Saarbruecker Zeitung

Souverän, bescheiden, beliebt

Saar-Sport-Legende Werner Zimmer ist am Montag gestorben – Ein Rückblick auf ein Reporterle­ben

- Von Rolf-Dieter Ganz

Der populären Sportschau lieh Werner Zimmer fast drei Jahrzehnte Stimme und Gesicht. Im Saarland machte er sich aber nicht nur deshalb einen Namen. Die Reporter-Legende starb am Montag nach langer Krankheit.

Saarbrücke­n. Die meisten Menschen dürften „WeZi“, wie ihn seine Kollegen nannten, seine sonore Stimme und starker Präsenz vor Mikrofon und Kamera in Erinnerung haben. Oder als „Mister Sportschau“. Dort gab er seiner Leidenscha­ft im Fernsehen ein Gesicht. Zwei Jahrzehnte präsentier­te Werner Zimmer samstagabe­nds einem Millionenp­ublikum die jüngsten Ereignisse aus der Welt des Sports. Der ehemalige Programmdi­rektor und stellvertr­etende Intendant des SR, ist am Montag im Alter von 78 Jahren gestorben.

Nach dem Motto „Man muss alles mal gemacht haben“hat Werner Zimmer von 1961 bis 2001 bei seinem Heimatsend­er – dem er trotz aller Versuche von Privatsend­ern, ihn abzuwerben, die Treue hielt – eine beispiello­se Karriere durchlaufe­n. Was er in seiner Bescheiden­heit mit den Worten kommentier­te: „Ich habe im Leben viel Glück gehabt.“Angefangen hat er 1957 noch bei Radio Saarbrücke­n, wo er sich in der Sportredak­tion – damals unter der Leitung von Jupp Hoppen, dem Zimmer nach eigenen Worten viel zu verdanken hat – etwas Geld für sein Studium (Geschichte, Theologie und Sport) verdiente. Der Sport war von Anfang an sein Leben. Seine sportliche­n Aktivitäte­n in der Leichtathl­etik erleichter­ten den Einstieg beim Sender: als ehemaliger Saarland-Rekordhalt­er über 800 Meter und – mit Armin Hary – in der 4 x 100-Meter-Staffel. Der Sport ließ ihn nie los. Selbst in den letzten Jahren – ob als erfahrener Funktionär an der Spitze der saarländis­chen Leichtathl­eten und Vorstandsm­itglied des Landesspor­tverbandes oder als aktiver Sportler.

Sein journalist­isches Credo: „Engagement, verantwort­ungsbewuss­te Recherche, Flexibilit­ät, kritische und objektive Berichters­tattung“ermöglicht­e ihm problemlos und glaubwürdi­g den Wechsel zwischen der Moderation von Sport- und politische­n Sendungen oder Unterhaltu­ngsshows. Ob als Reporter des „Aktuellen Berichts“Ende der 60er Jahre – mit Friedrich Nowottny – oder als Präsentato­r von Wahlmagazi­nen – Zimmer wurde stets als fairer Gesprächsp­artner akzeptiert. Seine Souveränit­ät im Umgang mit den Medien Radio und TV stellte er vor allem bei unvorherge­sehenen Ereignisse­n unter Beweis. Dann wurde er sein eigener Regisseur – er hatte ja jede Menge Erfahrunge­n gesammelt: Ab 1970 als Sportchef, als Leiter der Abteilung „Aktuelles Fernsehen“und 1991 der Hauptabtei­lung „Sport und Gesellscha­ft“; als Programmdi­rektor Fernsehen (1993), als Stellvertr­etender Intendant (1996) und als Programmdi­rektor Hörfunk und Fernsehen bis zu seiner Pensionier­ung Ende 2001.

Ab 1964 arbeitete Zimmer schon für die ARD; unter anderem als Reporter und Moderator bei Olympische­n Sommer- und Winterspie­len sowie bei Weltund Europameis­terschafte­n. Seine Schwerpunk­te: Fußball (mit Trainer A-Schein), Leichtathl­etik, Radsport, Rudern und Kanu. Von 1966 bis 1993 gehörte er zu den Moderatore­n der ARD-Sportschau und erwarb sich in 314 Sendungen den Titel „Mister Sportschau“. Seine Popularitä­t blieb auch danach ungebroche­n.Seine besondere Liebe und Fürsorge gehörte seit den 60er Jahren der „Tour de

Den Zuschauer hatte Zimmer immer Blick – egal ob vor der Kamera oder dahinter.

Über die Parteigren­zen hinweg hat der Tod Werner Zimmers Trauer ausgelöst. „Wir verlieren mit ihm einen zuverlässi­gen Ratgeber, einen außergewöh­nlichen Saarland-Botschafte­r und einen anerkannte­n Repräsenta­nten unseres Landes“, reagierte Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) auf die Nachricht. Mit dem Tod des langjährig­en Sportschau-Moderators „verstummt eine große Stimme“, sagte Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD). Bleiben werden „Erinnerung­en an eine prägende Figur unseres Landes“. Sportminis­ter Klaus Bouillon (CDU) trauert um den früheren Fernseh-Programmdi­rektor des SR als „guten Freund und langen Weggefährt­en“. Für Saar-Linksfrakt­ionschef Oskar Lafontaine hat der Moderator dem Saarland „in der Welt des Sports über viele Jahre ein Gesicht gegeben“. Seine Leidenscha­ft für den Sport und seine Fairness seien für Kollegen „Beispiel und Ansporn“gewesen. Grünen-Fraktions-Vize Klaus Kessler dankte Zimmer dafür, dass er „mit seinem großen Engagement über Jahrzehnte hinweg dem Saarsport ein Gesicht verliehen“hat. „Ein Saarland ohne Werner

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FOTO: IMAGO Werner Zimmer am Mikro: Als Sportrepor­ter berichtete er nicht nur von vielen Olympische­n Spielen .
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