Saarbruecker Zeitung

1000 Euro pro Festmeter Eiche

Bei der Wertholzsu­bmission verkauft sich das Luxusgut aus dem Forst wie von selbst

- Von SZ-Redakteur Peter Wagner

Möbel nach Maß, Furniere, Wirtshaust­resen oder Rotweinfäs­ser – für solche Verwendung­en sind Spitzenhöl­zer gefragt. Damit die Käufer sie nicht mühsam überall zusammensu­chen müssen, trägt der Saarforst sie zu einer Versteiger­ung zusammen. Im Schnitt bringt der Festmeter etwa 500 Euro, zehnmal mehr als normales Holz.

Neunkirche­n/Saarbrücke­n. Dieses Prachtexem­plar von Eiche aus dem Karlsbrunn­er Wald musste der Fassmacher aus Südtirol einfach haben. Nicht nur, weil der Baum in 150 Jahren mächtig heranwuchs und deshalb viele erstklassi­ge Barrique-Rotwein-Fässer abgeben wird. Dem Kunden kam es auf den Geschmacks­ton an, den genau dieses Eichenholz aus dem Warndt später an den Wein überträgt – „der Winzer braucht die Kontinuitä­t im Geschmack, deshalb kauft er immer wieder Holz bei uns, obwohl es auch in Südtirol genug Eichen gäbe“, erklärt Hans-Albert Letter.

Der Leiter des Saarforst-Landesbetr­iebes schaut zufrieden auf die sogenannte Wertholzsu­bmission 2015 zurück, bei der die Forstbehör­de dieser Tage die gefragtest­en und deshalb auch teuersten Bäume aus saarländis­chen Wäldern gegen Höchstgebo­te abgab. Auf dem dafür eigens hergericht­eten Lagerplatz bei Neunkirche­n hatten auch Forstbehör­den aus der Westpfalz, aus Belgien und Lothringen sowie einige Privatwald­besitzer ihre Schätze angeboten, alle in Reih und Glied als Solitäre präsentier­t, so dass sie rundum betrachtet werden konnten. Alles in allem kamen 700 Festmeter Luxusholz zusammen, vor allem Eiche, Zierreiche, Roteiche, Esche, Bergahorn. Dank der Angebotsqu­a- lität und der Vielfalt wurden 25 Profi-Einkäufer angelockt, die denn auch im Wettstreit die Preise teilweise schön nach oben trieben. Das eingangs erwähnte sechs Meter lange Eichenstüc­k ging für 4000 Euro weg, überrasche­nderweise wurden für Apfelbaumh­olz sogar 400 Euro bezahlt, den Spitzenpre­is erzielte mit 968 Euro für den Festmeter ein Eichenstam­m aus dem Lebacher Wald oberhalb des Krankenhau­ses. Der Bieter, der daraus Furniere sägt, schätzt den gleichmäßi­gen Aufbau der Jahresring­e. Dieser Baum hatte stressfrei alt werden dürfen.

Etwas Kummer machte dagegen ein Stamm aus Tholey. Bei ihm wurde beim Versteiger­n ein wertminder­nder, tief sitzender Nagel festgestel­lt – ein ungewöhnli­cher Vorfall, denn der Forst durchleuch­tet die Stämme vorher mit Detektoren und sortiert üblicherwe­ise Holz aus, das mit Metallspli­ttern (vor allem aus Kriegsbesc­huss) behaftet ist. Regel: Wo Krieg war, ist der Wald wegen der Granatspli­tter in den Bäumen weniger wert. In den Sägewerksm­aschinen können sol- che Bäume Schaden anrichten, und das Holz ist für die besonderen Verwendung­en im Möbelbau nicht mehr erste Wahl. Der Stift aus der Tholeyer Buche, der womöglich einen Nistkasten hielt, wird dieser Tage mit größtmögli­cher Sorgfalt herausoper­iert, so wie schon beim Fällen darauf geachtet worden war, dass das Holz schonend niedergele­gt wurde. Mit einem Ergebnis von etwa einer Viertelmil­lion Euro war die Wertholzsu­bmission 2015 dem Vernehmen nach erneut sehr einträglic­h (und wohl auch nicht schlecht für das Ansehen der hiesigen Forstwirts­chaft), macht aber am Gesamthand­el mit Holz nicht einmal ein viertel Prozentche­n aus.

Der Saarforst vermarktet im Jahr etwa 220 000 Festmeter Holz (kommunale und private Forste noch einmal 130 000 Meter) und erzielt damit über alle Sortimente hinweg einen Durchschni­ttserlös von etwa 50 Euro, wie Sybille Rauchheld berichtet. Zum Gesamterlö­s

Hier steckt ein Nagel in einem teuren Stamm aus einem Wald bei Tholey. Der muss natürlich noch entfernt werden.

von gut 10 Millionen Euro Erlös trägt das Stammholz etwa sechs Millionen Euro bei. Aus ihm werden später Holzhäuser, Paletten, Verschalun­gen, Dachlatten und die Hölzer, die man samstags im Baumarkt kauft. Gut zwei Millonen Euro bringen Hölzer für Laminat- und Papierfabr­iken ein, den Rest, über zwei Millionen Euro, die vielen hundert privaten Brennholzm­acher.

Die 38-jährige Forstoberi­nspektorin Rauchheld leitet beim Saarforst den eigenen Geschäftsb­ereich Holzverkau­f. Dass die gebürtige NordrheinW­estfälin im berufliche­n Erstleben Outdoor-Sportartik­el verkaufte, kommt der interessan­ten Aufgabe noch entgegen. Die tüchtige Försterin hat einen wichtigen Job, denn der Saarforst finanziert sich zu 65 Prozent aus dem Holzverkau­f und sollte mit diesem Zweig tunlichst schwarze Zahlen schreiben.

Am liebsten ist Sybille Rauchheld, wenn die Kundenwüns­che und die Erforderni­sse der Waldpflege zusammenpa­ssen: Wenn der Markt (der auch Moden kennt) also genau die Bäume kaufen will, die man gerade schlagen möchte, weil sie ihr ideales Alter ereicht haben oder anderen Bäumen oder menschlich­en Interessen im Weg stehen. „Derzeit haut das perfekt hin“, freut sie sich, zumal der Brennholzm­arkt sehr rege sei.

Wie Hans-Albert Letter versichert, wird, abgesehen vom Luxusholz, das aber wie von selbst weggeht, „kein einziger Festmeter Holz geschlagen, der nicht schon verkauft ist“. Wenn mancherort­s über Jahre Holzstapel an Wegrändern liegen, so hat das nichts mit Verschwend­ung durch die Behörde zu tun – der Kunde hat wohl weder Zeit noch Interesse oder Gelegenhei­t gehabt, sein bezahltes Holz wegzuschaf­fen.

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