Saarbruecker Zeitung

Minister Bouillon und Protestant­en beenden Streit um Kirchenasy­l

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Saarbrücke­n. Der Streit um das Kirchenasy­l im Saarland ist vorerst beigelegt. Gestern teilten Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) und der evangelisc­he Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann in einer Presseerkl­ärung mit, dass man „eine gemeinsame Vorgehensw­eise“vereinbart habe. Es solle an der Tradition des Kirchenasy­ls weiterhin festgehalt­en werden. Jedoch sei dieser Schutz von abgelehnte­n Asylbewerb­ern vor der Abschiebun­g in kirchliche­n Einrichtun­gen kein „eigenständ­iges, neben dem Rechtsstaa­t stehendes Institut“. „Deshalb darf Kirchenasy­l nur in begründete­n Ausnahmefä­llen angewendet werden“, erklärte Bouillon. Hofmann sagte der SZ, dass er „positiv überrascht gewesen“sei über den Verlauf des gestrigen Vier-Augen- Gesprächs mit Bouillon. Man habe Handy-Nummern ausgetausc­ht, um sich bei dringenden Fällen zu verständig­en. Derzeit befinden sich zwei Menschen in evangelisc­hem Kirchenasy­l im Saarland. Bouillon hatte tags zuvor die Kirchen dafür kritisiert, dass sie die Behörden nicht über Inobhutnah­men von Flüchtling­en informiert­en. Und dass auch Flüchtling­e, die in andere EU-Länder abgeschobe­n werden sollten, in Kirchen Asyl fänden („Dublin-Fälle“). Hofmann betonte, dass es darum gehe, Menschen in akuter psychische­r und gesundheit­licher Not vor Abschiebun­g zu schützen.

SPD, Linke, Grüne und Piraten im Landtag hatten sich zuvor von Bouillons Kritik am Kirchenasy­l distanzier­t. Die SPD-Fraktion erklärte, das Kirchenasy­l funktionie­re gut, „gerade auch weil es sehr zurückhalt­end genutzt“werde und die Kirchen still Verantwort­ung wahrnähmen. Die Linksfrakt­ion teilte mit, Ehrenamtli­che verhindert­en durch ihr mutiges Eintreten, „dass Schutzbedü­rftige ohne genaue Einzelfall­prüfung vorschnell abgeschobe­n“werden. red/dik

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