Terrormiliz IS zerstört Kulturgüter im Irak
Unesco-Direktorin fordert nach Kunst-Vandalismus eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates
Die Organisation IS zeigt in einem Video, wie einige Anhänger in der Stadt Mossul und in der Ausgrabungsstätte Ninive wüten. Für Unesco-Chefin Irina Bokova ist die Vernichtung von Kunstwerken ein gezieltes Aufstacheln zu noch mehr Gewalt.
New York. Nach der Zerstörung einzigartiger Kulturgüter im Irak durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat UnescoChefin Irina Bokova eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates gefordert. „Dieser Angriff ist mehr als eine Kultur-Tragödie – dies ist auch eine Sicherheitsfrage, da er Sektierertum, gewaltsamen Extremismus und Konflikte im Irak schürt“, begründete die Generaldirektorin der UNOrganisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur ihre Forderung. Sie verurteilte die systematische Zerstörung irakischen Kulturguts als einen „gezielten Angriff auf die Jahrtausende alte Geschichte und Kultur des Iraks“, ebenso wie als „Anstacheln zu Gewalt und Hass“.
Die IS hatte im Norden des Iraks einzigartige Kulturgüter aus altorientalischer Zeit zer- stört. Darunter ist eine assyrische Türhüterfigur, die mehr als 2600 Jahre alt ist. Ein Internetvideo der Extremisten zeigt, wie IS-Anhänger im Museum der Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive bedeutende Bildwerke aus der Antike zertrümmern. Auch Quellen vor Ort berichteten von der Zerstörung. Experten bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich bei vielen der zerstörten Stücke um Originale handelt. Die Türhüterfigur sei eine „Ikone der altorientalischen Bildkunst“, sagte Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin, am Donnerstag. „Das ist so, als würde jemand die Sphinx in Ägypten zerstören.“Der Verlust sei eine Katastrophe. Die sunnitischen Extremisten zerstörten die Figur mit einem Presslufthammer. Unter den zerstörten Kulturgütern sind auch zahlreiche weitere assyrische Statuen, teilweise größer als ein Mensch.
Der etwa fünf Minuten lange Film zeigt, wie Islamisten im Museum in der IS-Hochburg Mossul mit großen Hämmern auf die Stücke einschlagen oder sie umstürzen, sodass sie zu
Irina Bokova Bruch gehen. In dem Video erklärt ein IS-Anhänger, die Statuen hätten Assyrern und anderen Völkern der Vielgötterei gedient. Auch der Prophet Mohammed habe alle Götzenfiguren zerstört, als er nach Mekka gekommen sei. Der IS beruft sich dabei auf eine Interpretation des Islams, die die bildliche Darstellung von Menschen und Gott verbietet.
Der Fall erinnert an die Buddha-Statuen von Bamian, die den Taliban in Afghanistan zum Opfer fielen. Am kommenden Sonntag vor genau 14 Jahren begann das damals in Kabul herrschende radikal-islamische Regime damit, die beiden 38 und 55 Meter hohen Statuen aus dem sechsten Jahrhundert zerstören zu lassen. Auch weltweite Proteste konnten die Taliban damals nicht stoppen. Die Unesco erklärte die Überreste der Buddhas 2003 zum Weltkulturerbe. Die beiden Statuen wurden seitdem nicht wieder aufgebaut. dpa