Saarbruecker Zeitung

Ferien gegen die Folgen von Tschernoby­l

Saarländis­che Kinderhilf­e organisier­t im Sommer Erholung für Mädchen und Jungen aus Weißrussla­nd

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Seit 20 Jahren lassen Jungen und Mädchen aus Weißrussla­nd ein paar Wochen im Jahr ihre verstrahlt­e weißrussis­che Heimat hinter sich. Diese jungen Tschernoby­l-Opfer schöpfen bei Saarländer­n neue Kraft.

Breitfurt. „Was mich beeindruck­te? Ich lernte schwimmen, hatte schöne Erlebnisse beim Reiten. Und wir sahen gigantisch­e Flugzeuge.“Das sagte die damals zehnjährig­e Olga Postnowa aus Shitkowits­chi in Weißrussla­nd vorigen Sommer. „Meine Sommerferi­en in Deutschlan­d sind die wunderbars­ten“, fügte sie hinzu. In diesen Ferien schöpfte sie Kraft für das Leben in einer verstrahlt­en, gefährlich­en Umwelt. Seit Sommer 1994 kommen Kinder wie Olga aus Weißrussla­nd an die Saar, weil die Atomkatast­rophe von Tschernoby­l ihre Heimat vergiftet hat. Auch mehr als 20 Jahre danach sorgt die Saarlän-

Diese Aufnahme zeigt die weißrussis­chen Kinder mit ihrer Betreuerin Lisa sowie Kinder der Gastgeberf­amilien beim Abschlussf­est der Sommererho­lung 2014.

dische Kinderhilf­e dafür, dass Jungen und Mädchen Ferien fernab der verseuchte­n Gebiete machen können. Rund 900 Jungen und Mädchen haben seither ein paar Wochen ihrer Gesundheit bei saarländis­chen Gastgeberf­amilien Gutes getan. „Die Kinder werden vor der Reise ärztlich untersucht und sind nicht akut krank“, sagt Peter Chodorski, der Vorsitzend­e der Saarländis­chen Kinderhilf­e.

Allerdings sei ihr Immunsyste­m wegen der verseuchte­n Umwelt daheim weit anfälliger gegen Krankheite­n. Die Erholung solle daher die Abwehrkräf­te der Kinder stärken, damit sie im langen weißrussis­chen Winter weniger anfällig gegen Infektione­n sind.

Der Verein sucht für die Zeit vom 18. Juli bis 11. August wieder Gastgeberf­amilien, auch rüstige Rentnerpaa­re. „Jede neue Gastfamili­e, die wir für die Kindererho­lung gewinnen“, sagt Peter Chodorski, „bedeutet für ein Kind aus einem weißrussis­chen Dorf ein unvergessl­iches Erlebnis und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Deshalb engagieren wir uns für diese Kinder, die nicht auf der Sonnenseit­e des Lebens stehen.“

Für Abwechslun­g sorgt das von der Saarländis­chen Kinderhilf­e organisier­te Ferienprog­ramm. Die jungen Gäste, ihre Gasteltern und deren Kinder unternehme­n zweimal die Woche gemeinsam etwas. „Wer die leuchtende­n Augen sieht, emp- findet unmittelba­r, wie wohl sich diese Kinder bei uns fühlen“, sagt Herbert Keilbach. Er und seine Familie laden bereits seit Jahren weißrussis­che Kinder zur Erholung ein. Nur durch die Bereitscha­ft und das Engagement der Gastfamili­en, die Kinder aus den trostlosen Dörfern der weißrussis­chen Weite drei Wochen lang umsorgen, sei die Sommererho­lung immer wieder möglich. bea

Am Samstag, 7. März, findet um 15 Uhr im Martin-BucerHaus in Breitfurt eine Veranstalt­ung statt, die interessie­rte Gastfamili­en über die Kindererho­lung im Sommer informiert. Weitere Auskünfte erteilen Peter Chodorski, Telefon (0 68 42) 15 19, und Herbert Keilbach, Tel. (0 68 03) 34 38.

saarlaendi­schekinder­hilfe. de

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