Saarbruecker Zeitung

Kampf gegen Echtpelz

SPD macht Front gegen Tierfelle – Verbrauche­r durch Kennzeichn­ungen oft getäuscht

- Von SZ-Korrespond­ent Hagen Strauß

Ist an der neuen Jacke Echtoder Kunstpelz verarbeite­t? Oft ist das für Käufer nicht leicht zu erkennen. Die SPD will das nun ändern und fordert eine klare Kennzeichn­ungspflich­t für Produkte mit Echtpelz.

Berlin. Pelz ist beliebter denn je: Weltweit sind laut Erhebungen die Umsätze in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen, allein in Deutschlan­d wird demnach jährlich eine Milliarde Euro damit umgesetzt. Was die meisten Kunden aber nicht wissen: Oft handelt es sich nicht um Kunst-, sondern um Echtpelz. Die SPD will deshalb die Kennzeichn­ungspflich­ten für Pelzproduk­te verschärfe­n.

Sind die Effekte der AntiPelz-Kampagnen vergangene­r Jahrzehnte verpufft? Das glauben die Sozialdemo­kraten nicht. Die meisten Verbrauche­r würden nach wie vor aus Tierschutz­gründen echte Pelze meiden wollen. „Uns geht es darum, dass die Menschen wissen, was sie kaufen“, so der für die SPD-Bundestags­fraktion zuständige Berichters­tatter Johann Saathoff. Es könne nicht sein, „dass demjenigen, der eigentlich darauf verzichten will, Pelz oder andere tierische Bestandtei­le untergejub­elt werden“.

In Europa gilt seit 2012 die Textil-Kennzeichn­ungsverord­nung. Tierische Materialie­n wie Echtpelz müssen am Produkt mit dem Satz „enthält nicht-textile Bestandtei­le tierischen Ursprungs“gekennzeic­hnet werden. Die Bezeichnun­g ist nach Ansicht der SPD aber verwirrend und schwammig, so dass den wenigsten Ver-

Echter Pelz oder Imitat? Die SPD verlangt bei Tierfellen klare Hinweise für Käufer.

brauchern klar sei, dass dies Echtpelz bedeuten könne. „Wir wollen eine klare, eindeutige Kennzeichn­ung“, drängt Saathoff. „Ob bei Schlüssela­nhängern, der Krawatte oder der Jacke.“Dann müsse der Verbrauche­r auch „nicht mehr dreimal nachdenken, ob er jetzt das gekauft hat, was er nicht möchte.“

Genauso sehen es Tierschütz­er. „Die bestehende Kennzeichn­ungsverord­nung bietet nur unzureiche­nde Infos“, kritisiert Wildtier-Experte Thomas Pietsch von der Organisati­on „Vier Pfoten“. Der Kunde müsse klare Angaben zur Tierart, zur Herkunft und zu den Haltungsbe­dingungen der Tiere erhalten.

Noch etwas kommt hinzu: Viele Pelze, die oft aus China kommen, weisen eine hohe Schadstoff­belastung auf. Mit einer ordentlich­en Kennzeichn­ung könnten Verbrauche­r dann Kunstpelz wählen, um den Chemikalie­n in Echtpelzen aus dem Weg zugehen.

Erste Gespräche mit dem Koalitions­partner Union haben laut SPD bereits stattgefun­den. Nächste Woche soll erneut beraten werden.

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