Saarbruecker Zeitung

Im E-Werk musiziert die rechte Grauzone

Die umstritten­e Band Krawallbrü­der spielt im März in einer Halle der Stadt

- Von SZ-Redakteur Fabian Bosse

Sie sind nicht verboten, distanzier­en sich öffentlich von rechtem Gedankengu­t und bekommen wegen ihrer Songs und Konzerte trotzdem immer wieder Kritik von Szene-Kennern. Die Band Krawallbrü­der tritt im städtische­n E-Werk auf. Die Stadt sieht keine Handhabe, der Band den Zutritt zu verwehren.

Saarbrücke­n. Was macht man mit einer Band, die immer wieder mit der rechten Szene in Verbindung gebracht wird, aber die sich juristisch nichts zuschulden kommen ließ? Man muss sie spielen lassen. Dieses Fazit zieht die Saarbrücke­r Stadtverwa­ltung, und so spielt am 7. März die saarländis­che Band Krawallbrü­der im Burbacher E-Werk.

Die Musiker der Band stehen seit Jahren in der Kritik, „rechtsoffe­n“zu sein. Der Vorwurf: Bei Konzerten tauchen immer wieder Nazis auf, die Band macht ähnlich wie die umstritten­e Band Freiwild Texte mit nationalis­tischer Färbung.

Fragliche Gesinnung In der Tat gibt es viele Gründe, die Gesinnung der Bandmitgli­eder infrage zu stellen: Es bleibt zum Beispiel ungeklärt, ob es Zufall oder Absicht ist, warum einer ihrer Songs „Morgen die Welt“heißt. Schließlic­h hieß es in einem Marschlied der SA (der paramilitä­rischen Kampforgan­isation der NSDAP): „Wir werden weiter marschiere­n, wenn alles in Scherben fällt. Denn heute da hört uns Deutschlan­d und morgen die ganze Welt.“

Auch spielt die Band immer wieder mit Gruppen zusammen, denen eine rechtsradi­kale Gesinnung vorgeworfe­n wird. Unter ihrem Label Krawallbrü­der Records laufen Bands, die wie Gerbenok fremdenfei­ndliches Gedankengu­t transporti­eren. So heißt es in einem Lied von Gerbenok: „Das soll jetzt nicht rassistisc­h klingen, doch es ist nun einmal so. Irgendwelc­he Asylanten dealen auf dem Bahnhofskl­o. Mit langem Haar und schöner Bräune stehn sie an der Litfaßsäul­e. Schicken Kinder auf den Strich, doch das interessie­rt euch nicht.“

Und es gibt weitere Beispiele: Im Onlineshop der Krawallbrü­der werden Erkennungs­zeichen der rechten Szene verkauft. Die Marke Lonsdale wird zum Beispiel seit Jahrzehnte­n von Rechtsradi­kalen vereinnahm­t, weil von dem Namen unter einer geöffneten Jacke die ersten und letzten Buchstaben verdeckt werden. Zu sehen sind dann nur noch die Buchstaben „nsda“. So können Nazis ihre Sympathien zur nationalso­zialistisc­hen NSDAP zeigen, ohne strafrecht­lich für das Tragen verfassung­sfeindlich­er Symbole belangt zu werden.

Band weist Vorwürfe von sich

Die Band distanzier­t sich ausdrückli­ch und öffentlich von rechtem Gedankengu­t: „Die Krawallbrü­der sind eine sozialkrit­ische, aber nicht politisch extreme Band, die sich ganz klar gegen jede Art von Faschismus ausspricht“, schrieb die Band 2012 dem Verein „Laut gegen Nazis“. Der Verein, der Initiative­n unterstütz­t und eine breite Aufklärung zum Thema Rechtsextr­emismus fördert, hatte eine Spende der Band mit der Begründung abgelehnt: „Die Krawallbrü­der mögen keine Nazis sein. Die Nähe zu etwaigen Nazibands oder auch zu Händlern, die Nazimusik vertreiben, haben uns damals zu der Entscheidu­ng geführt, eine Spende nicht annehmen zu wollen.“

Die Krawallbrü­der selbst ord- nen sich der sogenannte­n „Oi!“Szene zu. Die ist politisch schwer zu fassen und wird von Beobachter­n als „Grauzone“bezeichnet. In diesem diffusunpo­litischen Spektrum tummeln sich Punks, Skinheads Hooligans und Nazis.

Der Saarbrücke­r Paul L. hatte der Stadt und den Verantwort­lichen im E-Werk bereits Mitte Februar einen Brief geschriebe­n, in dem er auf den problemati­schen Hintergrun­d der Band hinwies. Weil er das Umfeld der Band für gefährlich hält, soll sein vollständi­ger Name nicht in der Zeitung stehen. Stadt kann nichts unternehme­n Im Brief an die Stadt schreibt er, es sei erschrecke­nd, dass die Stadt der Band das E-Werk zur Verfügung stellt. Er wünscht sich, dass es möglich sei, das Konzert noch abzusagen, „damit in Saarbrücke­n kein Konzert dieser Band, die bereits seit Jahren für Nazis Musik macht, Nazibands unterstütz­t, zu ih- nen Kontakte pflegt und Nazis einen Treffpunkt anbietet, stattfinde­n wird.“

Die Stadt sagt, ihr fehlten dazu die Möglichkei­ten: „Bei Gemeindeei­nrichtunge­n muss die Vermietung nach Gleichbeha­ndlungsgru­ndsätzen erfolgen, sie kann nur wegen belastbare­r rechtliche­r Gründe untersagt werden. Dies ist in diesem Fall nicht gegeben. Die Band ist nicht verboten. Und die Bundesprüf­stelle für jugendgefä­hrdende Medien hat keine Tonträger beziehungs­weise bestimmte Lieder indiziert“, sagt Stadtsprec­her Thomas Blug.

Andere Veranstalt­er hatten indes schon Erfolg. Letztes Beispiel: Im nordrhein-westfälisc­hen Burbach wurde das für September geplante Deutschroc­k-Festival „Feuer & Eis“nach öffentlich­em Druck abgesagt. Headliner waren Freiwild und Krawallbrü­der. Das Konzert sollte in unmittelba­rer Nähe zu einem Flüchtling­sheim mit 700 Menschen stattfinde­n.

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