Was für und was gegen Olympia in Hamburg oder Berlin spricht
„Berlin kann Olympia“gegen „Feuer und Flamme“– Die wichtigsten Argumente von Befürwortern und Gegnern der Sommerspiele in Deutschland im Überblick
Berlin oder Hamburg? Eine der beiden Städte soll vom Deutschen Olympischen Sportbund ins Rennen um die Sommerspiele 2024 oder 2028 geschickt werden. Für beide Städte gibt es gute Argumente – aber auch Gründe gegen eine Bewerbung.
Pro Berlin Konzept: In Berlin soll ein Konzept der Offenheit, Transparenz und Ökologie entstehen, das den Wünschen der Menschen entspricht. Olympische Spiele sollen Spiele zum Mitmachen und Miterleben werden. Sportstadt: Berlin hat große Erfahrung mit sportlichen Großveranstaltungen. Das Finale der Fußball-WM 2006, die Leichtathletik-WM 2009 oder die Schwimm-EM 2014 waren Höhepunkte. Jährlich zelebrieren die Berliner ihren Marathon oder das Istaf der Leichtathleten. Nachhaltigkeit: Zwei Drittel der benötigten Wettkampfstätten in und außerhalb Berlins sind bereits heute vorhanden. Trainingsstätten gibt es genug. Infrastruktur: In Berlin gibt es bereits die vom IOC geforderten mindestens 42 000 Hotelzimmer. Auch die Bus- sowie S- und U-Bahnverbindungen sind schon vorhanden. Teure Baumaßnahmen sind kaum nötig.
Contra Berlin Kosten: Die tatsächlichen Kosten sind noch völlig unklar. Bau und Modernisierung der Sportanlagen kosten laut Senat 2,4 Milliarden Euro. Dazu kommen Milliarden-Ausgaben für das olympische Dorf, die Wettkämpfe, die Sicherheit, das Medienzentrum sowie Transport und Werbung. Kein Nutzen: Kitas, Schulen, Bä-
Der Eingangsbereich des Berliner Olympiastadions.
der und Sportanlagen sind zum Teil in einem sehr schlechten Zustand und müssen dringend saniert werden. Das ist für die meisten Berliner wichtiger als ein Großereignis, das nur wenige Wochen dauert. Der Breitensport profitiert von Olympia wenig. Wohnraum-Bedarf: Berlin braucht schnell viele neue Woh- nungen. Das Olympische Dorf würde voraussichtlich erst nach den Spielen 2028 als Wohnraum zur Verfügung stehen. Das ist eigentlich viel zu spät.
Pro Hamburg Konzept: Die Stadt plant kompakte Spiele der kurzen Wege mit den Olympia-Stätten und dem Athleten-Dorf auf einer Elbinsel. Weitere Trainings- und Wettkampfstätten sollen von hier nur zehn Kilometer entfernt liegen. Breitensport: Nur wenige Wettkampf- und Trainingsstätten müssten neu gebaut werden. Zur Freude der Sportvereine sollen bestehende Anlagen modernisiert werden. Nachnutzung: Die Olympia-Anlage soll nach den Spielen in einen neuen Stadtteil integriert werden. Das Stadion wird auf 20 000 Plätze zurückgebaut. Die Sportlerquartiere werden zu 3000 Wohnungen umgebaut. Ansehen: Die Hansestadt erhofft sich einen Image- Gewinn, vor allem im Ausland. In Europa liegt sie mit jährlich zwölf Millionen Übernachtungen an zehnter Stelle. Die Hotelbranche will bis Ende 2016 mehr als 62 000 Betten zur Verfügung stellen.
Kosten: Contra Hamburg
Für Sportstätten-Bau und die Modernisierung von Anlagen werden bislang 2,1 Milliarden Euro (2024) genannt. Genauer soll erst gerechnet werden, wenn Hamburg den Zuschlag erhält. Für die Spiele dürfen schon wegen der von 2020 an geltenden Schuldenbremse keine neuen Schulden gemacht werden. Steuerzahler: Der Bund der Steuerzahler verlangt Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Transparenz: „Ein millionen- oder gar milliardenschweres Verlustgeschäft kann sich die Stadt nicht leisten.“Hafenwirtschaft: Für den Bau der Olympia-Stätten müssen auf der Elbinsel ansässige Hafenbetriebe (2500 Mitarbeiter) umgesiedelt werden. Die Stadt will die Kosten übernehmen. Der Unternehmensverband Hafen Hamburg bezweifelt, dass die Verlegung bis 2024 zu schaffen ist. Umwelt: Naturschützer befürchten die Ausweitung des Hafengebiets in Naturräume. dpa