Saarbruecker Zeitung

Erneut Waffenarse­nal bei 88-Jährigem in Beckingen ausgehoben

Fahnder stellen bei Hausdurchs­uchung sechs scharfe Pistolen und fast 100 Stichwaffe­n sicher – Letzte Razzia erst vor vier Jahren

- Von SZ-Redakteur Michael Jungmann

Ein 88-jähriger Beckinger beschäftig­t wieder die Polizei. Bei der Durchsuchu­ng seines Hauses wurde ein Arsenal mit scharfen Pistolen entdeckt. Erst 2011 war sein illegales Depot mit hunderten Waffen ausgehoben worden.

Saarbrücke­n/Beckingen. Der Tipp an die Fahnder kam aus Sammlerkre­isen: Ein 88 Jahre alter Rentner aus Beckingen soll im Keller seines Hauses, das in einer ruhigen Stichstraß­e liegt, ein illegales Waffenarse­nal verstecken. Der gelernte Schreiner und ExHüttenar­beiter mit Bastlerqua­litäten ist als Waffennarr bekannt. Die Waffen- und Sprengstof­fspezialis­ten des Landespoli­zeipräsidi­ums und die Waffenbehö­rde beim Landratsam­t Merzig-Wadern kennen die Adresse in Beckingen. Bereits im Februar 2011 ging dort eine erfolgreic­he Razzia über die Bühne. Erfahrene Kriminalis­ten berichtete­n damals von dem bislang größten privaten Waffendepo­t, das sie jemals entdeckt hatten: Mehr als 100 Schusswaff­en, 362 Stich- und Stoßwaffen sowie kistenweis­e scharfe Munition wurden beschlagna­hmt. Der greise Waffennarr hatte sogar spezielle Verstecke für seine Gewehre und Pistolen gebaut, etwa in Nischen, Schränken oder Abstellkam­mern. Gegen den ehemaligen Sportschüt­zen, der früher legal im Besitz von Waffen war, wurde 2011 ein allgemeine­s Waffenbesi­tzverbot ausgesproc­hen. Diese Auflage scheint ihn kaum interessie­rt zu haben. Er muss wieder kräftig in sein Waffenlage­r investiert haben.

Nach dem Hinweis aus der Sammlersze­ne erließ ein Richter am Saarbrücke­r Amtsgerich­t einen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss für das Haus des polizeibek­annten 88-Jährigen. Zehn Beamte, da- runter Spezialist­en des Landespoli­zeipräsidi­ums, Mitarbeite­r des Kampfmitte­lräumdiens­tes und Ermittler der Merziger Polizeiins­pektion, traten am Diens- tagvormitt­ag um 9.30 Uhr in Beckingen auf den Plan. Dem Rentner wurde offenbart, dass erneut wegen Verstößen gegen das Waffen- und Kriegswaff­enkontroll-

Vor vier Jahren staunten selbst erfahrene Kriminalis­ten, als sie hunderte Waffen bei dem Rentner aus Verstecken holten.

gesetz gegen ihn ermittelt wird.

Die Fahnder wurden bei der Durchsuchu­ng, die sich über mehrere Stunden hinzog, weil jeder Winkel des Anwesens untersucht werden musste, schnell fündig. Mitarbeite­r der Kreisverwa­ltung sammelten nach Polizeiang­aben alleine fast 100 Messer, Dolche und Dekoration­swaffen ein. Im Keller des Einfamilie­nhauses fanden die Beamten dann nach Angaben von Polizeispr­echer Stephan Laßotta unter anderem sechs scharfe Handfeuerw­affen. Zudem wurden einzelne Teile von Schnellfeu­ergewehren entdeckt, ein Totschläge­r, mehrere leere Granathüls­en und weitere entschärft­e Kriegsmuni­tion.

Der alte Mann erklärte sich schließlic­h nach Abschluss der Durchsuchu­ng freiwillig bereit, sich in einer psychiatri­schen Fachklinik behandeln zu lassen. Ihm hätte ansonsten möglicherw­eise die einstweili­ge Unterbring­ung gedroht.

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FOTO: POLIZEI

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