Saarbruecker Zeitung

Wo bleibt das Interesse an den Flüchtling­en?

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Zur laufenden Berichters­tattung über die zahlreiche­n Flüchtling­sdramen im Mittelmeer

Seit den Kriegen in Nahost, vor denen Menschen flüchten müssen, sind schon tausende Flüchtling­e ertrunken, die auf viel zu kleinen Booten von üblen Schleppern für ihr letztes zusammenge­kratztes Geld nach Europa geschickt wurden. Jetzt ist das bisher schlimmste Un- glück mit rund 700 Toten passiert. Ich bin sehr gespannt, ob das nun endlich dem öffentlich­rechtliche­n Fernsehen ein Brennpunkt oder eine Sondersend­ung wert ist. Oder müssen bei Katastroph­en unbedingt Deutsche betroffen sein? Dann kommen sogar ranghohe Politiker zum Unglücksor­t und sind „betroffen“und mit den „Gedanken bei den Angehörige­n“. Im Fernsehen laufen von früh bis in die Nacht Sondersend­ungen, in denen wild über die Ursachen des Unglücks spekuliert wird. Die ertrunkene­n Flüchtling­e, darunter viele Kinder, interessie­ren uns Europäer nicht! Ellenruth Al Saadawe, Riegelsber­g

Sehr geehrte Frau Al Saadawe, es liegt doch nahe, dass das Schicksal von Landsleute­n eher bewegt, aufwühlt und erschütter­t. Über die Flüchtling­e, die den Weg über das Mittelmeer nach Europa antreten, wird aber doch ebenfalls sehr ausführlic­h berichtet. Das hat gerade jetzt zur Folge, dass sich die Europäer anschicken, eine neue Hilfsaktio­n zu starten, um die gefährdete­n Menschen eben nicht sich selbst zu überlassen. Ob dieser Sinneswand­el zu spät erfolgt, darüber muss man diskutiere­n. Erst Recht darüber, wie fragwürdig sich Europa grundsätzl­ich zum Umgang mit den Flüchtling­en positionie­rt. Ihr Peter Seringhaus

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