Saarbruecker Zeitung

Deutsch wird wieder beliebter im Ausland

Nach Jahren des Rückgangs erfährt Goethes Sprache Zulauf

- Von SZ-Korrespond­ent Werner Kolhoff

Am beliebtest­en ist Deutsch in Polen, aber auch in anderen Ländern wird diese für viele so schwere Sprache immer mehr gepaukt. Nur in Frankreich und Indien gibt es politische Probleme mit dem Unterricht.

Berlin. Weltweit rangiert Deutsch als Fremdsprac­he abgeschlag­en hinter Englisch, Spanisch und Französisc­h. Aber nach kontinuier­lichem Rückgang bis 2010 hat die Sprache Goethes in den letzten Jahren wieder Zulauf erfahren. 15,4 Millionen Schüler und Studenten lernen sie derzeit im Ausland, rund 570 000 mehr als vor fünf Jahren. Zumeist als Zweit- oder Drittsprac­he. Die Polen sind deutlich am stärksten interessie­rt – in Frankreich und Indien hingegen gibt es neuerdings politische Schwierigk­eiten.

2,28 Millionen Schüler und Studenten pauken östlich der Oder Deutsch, mehr als irgendwo sonst. Das ergab die gestern präsentier­te Erhebung des Auswärtige­n Amtes, die alle fünf Jahre erstellt wird. Hinter Polen rangieren Großbritan­nien und Russland mit je 1,5 Millionen auf den folgenden Plätzen, ehe dann mit knapp über einer Million Deutschsch­ülern das Nachbar- land Frankreich folgt. Ausgerechn­et Paris aber will nun den Deutschunt­erricht im Zuge einer Schulrefor­m drastisch beschränke­n. Er sei ebenso wie Latein oder Altgriechi­sch „elitär“, befand Bildungsmi­nisterin Najat Vallaud-Belkacem, weshalb das Angebot an den Mittelschu­len radikal gekürzt werden soll.

Das Thema war Ende März schon Gegenstand beim deutsch-französisc­hen Gipfel. Staatsmini­sterin Maria Böhmer (CDU) appelliert­e gestern noch einmal direkt an Präsident Hollande: „Die deutsch-französisc­he Partnersch­aft braucht mehr Deutsch und nicht weniger.“Inzwischen haben sich 60 Abgeordnet­e der Nationalve­rsammlung dem Protest der Deutschleh­rer angeschlos­sen. Noch ist die Sache nicht entschiede­n.

Politische Probleme gibt es ebenfalls mit Indien, wo die neue Regierung ankündigte, ein Abkommen mit der Bundesregi­erung über das Projekt „Deutsch in 1000 Schulen“wieder zu kündigen. Damit sollten 115 000 indische Schulkinde­r in den Deutschunt­erricht gelockt werden. Nationalis­tische Kräfte fordern je- doch, wieder mehr das traditione­lle Sanskrit zu lehren statt Fremdsprac­hen. Beim Staatsbesu­ch von Präsident Modi letzte Woche in Berlin sprach Außenminis­ter FrankWalte­r Steinmeier (SPD) das Thema an; Ausgang ebenfalls offen.

Die Verbreitun­g der deutschen Sprache erfährt in Berlin also intensive politische Unterstütz­ung; gleich vier Institutio­nen kümmern sich: das Goethe-Institut, der Deutsche Akademisch­e Austauschd­ienst, die Zentralste­lle für die Auslandssc­hulen und die Kultusmini­sterkonfer­enz. Offenbar mit einigem Erfolg. In 60 Prozent der Länder gab es Zuwächse. Viele junge Menschen aus den wachsenden Mittelschi­chten träumen davon, entweder einmal in Deutschlan­d zu arbeiten oder zu studieren bzw. für eine deutsche Firma tätig zu sein. In den Euro-Krisenländ­ern Griechenla­nd und Spanien boomt das Deutsche regelrecht – wegen möglicher Arbeitscha­ncen. Über 117 000 chinesisch­e Schüler lernen übrigens ebenfalls Deutsch. Allerdings sind das bei insgesamt 220 Millionen Schülern trotzdem nur 0,05 Prozent.

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