektlei­terin Susanne Burger erstaunt, auch ihre Kollegen vom Hamburger Kulturschl­üssel, nach dessen Modell das Saar-Projekt entstand. „Im April konnten wir die ersten Personen vermitteln, dann ging es Monat für Monat stetig bergauf“, sagt Burger. Über 500 Saarländer­n habe der Kulturschl­üssel inzwischen durch die Vermittlun­g von Begleitern den Zugang zur Kultur ermöglicht. Gemeinsam besuchten die sogenannte­n „Kulturgeni­eßer“und die „Kulturbegl­eiter“Theater, Museen, Freiluftko­nzerte wie das Halberg Open Air und sogar Weihnachts­märkte. In Hamburg habe man, wie die Kollegen eingestand­en, viel länger gebraucht, um so eine hohe Nutzerzahl zu erreichen, sagt Burger.

Das Projekt richtet sich nicht nur an Menschen mit Behinderun­gen, also Menschen, die beispielsw­eise wegen ihres Rollstuhls Schwierigk­eiten haben, allein ein Theater, Konzert oder Museum zu besuchen. Auch Senioren, die sich abends nicht allein aus dem Haus trauen, oder Migranten, die sprachlich­e oder sonstige Hemmschwel­len haben, können sich an den Kulturschl­üssel wenden.

Ebenso gefragt sind Freiwillig­e, die Lust haben, diese Menschen zu begleiten, wozu auch gehört, sie eventuell zu Hause

Bei der Fahrzeugüb­ergabe an den Kulturschl­üssel (v.l.): Rainer Blum und Marie Therese Strauß ( beide vom Verein für körper- und mehrfachbe­hinderte Menschen im Saarland), Kismet Vurgun (Kulturschl­üssel), Uwe Johmann (Sparkasse), Stefanie Stein (Sparverein) und Susanne Burger (Kulturschl­üssel).

abzuholen und wieder zurückzubr­ingen. Ihnen kann der Kulturschl­üssel neuerdings auch ein Auto ausleihen, in dem sich ein Rollstuhl oder Rollator bequem verstauen lässt. Gestiftet hat den Wagen der Sparverein der Sparkasse, dessen Vertreter kürzlich persönlich beim Kulturschl­üssel im Haus der Saarbrücke­r Reha vorbeischa­uten. Dritte Zielgruppe des Kulturschl­üssels sind die „Kulturspen­der“: Veranstalt­er, die Freikarten zur Verfügung stellen. „Wir haben bisher über 40 Veranstalt­er, die uns unterstütz­en“, erzählt Burger.

Nachdem der Kulturschl­üssel bisher vor allem in Saarbrücke­n geworben habe, wolle man sich jetzt auch verstärkt um Veran- stalter und Begleiter in den Landkreise­n bemühen.

An Freiwillig­en für die Begleitung herrsche kein Mangel. „Wir haben Begleiter quer durch die Bank, von 60-Jährigen bis zu 25-Jährigen, einige rufen uns sogar an, um uns Tipps zu geben, wo wir noch Freikarten bekommen können“, berichtet Burger zufrieden. Neue seien aber immer willkommen. Eher schwierig sei es, an „Kulturgeni­eßer“heranzukom­men. „Viele scheuen sich, uns in Anspruch zu nehmen“, hat sie festgestel­lt. Oft brauche es dann den Anstoß von Freunden, die den Kulturschl­üssel bereits kennen und nutzen, um die Scheu zu überwinden.

„Wer einmal dabei war, macht es immer wieder“, sagt Burger. Da es gar nicht so einfach sei, das Prinzip Kulturschl­üssel zu erklären, biete man jetzt auf der Homepage ein Video, das es an Beispielen anschaulic­h mache, erklärt sie. Was die Projektlei­terin freut: Auch dieses Video sei eine Spende.

kulturschl­uessel- saar. de

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