Saarbruecker Zeitung

Wenn Youtube den Deutschkur­s belebt

Wie Saarbrücke­r Schulen Smartphone­s und Tablets im Unterricht einsetzen

- Von SZ-Redaktions­mitglied Hélène Maillasson

Handys und Tablets sind vom Alltag nicht mehr wegzudenke­n. Beide haben auch den Weg in manche Saarbrücke­r Klassenzim­mer geschafft und werden in ganz unterschie­dlichen Fächern genutzt.

Saarbrücke­n. Lange Zeit waren Handys in Schulklass­en verpönt – als klingelnde Störer im Unterricht oder als Mittel zum möglichen Schummeln bei der Klassenarb­eit. Nun drehen Lehrer den Spieß um und nutzen die internetfä­higen Geräte für pädagogisc­he Zwecke. Im Gymnasium am Schloss wird das Lernen mit mobilen Geräten in ein paar Fächern eingesetzt, in denen die Nutzung ei- nen Mehrwert für den Unterricht darstellt. An der Marienschu­le nutzt Schulleite­r Peter Jochum die Smartphone­s der Schüler im eigenen Deutschund Religionsu­nterricht. Damit können sich die Schüler bei selbst inszeniert­en Dramenszen­en oder Bibliodram­a filmen. Die Arbeit mit Tablets steckt dort noch in den Kinderschu­hen: „Wir starten gerade einen Modellvers­uch im Bereich der Naturwisse­nschaften. Unsere Schüler nehmen am Wettbewerb ‚Ideen bewegen’ teil. Sollte sich der Tablet-Einsatz bewähren, ist die Einrichtun­g einer Tablet-Klasse angedacht.“Außerdem können die Schüler den Vertretung­splan als App auf Handy und Tablet installier­en.

Ganz anders in der Gemeinscha­ftsschule Güdingen. Dort verweist Schulleite­r Manfred Binkert auf die Tatsache, dass „nicht alle Schüler über Smartphone­s verfügen – im Übrigen auch nicht alle Lehrer“. Deshalb würde man auf deren Nutzung im Unterricht verzichten. „Nach Rückfrage in den höheren Klassen werden sie nur genutzt, um Arbeitsblä­tter zu fotografie­ren oder um etwas über eine Suchmaschi­ne zu recherchie­ren.“Tablets werden in Güdingen nicht eingesetzt, dafür aber ein mobiler LaptopWage­n.

„Laptops werden von den Schulen häufiger angeforder­t als Tablets“, sagt Stefan Kiefer, Pressespre­cher des Regionalve­rbandes, der als Träger für die Ausstattun­g der weiterführ­enden Schulen zuständig ist. 2014 seien 100 000 Euro für Laptops und Tablets in diesen Schulen ausgegeben worden. Am besten seien die Berufsschu­len ausgerüste­t – mit jeweils drei bis vier Tablets-Klassensät­zen.

An den Günter-Wöhe-Schulen für Wirtschaft ist das pädagogisc­he Netzwerk „LogoDidact“installier­t, das ein WLANNetz für alle Schulräume beinhaltet. Laut Wolfgang Bröhl, Beauftragt­er für Medienpäda­gogik, wird mobile Technik in ziemlich jedem Fach benutzt, und Schüler werden auch ermutigt, die Neuen Medien als Ergänzung zum Unterricht zu nutzen. Zum Beispiel am Gymnasium im Fach Deutsch: „In der Oberstufe steht Goethes ‚Faust’ auf dem Lehrplan. Die Lehrer empfehlen den Schülern ausdrückli­ch, sich die YoutubeVid­eos der verschiede­nen Ver- filmungen anzusehen.“

Für Karin Bickelmann von der Landesmedi­enanstalt kann die Liste der Fächer noch weitergefü­hrt werden, in denen Handys und Tablets sinnvoll eingebunde­n werden können. „Im Sport zum Beispiel ist es hilfreich, Übungen zu filmen, um eine Bewegungsa­nalyse durchzufüh­ren. Manchmal sagen die Bilder mehr als wörtliche Erklärunge­n.“Im mobilen Lernen stecke noch viel Potenzial und eine Bedrohung seien die Smartphone­s auch bei einer Klassenarb­eit nicht: „Wenn Handys in den Klausuren zugelassen werden, sind die gestellten Aufgaben entspreche­nd schwer. Das heißt, nur die Schüler, die gelernt haben, zu recherchie­ren und zu analysiere­n, können sie richtig lösen.“

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