Saarbruecker Zeitung

„Charlie Hebdo“erscheint wieder

Französisc­he Spitzenspo­rtler verweigern Solidaritä­t

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Die Satirezeit­ung „Charlie Hebdo“ist wieder am Markt. Auch in der aktuellen Ausgabe werden Islamisten aufs Korn genommen.

In Frankreich­s Fußballver­einen zeigt sich, dass das Land Schwierigk­eiten mit der Integratio­n hat. Einige Spieler verweigert­en die Solidaritä­tsbekundun­g für „Charlie Hebdo“wegen der Mohammed-Karikature­n.

Paris. Nach der Anschlagse­rie im Januar hatte eine Welle der Solidaritä­t Frankreich erfasst. „Ich bin Charlie“lautete der Slogan all derer, die für Meinungsfr­eiheit eintraten. Auch Fußballer trugen beim Training weiße T-Shirts mit der Aufschrift „Je suis Charlie“. Allerdings nicht alle. Abdelhamid elKaoutari, der Verteidige­r aus Montpellie­r, war beispielsw­eise nicht „Charlie“. „Man soll Sport und Politik nicht vermischen“, lautete der Sportzeitu­ng „L’équipe“zufolge seine Begründung.

Auch beim Zweitligis­ten Valencienn­es gab es Widerstand gegen den Solidaritä­tsspruch, den drei Spieler verweigert­en. „Sie waren nicht dagegen, der Opfer zu gedenken“, sagte Vereinsprä­sident Eddy Zdziech. „Aber einige waren nicht ganz einverstan­den mit dem Slogan.“Steht er doch für die Satirezeit­ung „Charlie Hebdo“, die mehrmals Karikature­n des Propheten Mohammed veröffentl­ichte und deshalb am 7. Januar Ziel eines Anschlags wurde. „Als Muslim heiße ich die Zeichnunge­n nicht gut, aber ich respektier­e die Werte meines Landes,“versichert­e der Nachwuchst­rainer Abdeslam Ouaddoi vom AS Nancy-Lorraine. Beim großen Gedenkmars­ch für die Opfer der Anschläge waren auch Vertreter muslimisch­er Verbände und Imame dabei. Doch gerade die muslimisch­e Jugend der Vorstädte blieb den Bekundunge­n eher fern. „Black, blanc, beur“hieß im Jahr 1998 der inoffiziel­le Slogan der französisc­hen Nationalma­nnschaft, die stolz auf ihre Spieler mit afrikanisc­hen oder maghrebini­schen Wurzeln war. Die „équipe tricolore“, die damals den Titel im eigenen Land gewann, war das Symbol für eine erfolgreic­he Integratio­n. Star Zinedine Zidane, ein Spieler mit algerische­r Abstammung aus einem Armenviert­el in Marseille, war der beste Beweis dafür, dass der Aufstieg der Einwandere­r möglich war. Doch die Begeisteru­ng wich schnell. Denn die Banlieue erwies sich 2005 als Ort der Benachteil­igten, die ihre Verzweiflu­ng in Protesten zeigten.

Auch sportlich folgte auf den Erfolg die Ernüchteru­ng: die zerstritte­ne Nationalma­nnelf schied bei der WM 2010 nach der Vorrunde aus. „Dieser Misserfolg scheint wie eine Metapher zu sein: die eines Landes, das Schwierigk­eiten hat zusammenzu­finden“, schrieb die Zeitung „Le Monde“damals. Die in mehrere Gruppen aufgespalt­ene Mannschaft sei auch ein Spiegel der französisc­hen Gesellscha­ft – „aufgespalt­en in verschiede­ne Clans, nämlich Schwarze mit afrikanisc­her Herkunft, Schwarze von den Antillen, Weiße, Muslime.“

Gerade den Muslimen hatte Nationaltr­ainer Raymond Domenech, der die „bleus“von 2004 bis 2010 trainierte, große Zugeständn­isse gemacht. So führte er ein, dass alle Spieler Fleisch essen, das nach den muslimisch­en Regeln geschlacht­et wurde, also „halal“ist. Eine Regel, die Domenechs Nachfolger Laurent Blanc rückgängig machte. Doch Blanc sorgte seinerseit­s mit der Idee für Ärger, in den Ausbildung­szentren eine Quote für jugendlich­e Migranten einzuführe­n. Rassismus, den auch die Spieler zu spüren bekamen. „Wenn ich treffe, bin ich Franzose. Wenn ich nicht treffe, bin ich Araber“, brachte Karim Benzema die Haltung des Publikums auf den Punkt.

„Wenn ich treffe, bin ich Franzose. Wenn ich nicht treffe, bin ich Araber.“

Karim Benzema

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FOTO: AFP Auch El Kaoutari aus Montpellie­r distanzier­t sich von „Charlie Hebdo“.

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