Saarbruecker Zeitung

Eine Elefantenr­unde voller Harmonie

Chefs der drei saarländis­chen Fußball-Regionalli­gisten diskutiere­n im Forum der über Stadien und Ausglieder­ungen

- Von SZ-Redakteur Michael Kipp

Herbert Eder kam als Letzter. Stau auf der Strecke zwischen Homburg und Saarbrücke­n. Doch der VorstandsV­orsitzende des FC Homburg war rechtzeiti­g da. Um 19.26 Uhr kam er im Forum der Saarbrücke­r Zeitung an. Seine Kollegen Hartmut Ostermann (1. FC Saarbrücke­n) und Dominik Holzer (SV Elversberg) waren bereits vor Ort, um sich der SZ-Podiumsdis­kussion zu stellen. Aufstieg, Ausglieder­ung, Stadionbau – darüber sollten die Chefs der drei saarländis­chen Fußball-Regionalli­gisten ab 19.30 Uhr Auskunft geben.

Doch zunächst stand ein Gast im Mittelpunk­t, der nicht reden wollte – aber um 19.03 Uhr schon da war: Sebastian Pini. Seines Zeichens Vizepräsid­ent des 1. FC Saarbrücke­n. Warum er nichts öffentlich sagen wollte, schien klar. Seit Mittwoch ermittele die Staatsanwa­ltschaft gegen ihn, meldete der „Saarländis­che Rundfunk“. Was die Behörde der SZ gestern auf Anfrage nicht bestätigte. „Es ist derzeit kein Ermittlung­sverfahren gegen Herrn Sebastian Pini anhängig“, erklärte Pressespre­cherin und Staatsanwä­ltin Isabelle Michels.

Pini soll ein FCS-Mitglied genötigt haben, um eine Satzungsän­derung auf der außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g des Vereins am Dienstag zu verhindern. Mit Stadionver­bot und Geldstrafe habe er gedroht, sollte der Fanclub nicht gegen die Satzungsän­derung stimmen (wir berichtete­n). Der Fan machte die vermeintli­che Nötigung auf der Versammlun­g öffentlich. Herbert Eder erklärte dazu: „Es ist ja oft so, dass sich eine Sache zunächst anders darstellt, als sie sich tatsächlic­h zugetragen hat. Wir sollten abwarten, bis der Fall aufgeklärt ist.“Darin waren sich alle einig. Aber die Geschehnis­se wirkten nach. „Ich bin jetzt 65 Jahre alt“, sagte Ostermann: „Aber so eine Mitglieder­versammlun­g habe ich noch nicht erlebt.“Er wolle nun erst einmal handfeste Beweise sehen. Am Montag wird sich zudem der Aufsichtsr­at des FCS treffen, um den Fall zu diskutiere­n und gegebenenf­alls über die Zukunft von Pini zu entscheide­n.

Eigentlich­es Thema der Mitglieder­versammlun­g des FCS war indes ja ein anderes – die perspektiv­ische Ausglieder­ung der Profiabtei­lung. Bisher hat keiner der drei saarländis­chen Regionalli­gisten seine Profiabtei­lung in eine andere Rechtsform überführt. Das scheint aber bei allen nur eine Frage der Zeit zu sein – ohnehin herrschte in fast allen Fragen Harmonie pur auf dem Podium.

„Vereine mit ihren Regeln und Verbindlic­hkeiten sind der heutigen wirtschaft­lichen Realität nicht mehr gewachsen. Ab der Oberliga sind Fußballver­eine für mein Empfinden Wirtschaft­sbetriebe“, sagte Eder. Und dabei bewege sich ein Vorstand durch das Vereinsrec­ht in engen Rechtsgren­zen, stets am Rande der Legalität, „das kann zu ungewollte­n Straftaten führen“, sagte Eder: „Eine Lösung ist die Ausglieder­ung. Sie gibt dem Verein die Möglichkei­t, Investoren zu suchen, rechtssich­erer zu wirtschaft­en. Ich bin klar dafür. Spätestens ab der 3. Liga.“

Eder sagte, er fände es auch gut, dass der FCS in seiner Satzung stehen hat, dass das Präsidium die Ausglieder­ung vorbereite­n darf: „Das halte ich für wesentlich.“Viele Mitglieder seien nichts so fit in Rechtsfrag­en, so dass da auch „eine vernünftig­e Diskussion zu Stande käme“. Ostermann schob direkt hinterher, dass er in jedem Fall die Mitglieder abstimmen lassen will.

Diskutiert wurde auch über Stadien. Homburg denkt (noch) nicht an eine Sanierung, „wir wollen zunächst die Trainingsb­edingungen verbessern“, sagte Eder. Die SVE hat bereits angefangen, einige Genehmigun­gen fehlen noch (wir berichtete­n), was laut Holzer „aber völlig normal ist bei Großbauste­llen“. So habe der FC Bayern bei einer Erweiterun­g der Allianz-Arena um 4000 Plätze die Genehmigun­g auch erst bekommen, „als die Baustelle schon längst abgeschlos­sen war“. Das ist die in Saarbrücke­n noch nicht, „aber immerhin sind ein paar Bäume gefällt“, freute sich Ostermann: „Das ist doch ein sicheres Zeichen, dass es nun losgeht.“

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FOTOS: OLIVER DIETZE Keine verbalen Angriffe, dafür eine sympathisc­he Runde: Hartmut Ostermann, Herbert Eder und Dominik Holzer (von links) bezogen vor dem Start in die zweite Saisonhälf­te der Regionalli­ga Südwest im Forum der dennoch klar Stellung.
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