Saarbruecker Zeitung

SPD: Bouillon belastet die Koalition

Empörung über Brandrede des Innenminis­ters – Koalitions­ausschuss soll Streit schlichten

- Von SZ-Redakteuri­n Nora Ernst

Mit harschen Worten hatte Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) angeprange­rt, was aus seiner Sicht falsch läuft im Land. Dafür wird er nun von Parteien und Gewerkscha­ften heftig kritisiert. Nur von einer Seite erhielt er Rückendeck­ung.

Saarbrücke­n. Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) stellt die große Koalition im Land auf die Probe. In einem Rundumschl­ag hatte er Kommunen, Landkreise und auch die Abläufe innerhalb der großen Koalition kritisiert (die SZ berichtete). VizeMinist­erpräsiden­tin Anke Rehlinger (SPD) nannte die „verbalen Entgleisun­gen“des Ministers „höchst problemati­sch“, da sie die Zusammenar­beit in der Koalition belasteten. Die SPD habe sich als „verantwort­ungsvoller und fairer Partner“gezeigt. „Koalitions­freundlich­keit ist aber keine Einbahnstr­aße und hat Grenzen“, so die Ministerin. Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) lud die Spitzen der Koalition auf Antrag der SPD umgehend zu einem Koalitions­ausschuss in die Staatskanz­lei ein. Bouillon selbst äußerte sich gestern nicht mehr. Die Staatskanz­lei habe die Kommunikat­ion in dieser Sache übernommen, sagte eine Sprecherin des Ministeriu­ms.

Magnus Jung, innenpolit­ischer Sprecher der SPD-Fraktion, dem Bouillon vorgeworfe­n hatte, bei der Kommunalre­form zu bremsen, fürchtet, dass Bouillon mit seinen Äußerungen ebendiese Reform gefährde: „Besonders die pauschale Verunglimp­fung von Bürgermeis­tern ist für alle künftigen Gespräche eine schwere Belastung.“Den Vorwurf, die SPD verweigere sich Reformen, wies Jung zurück: Vielmehr habe die SPD entscheide­nde Reformansä­tze in den Koalitions­vertrag hineinverh­andelt, etwa die Förderung der interkommu­nalen Zusammenar­beit. Jung wies zudem darauf hin, dass man erst mit 25 Jahren zum Bürgermeis­ter gewählt werden kann, nicht mit 18 Jahren, wie Bouillon gesagt hatte.

Linke und Grüne im Landtag sehen in Bouillons Rede ein Zeichen dafür, dass in der großen Koalition „einiges im Argen“liege. Sein „wütender Rundumschl­ag“zeige, dass er nicht wisse, wie die Kommunen wieder handlungsf­ähig ge-

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FOTO: BECKER&BREDEL Da verlief die Zusammenar­beit noch harmonisch: Vize-Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) und Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) bei einer Kabinettss­itzung im Jahr 2014.

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