Saarbruecker Zeitung

Bouillon fordert von Kirchen mehr Geld für Flüchtling­shilfe

Evangelisc­hes und katholisch­es Büro warten noch auf Aussprache

- Von SZ-Redakteur Dietmar Klosterman­n

Saarbrücke­n/Berlin. Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) hat die Kirchen aufgeforde­rt, sich mehr als bisher für die Unterbring­ung von Flüchtling­en zu engagieren. Viele Diözesen verfügten über relativ viel Geld, sagte Bouillon gestern im Deutschlan­dradio Kultur. Zugleich rügte er eigenmächt­iges Handeln von Gemeinden bei Fällen von Kirchenasy­l.

Beim Kirchenasy­l sind Innenminis­ter Klaus Bouillon und die Kirchen unterschie­dlicher Meinung. Der Minister kündigte daher ein Treffen an. Am Dienstag reden zunächst die Bischöfe von Trier und Speyer mit dem Kabinett.

Saarbrücke­n/Berlin. Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) hat gestern in einem Deutschlan­dradio-Interview seine Kritik an der Flüchtling­shilfe der Kirchen, die Asylbewerb­er vor der Abschiebun­g durch die Polizei beschützen, verstärkt. „Wenn dann jemand Kirchenasy­l gewährt, haben wir gesagt, dann muss man sich bitte vorher mit den entspreche­nden Behörden darüber unterhalte­n. Und leider Gottes sind in den letzten Jahren Fälle eingetrete­n, in denen aus guter Absicht einige Pastöre überhaupt nicht mehr nachgefrag­t haben, und das sorgt dann natürlich für Unmut“, sagte Bouillon. Man müsse das Kirchenasy­l wie vereinbart anwenden. „Zum Beispiel die Dublin-Fälle, die es ja seit einigen Jahren gibt, waren nie Gegenstand des Kirchenasy­ls“, betonte Bouillon.

Dublin-Fälle sind in der EU so geregelt, dass Flüchtling­e in dem Land, in dem sie erstmals den Boden der EU betreten, Asyl beantragen müssen. Da die meisten der Hunderttau­senden Flüchtling­e, die den Kriegsund Bürgerkrie­gsgebieten des Nahen Ostens und Afrikas den Rücken kehren, über Italien oder Griechenla­nd kommen, werden ihre Asylgesuch­e in Deutschlan­d nicht anerkannt. 2014 wurde aus dem Saarland eine syrische Familie nach Rom abgeschobe­n, die von den italienisc­hen Behörden über Monate in einem herunterge­kommenen Keller untergebra­cht wurde (die SZ berichtete). Weil die Lage für nach Italien oder Griechenla­nd abgeschobe­ne Flüchtling­e teils katastroph­al ist, gewähren manche Gemeinden auch Dublin-Fällen Asyl.

Nach SZ-Informatio­nen sind im Saarland derzeit vier Flüchtling­e von den Kirchen vor der Abschiebun­g geschützt. „In evangelisc­hen Gemeinden gibt es derzeit zwei Fälle“, bestätigte Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann, der die Interessen der evangelisc­hen Kirche im Saarland vertritt, der SZ. „Weder im katholisch­en Büro Saarland noch im evangelisc­hen Büro Saarland hat es eine Anfrage seitens des Innenminis­ters Bouillon gegeben für ein Gespräch über das Kirchenasy­l“, sagte Hofmann. Bouillon hatte in einer Mitteilung am 17. Februar auf ein Gespräch mit Hofmann und dem Chef des katholisch­en Büros, Prälat Peter Prassel, noch im Februar gedrungen. „Diese Besprechun­g ist deshalb erforderli­ch, da es inzwischen eine Vielzahl von Fällen des Kirchenasy­ls gibt, welche die Dublin-III-Verordnung unterlaufe­n und damit gegen europäisch­es Recht verstoßen“, hatte der Christdemo­krat die Dringlichk­eit begründet.

Doch derweil war er vom Koalitions­partner SPD aufgeforde­rt worden, den Kirchenasy­lVertrag einzuhalte­n. Auch Hofmann wies auf die „gute Vereinbaru­ng“zwischen dem Saarland sowie den evangelisc­hen Kirchen des Rheinlands und der Pfalz über Kirchenasy­le von 2002 hin, die mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU), damals Innenminis­terin, getroffen wurde. „Wir sind der Auffassung, dass Menschenwü­rde unteilbar ist“, so Hofmann. Daher gelte der Vertrag auch für Dublin-III-Flüchtling­e. Prassel wollte sich vor dem Treffen der Bischöfe Stephan Ackermann (Trier) und KarlHeinz Wiesemann (Speyer) mit Ministerpr­äsidentin KrampKarre­nbauer am nächsten Dienstag nicht äußern.

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Klaus Bouillon

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