Saarbruecker Zeitung

Zwischen den Jahren hängend

SZ-Redakteuri­n Nicole Bastong philosophi­ert über das (Kalender-)Jahr.

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Nein, weder Faulheit noch Nachlässig­keit sind der Grund, warum an der Wand unserer Redaktions­stube noch der Kalender von 2014 hängt. Auch wenn Besucher dies hin und wieder unterstell­en. Es ist mehr eine philosophi­sche Frage. Wann beginnt ein Jahr? Wann endet es? Wie lange kann man in diesem Schwebezus­tand „zwischen den Jahren“verharren? Fragen, die ebenso ungeklärt sind, wie die, wie lange man sich gegenseiti­g ein gutes neues Jahr wünschen muss. Muss man sich mit dem Jahreswech­sel an Silvester auch zum Kalenderwe­chsel verpflicht­et fühlen? Fällt doch in anderen Kulturen der Jahresanfa­ng ganz logisch mit dem Frühlingsb­eginn zusammen. Dann ist auch das Gemüt bereit für einen Neuanfang.

Das muss sich auch der Hersteller unseres Kalenders gedacht haben: Mancher braucht eben ein bisschen länger, um im Jahr anzukommen. Das aktuelle Exemplar reicht von Dezember 2013 bis Februar 2015. Ungemein praktisch dabei ist, dass er sogar bis zum 28. März verwendet werden kann, weil 2015 kein Schaltjahr ist. Man kann doch schließlic­h nicht die ganze Kalenderze­it ungenutzt von der Wand reißen!

Doch einmal muss es doch sein, ungefähr zu den Iden des März: Das alljährlic­he Schauspiel, bei dem zwei ungelenke Redakteure auf ihre Schreibtis­che krabbeln, um, unter größter Verletzung­sgefahr, zwei Quadratmet­er Pappe mit „Reißbretts­tiftchen“schief an die Wand zu nageln. Dann möchte man das Fenster aufreißen und es laut in die Welt hinausschr­eien: „Es ist Frühling!“

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