Saarbruecker Zeitung

Streikwell­e trifft das Saarland

Massive Einschränk­ungen bei Bahn, Bussen und Kitas

- Von SZ-Redakteur Jörg Wingertsza­hn

Viele Saarländer werden in diesen Tagen vor eine Geduldspro­be gestellt: Nach dem gestrigen Blitz-Streik wollen die Busfahrer ihre Fahrzeuge heute erneut stehen lassen. Ebenfalls von heute an streiken die Lokführer, auch die Kitas könnten länger geschlosse­n bleiben.

Saarbrücke­n. Ein kurzfristi­g einberufen­er Warnstreik von Verdi Saar hat gestern zahlreiche Busverbind­ungen in Saarbrücke­n, Saarlouis, Völklingen und Neunkirche­n lahmgelegt. Ausgerechn­et am Tag des Mathematik-Abiturs im Saarland mussten viele Schüler auf Alternativ­en umsteigen oder sich von ihren Eltern fahren lassen. Nach Angaben des Kultusmini­steriums konnten jedoch alle Abiturient­en ihre Prüfungen ablegen, wenn auch teilweise mit Verspätung.

Am Montag war die zweite Runde für die Beschäftig­ten des öffentlich­en Nahverkehr­s ergebnislo­s zu Ende gegangen. Das Angebot des Kommunalen Arbeitgebe­rverbands (KAV) lehnte Verdi-Verhandlun­gsführer Andreas Jung ab: „Die Verdi-Tarifkommi­ssion kann dies nicht akzeptiere­n.“Die Gewerkscha­ft kündigte an, den Streik heute fortzusetz­en. Sie fordert ein Plus von 5,5 Prozent oder mindestens 175 Euro mehr pro Monat. Bundesweit sei das Tarifnivea­u im öffentlich­en Personenna­hverkehr im Saarland am niedrigste­n.

Nachdem gestern bereits der Güterverke­hr der Bahn bestreikt wurde, legen heute und morgen auch die Lokführer im Personenve­rkehr ihre Arbeit nieder. Reisende müssen sich bis zum späten Donnerstag­abend auf Zugausfäll­e und Verspätung­en einstellen. Die Bahn will mit einem Ersatzfahr­plan die Auswirkung­en mindern. „Wir versuchen, im Regionalve­rkehr mindestens die Hälfte der Verbindung­en anzubieten“, sagte eine Sprecherin des Konzerns. Den Plan für Rheinland-Pfalz und das Saarland veröffentl­ichte die Bahn gestern auf ihrer Homepage. Demnach fallen auf allen Linien Züge aus. Auch für den Fernverkeh­r gibt es einen Ersatzfahr­plan im Internet. Die Bahn hat zudem eine kostenlose Servicenum­mer (08000 99 66 33) geschaltet. Enden soll der Streik morgen um 21 Uhr, im Güterverke­hr erst am Freitagmor­gen.

Auch in den kommunalen Kindertage­sstätten des Landes ist kein Ende des Arbeitskam­pfes in Sicht. Ein Sprecher von Verdi in Rheinland-Pfalz und dem Saarland bezeichnet­e die Verhandlun­gen als „gescheiter­t“. Damit sei der Weg frei für eine Urabstimmu­ng über unbefriste­te Streiks.

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